Einige Kletteraktionen verlangten viel Kondition und Wissen / Fotos: Hasler
Abenteuer am „Selvaggio Blu“
So gut wie keine Markierung, extrem ausgesetzt, freies Klettern inklusive: Der schwerste Weitwanderweg Europas befindet sich in Sardinien. 60 Kilometer und 5.000 Höhenmeter galt es in vier Tagen zu bewältigen. Ein Trattenbacher wagte das Abenteuer.
Harald Hasler aus Trattenbach sucht immer wieder neue Herausforderungen. Nach Base-Jumping und Paddeln im Meer versuchte er sich schon im vergangenen Jahr auf Mallorca und Korsika als „Pfadfinder“. Doch die Tour in Sardinien verlangte ihm das Letzte ab. Gemeinsam mit einem Freund von der Bergrettung begab er sich in ein Gelände abseits jeglicher Zivilisation. „Wir waren komplett auf uns alleine gestellt, denn Hütten suchst du hier vergebens“, so Hasler. „Die Landschaft ist zwar einzigartig, und auch das Wetter hat mitgespielt, aber die Kletterei war teilweise enorm anstrengend und auch gefährlich. Immerhin hatten wir ja die gesamte Verpflegung und Kletterausrüstung mit dabei. 20 Kilogramm kommen da schon zusammen.“
Zwischen Felsen, Wacholder und Macchia stiegen sie bei Santa Maria Navarrese im Osten der Insel in den Weg ein. „Ohne GPS hast du hier keine Chance, es gibt zwar Wanderkarten und ab und zu Steinmarkierungen, aber der Großteil ist unberührte Wildnis am Rande des Abgrunds, da man immer entlang der Küste ‚wandert‘.“ Elf Stunden pro Tag waren sie unterwegs, mit zwei Haferflockenriegeln und drei Powerriegeln war die Tagesration an Nahrung auch schon zu Ende. „Wir hatten schon vorher ausgekundschaftet, wo man abseits des Weges ein Wasserdepot anlegen könnte, denn du brauchst ja jeden Tag drei Liter“, so Hasler. Geschlafen wurde im Freien, hier bekamen sie auch Besuch von Wildschweinen und Ziegen.
Drei Monate Planung bis ins kleinste Detail gingen der Tour voraus. „Du hast hier nicht so schnell die Möglichkeit auszusteigen, wenn ein Notfall eintritt. Manchmal gibt es auch kein zurück, du musst durch die Passage durch. Mentale Stärke war hier sehr gefragt“, so der Abenteurer. In der letzten Nacht bekam Harald Hasler dann Schüttelfrost und Nierenschmerzen, und schließlich entschied er sich, die Bergrettung zu alarmieren. Vom Arzt bekam er dann Antibiotika verordnet. „In so einem Fall ist es schwierig, die richtige Entscheidung zu treffen. Man muss abwägen, was wichtiger ist. Daher habe ich mich dann auch dazu entschieden, die Tour verfrüht abzubrechen.“
Trotzdem war dieser Trip für Harald Hasler eine tolle Erfahrung, die er nicht missen möchte.
Fotos: Hasler