Richard Chmel und Josef Kager begannen vor zehn Jahren, ihr Filmprojekt über Mönichkirchen zu planen. Am Sonntag, 4. November um 16 Uhr wird nun die Uraufführung im Pfarrsaal stattfinden. Die Zuschauer werden dabei in das Gemeindegeschehen der Jahre 1800 bis 1906 zurückversetzt, hier vor dem ehemaligen Hotel Hochwechsel, ehemals Windbichler, auch ein Originalschauplatz. / Foto: Egerer
Eine filmreife Reise in die Vergangenheit
Einem engagierten Sammlergeist und einem Hobbyfilmer ist es zu verdanken, dass dieses Zeitzeugnis in Form eines Filmes entstehen konnte. Animationen aus alten Fotos, Originalschauplätzen und nachgestellten Szenen aus diversen Kapiteln der Gemeindegeschichte werden am 4. November um 16 Uhr im Pfarrsaal von Mönichkirchen gezeigt.
Schon sein Vater hatte in den Vierziger- und Fünfzigerjahren 16mm-Filme über Mönichkirchen gemacht, meist über Feste oder Sportveranstaltungen sowie über die Zeiten, als es in Mönichkirchen noch eine Sprungschanze gab. Richard Chmel, geborener Mönichkirchner und ehemaliger Pilot, drehte seinen ersten Film über seine Arbeit als „Starfighter“ im Burgenland. Damals bedrohten die riesigen Starschwärme die Weinreben. Dabei passierten auch immer wieder Unfälle. Der zweite Film handelte von den „Algerischen Rübenbombern“. „Das waren Agrarflüge, bei denen Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt wurden“, so Chmel.
Fast 50 Jahre Sammelleidenschaft
Josef Kager, ehemaliger Gemeindesekretär von Mönichkirchen, sammelt seit den Siebzigerjahren Fotos, Broschüren sowie alte Prospekte und historische Dinge aus dem Wechselgebiet. „In Mönichkirchen lebten die Windbichlers, eine wohlhabende Familie. Karl Windbichler hatte schon seit 1880 die Möglichkeit, Fotos aufzunehmen und nutzte diese zum Glück“, so Kager, denn ihm ist es zu verdanken, dass diese Sammlung von unschätzbarem historischem Wert wieder zusammengetragen wurde, nachdem sie nach Windbichlers Tod in alle Winde zerstreut gewesen war. „Ich bekam zufällig eines dieser Fotos in die Hände und war so begeistert von dessen Qualität, dass ich begonnen habe, sie zu sammeln. Ich habe dann selbst Lichtbildvorträge gehalten, um wieder Geld in die Entwicklung von alten Fotos zu investieren. Wie ein Puzzle kam ein Großteil der Fotos wieder zusammen und ergab einen Einblick in die Zeit um die Jahrhundertwende. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, freut sich Kager. Schließlich entstand gemeinsam mit Richard Chmel die Idee, aus dieser Sammlung etwas zu machen. Zehn Jahre dauerte die Umsetzung.
Räuber und Mörder
Der Film startet mit der Pittener Waldmark, denn 1147 kam Mönichkirchen unter die Herrschaft der Reichsberger Chorherren.
Ein großes Kapitel im Film widmet sich dem berühmt-berüchtigten „Holzknechtseppl“, der viele Jahre im Gemeindegebiet sein Unwesen trieb. Er wurde schließlich 1827 in Pinkafeld hingerichtet. Er gründete die Bande „Stradafüßler“ und hauste beim damaligen „Schandlwirt“ in abgelegenen Hütten. „Nicht weit davon, am sogenannten Kleinen Hartberg gab es der Legende nach ein Wirtshaus auf der uralten Straße für Durchreisende, in dem die Bande mit einem Totenkopf kegelte“, so Chmel. Auch diese Szene wird im Film nachgestellt. Oder der Fall in Unteraspang, wo der Räuber Geld von einer Bäuerin wollte. Als sie ihm es nicht gab, tauchte er ihre Hände in heißes Öl, das gerade am Herd stand. 14 Raubmorde, zwei Brandhandlungen, 54 Raube, Diebstähle und Notzucht wurden dem Holzknechtseppl nachgewiesen. Es existiert sogar ein Abschiedsbrief, welchen er dem damaligen Pfarrer Wemhofer in Pinkafeld schreiben ließ, da er selbst Analphabet war.
Hobbyhistoriker hatten viel Spaß
Richard Chmel hat sich das Animieren von alten Dokumenten im Selbststudium beigebracht. „Dazu sind neben viel Zeit auch viele Programme nötig“, so Chmel. Seine Frau Monika fungiert die meiste Zeit über als Sprecherin, aber auch Josef Kager dokumentiert den Film. „Es war eine sehr interessante und lehrreiche Zeit, und mittlerweile können wir uns als Hobbyhistoriker bezeichnen“, so die beiden einstimmig. 80 Prozent des Filmmaterials dieses ersten Teils stammen aus dem Nachlass der Windbichler-Dynastie.
Der Film dauert eine Stunde und zwanzig Minuten.
Zweiter Teil ist schon in Planung
Doch Richard Chmel und Josef Kager geben sich mit ihrem ersten Film nicht zufrieden. „Der zweite Teil wird sicher ebenso interessant. Da gab es zum Beispiel einen Gast in Mönichkirchen, der war 2,31 Meter groß. Dann startete bereits der Wintersport, Anton Wildgans wird ebenfalls ein Kapitel gewidmet werden“, so Chmel. Aber auch der Erste Weltkrieg, die schneereichen Winter sowie eine Geschichte über die Nachtwächter sind geplant. Für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Zeitzeugen interviewt.