Raphael, Victoria und Johannes lieben es, im Heu zu toben. / Foto: Anton Koll
Zu Gast am 4-Generationen Biohof
Nicht nur biologischer Anbau und artgerechte Tierhaltung gehören zur Philosophie der Familie Freiler in Krumbach. Auch dem Leben in der Großfamilie, von der Uroma bis zum Enkel, können sie etwas abgewinnen. Etwas, das heute selten geworden ist.
Am Biohof Freiler ist so gut wie nie „Not am Manne“. Denn der riesige Vierkanthof, den die Urgroßeltern von 1957 bis 1960 erbauten, bietet genug Platz für vier Generationen, jede in ihrer eigenen Wohneinheit.
„Die Generationen können voneinander nur profitieren“, ist sich Jungbäuerin Cornelia Freiler sicher. „Es ist immer wer da, wenn die Kinder von der Schule heimkommen und ich etwas Dringendes zu erledigen habe. Umgekehrt, wenn die ,Urlis‘ was brauchen, sind wir für sie da.“ Biobauer Christoph Freiler ist sich sicher: „Die Kinder lernen soziale Kompetenz, das ist ganz wichtig für ihr späteres Leben.“
So kocht die über Achtzigjährige noch für die ganze Familie, am Wochenende wechseln sich die Oma und die Jungbäuerin ab. Auch den Küchengarten bewirtschaftet die Uroma noch selbst, mit Hilfe der Urenkel. Cornelia Freiler bäckt das Brot für die ganze Familie, die Oma stellt manchmal Topfen und Joghurt aus der eigenen Milch her.
Selbstversorger
Die Familie wirtschaftet im Vollerwerb. „Wir betreiben Milchwirtschaft mit 32 Milchkühen und sind Mitglied bei der ‚nahgenuss‘-Plattform. Hier können alle Mitglieder ihre Produkte präsentieren“, so Christoph Freiler. „Wir schlachten zum Beispiel ein Schwein nur dann, wenn alle vier Viertel verkauft sind.“ Die Philosophie dahinter: „Die Menschen sollen sich wieder darauf besinnen, dass alle Teile eines Tieres genießbar sind. Man muss sie nur richtig zubereiten. Dann muss man nicht so viele Tiere schlachten. Es gibt örtliche Betriebe, die hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Sie kaufen das ganze Tier und verarbeiten es selbst“, freut sich der Jungbauer. Auch beim Rind wird der Verkauf so gehandhabt. Dass das Schlachten bei einem landwirtschaftlichen Betrieb zum Alltag gehört, liegt in der Natur der Sache. Alle Tiere, egal ob Schwein, Kuh oder Huhn, haben aber trotzdem einen Namen. „Denn jedes Tier soll als Lebewesen und Individuum geachtet und geschätzt werden“, so Freiler.
Biofutter selbst erzeugt
Das Futter für die Tiere stammt aus eigenem Anbau, es gibt einen offenen Stall, die Tiere können das ganze Jahr über ins Freie. Das Paar hat 2015 eine Heutrocknungsanlage gebaut. „Noch füttern wir auch Silage, aber wir wollen hin zur Heumilch“, so Freiler über eines ihrer Ziele. „Langfristig versuchen wir auch Pute, Huhn und Fisch anzubieten. Aber da starten wir erst einmal ein Pilotprojekt für den Eigenbedarf.“
Die Familie ist also quasi Selbstversorger, denn auch Apfel-, Johannis- und Hollersaft sowie Marmeladen stellt die Familie selbst her. Und so wird auch sichergestellt, dass niemals Langeweile in der Großfamilie aufkommt.