Sie machen Jagd auf die Energie-Fresser
Nur wer die großen Energieverbraucher kennt, kann ihnen auch Einhalt gebieten. In den Gemeinden sind das zumeist die Energiebeauftragten, die wissen, was wie viel verbraucht und warum. So können sie auch schnell erkennen, wenn etwas nicht stimmt oder wo Einsparungen nötig sind.
Bund und Land fühlen den Gemeinden auf den Zahn, wenn es um deren Energieverbrauch geht. Mit dem Energieeffizienzgesetz des Landes von 2012 wurden zwei Neuerungen eingeführt: Jede Gemeinde muss einen Energiebeauftragten haben und eine Energiebuchhaltung führen. Martin Heller, der für die NÖ Energieberatung auch kostenlose Beratungen anbietet, hat den Prozess von Anfang an begleitet. Zunächst für die Klima- und Energiemodellregion Bucklige Welt, dann auch um bei der Einhaltung der Vorgaben des Landes zu helfen. „Davor war einfach nicht bekannt, was in den Gemeinden an Energie verbaucht wird. Heute hat der Großteil der Gemeinden in der Buckligen Welt und im Wechselland einen Energiebeauftragten, der Einblick in das Thema hat“, so Heller.
Sein Fazit: Jene Gemeinden, die sich ernsthaft mit dem Thema Energiebuchhaltung auseinandersetzen, sind einstimmig davon überzeugt, dass es etwas gebracht hat. Oft sind es Gemeindebedienstete, die für das Energiethema zuständig sind. Petra Trettler aus Trattenbach ist Amtsleiterin und Energiebeauftragte. „Durch die Energiebuchhaltung wurde plötzlich ein erhöhter Verbrauch der Heizung in der Schule festgestellt. Ein kaputter Außenfühler konnte rasch als Übeltäter identifiziert werden. Kleine Ursache – große Wirkung. Ohne Energiebuchhaltung hätte das viel mehr gekostet“, ist sie überzeugt.
Spitzenverbraucher
Auch für Anna Gradwohl und Christian Grill von der Gemeinde Hollenthon ergibt die Energiebuchhaltung Sinn: „Die jährliche Sitzung eines Vereins mit Stromheizung im Vereinslokal führte zu eklatanten Verbrauchsspitzen, die nur durch die Energiebuchhaltung aufgefallen sind. Seither findet die Sitzung im örtlichen Gasthaus statt – eine Win-win-Situation.“
Wer weiß, was verbraucht wird, kann aber auch entsprechende Verbesserungsvorschläge machen. So geschehen in Hochneukirchen, wo Hannes Luckerbauer Energiebeauftragter ist. Aufgrund der Energiebuchhaltung wurden verstärkt PV-Anlagen auf den Kläranlagen der Gemeinde errichtet, weil klar dargestellt werden konnte, dass eine schöne Rentabilität gegeben ist. „Wir zahlen durchschnittlich 1.800 Euro weniger für Strom pro Jahr“, so Luckerbauer.
Auch in Katzelsdorf wurde man durch die aufmerksame Energiebeauftragte Martina Kienbink auf ein Problem aufmerksam: „Ein stark erhöhter Wasserverbrauch im Museum wäre uns wohl erst viel später aufgefallen, wenn wir keine Energiebuchhaltung hätten. Schuld war eine defekte WC-Spülung. Auch ein Defekt an der Wärmepumpenheizung im Kindergarten wurde rasch erkannt, weil der Energieverbrauch ungewöhnlich erschien. Wir waren bei den Ersten in NÖ dabei, die eine Energiebuchhaltung eingeführt haben, und das hat uns schon einiges an Geld gespart.“
Energiesparer
„Aufgrund der eindeutigen Datenlage der Energiebuchhaltung konnte die Dachbodendämmung in der alten Schule Kirchau und am Bauhof gut argumentiert werden“, weiß der ehemalige Energiebeauftragte der Gemeinde Warth, Josef Kerschbaumer.
In Edlitz und in Hochwolkersdorf konnte jeweils eine Menge Energie gespart werden, weil kleine Defekte, die sonst nicht aufgefallen wären, behoben werden konnten. Und auch Manfred Brandstätter aus Krumbach kann einen Effekt der Buchhaltung erkennen: Die Sinnhaftigkeit der Sanierung der Straßenbeleuchtung ist so eindeutig erkennbar.“