Marita Makowitschka an ihrem Arbeitsplatz, dem Ort ihres künstlerischen Schaffens / Foto: Pastorek
„Ich würde alles nochmal genauso machen“
Marita Makowitschkas beruflicher Werdegang führte sie vom süddeutschen Schwarzwald ins mittlere Burgenland. Hier startete sie ihre Künstlerkarriere im Bereich Stoffdesign und schaffte es bis in die Kreise der Haute Couture. Vor Kurzem feierte sie ihr 30-jähriges Jubiläum in ihrem Atelier in Langeck. Ans Aufhören denkt die Künstlerin noch lange nicht – zwei wichtige Gründe sprechen dagegen.
Schon mit 15 Jahren hatte Marita Makowitschka großes Interesse an modischem Design. Ihre Mutter war gelernte Schneiderin – die Stoffe, die Schnitte, die Farben und die Farbgestaltung übten eine einzigartige Faszination auf sie aus. Die größte Hürde, die sich jedoch zwischen sie und eine profunde Ausbildung für Modedesign drängte, war das prophezeite Dogma der damaligen Zeit „sie würde ohnehin bald heiraten und Kinder kriegen“ – welchem sie sich aber ganz bewusst widersetzte. Intuitiv entschied sie sich für eine Ausbildung in der Keramikmanufaktur Georg Schmieder in Zell a. H. mit dazugehöriger Malerfachschule – eine goldrichtige Entscheidung. Denn in diesem Unternehmen wurde an Lehrlinge die Jugendstil-Maltechnik weitergegeben, wodurch Marita Makowitschka 1987 die Leitung der Abteilung Malerei bei der Firma Goldscheider in Stoob übernehmen konnte. Dort war sie mit der Reproduktion von Jugendstilfiguren betraut. Schon ein Jahr nach dieser großen beruflichen und privaten Veränderung folgte die nächste: der Schritt in die Selbstständigkeit. „Dem Traum folgte die Idee, der Idee ein Entschluss, und als alles gereift war, ist die Entscheidung gefallen“, erinnert sich Makowitschka an den Beginn dieses ganz neuen Lebensabschnittes zurück.
Viele Erfolge
„Die allerersten Aufträge habe ich in Wien an Land gezogen, doch zeitgleich auch sehr viele Ausstellungen in meinem Heimatbezirk Oberpullendorf gemacht. Das erste Jahr war sehr arbeitsintensiv, aber es ist gut gelaufen“, berichtet die Textilkünstlerin über den Start ihrer Karriere. Modeschauteilnahmen im Palais Ferstel und Palais Festetics in Wien und eine eigene Modenschau in der Freudenau in Wien folgten. Zudem kann Makowitschka auf Stoffpräsentationen in Rom, Genf, Kaltern, London und Harrogate sowie in allen Hauptstädten Österreichs zurückblicken. Ein außergewöhnliches Projekt startete die 58-jährige vor gut 20 Jahren mit „sakraler Textilkunst“, als Priester auf dem Laufsteg im Haus St. Stephan in Oberpullendorf und in der Wirtschaftskammer und dem Landesmuseum Eisenstadt Messkleider und Stolen aus ihren eigens dafür angefertigten Stoffkreationen zeigten. „Auf diese Idee hat mich 1996 eine Dame bei einem Patchworkkurs gebracht. Zuerst war ich skeptisch, doch dann dachte ich mir: ‚Ich probier’s‘“, plaudert die Künstlerin aus dem Nähkästchen.
Qualität in Seide
Ihr 30-jähriges Künstlerjubiläum empfindet die Wahlburgenländerin als einen der allerschönsten Momente in den vergangenen drei Jahrzehnten: „Die Zeit ist so unheimlich schnell vergangen, da hat man viel erlebt, und es ist unheimlich schön auf eine so lange und ereignisreiche wie auch lehrreiche und erfolgreiche Zeit zurückblicken zu dürfen.“ Dass es so ist, ist kein Zufall. Denn Qualität hat für die Künstlerin vom ersten Tag ihres Schaffens oberste Priorität. Dass sie sich spezialisieren wollte, war für sie ebenfalls von Beginn an klar: „Seide ist für mich ein edler Stoff und einfach der exklusivste. Interessiert habe ich mich nur für die besten Qualitäten in 100 Prozent Seide und die besten Farben – waschen oder reinigen darf sowohl den Stoffen wie auch Farben nichts anhaben, sonst überlebt man die ersten paar Jahre in dieser Branche nicht. Vierzig aus den insgesamt 3.000 Seidenqualitäten habe ich für mich ausgewählt.“ Bei den Motiven arbeitet die Künstlerin entweder freihändig oder mit selbst angefertigten Druckstempeln aus Linoleum. Veredelt werden die Stoffe für ihre Ponchos, Capes, Tunikas, Westen oder Halsauschnitt-Stolen auch mit Metallplättchen oder Swarovski-Steinen.
Künstlerische Freiheit
Inspiration findet die Künstlerin bei der Arbeit selbst oder in der Natur. Entspannt wird im Garten – teils mit Gartenarbeit und teils im Liegestuhl – seit 2016 nimmt sie an den Gartenschautagen teil. An den Ruhestand denkt sie noch überhaupt nicht, dafür gefällt ihr ihre Arbeit einfach viel zu gut. Außerdem warten noch viele Ideen darauf, umgesetzt zu werden. Die jüngst umgesetzte ist ihre eigene Taschenkollektion, welche sie anlässlich ihres Jubiläums bei einer Modenschau präsentierte. Aktuell arbeitet sie an Lampenschirmen, bei denen sie den Schirm selbst mit Messingelementen gestaltet. „Das ist das Schönste für mich an meinem Beruf – dass ich alles machen kann, was mir in den Sinn kommt. In einer Firma gibt es Vorgaben und Richtlinien oder Trends, die man umsetzen muss. Abweichungen davon sind meist gar nicht möglich. Außerdem bin ich bei meiner Zeiteinteilung völlig frei. Wenn es passt, kann ich auch bis spät in die Nacht arbeiten oder erst mittags anfangen“, beschreibt die Künstlerin die Vorteile ihrer Selbstständigkeit.
„An sich selbst und seine Ideen glauben, etwas Gottvertrauen haben und vorausschauend mit seinen Finanzen wirtschaften“, das sind weitere Eckpfeiler für Makowitschkas beruflichen Erfolg. Sorgen bezüglich der Zukunft hatte sie trotz Finanzpolsters nur beim Start in ihre Selbstständigkeit. Dreißig Jahre später sagt sie: „Eines Künstlers Aufgabe ist nicht, sich die Ungewissheit des Erfolges, Ängste und Sorgen aufzubürden. Die Aufgabe eines Künstlers ist, an eine fertige Sache zu glauben und daran zu arbeiten, dass sie fertig wird.“ Dass es dafür auch ein bisschen an Mut braucht, hat sie eigentlich nie so empfunden. „Aber unlängst meinte eine Dame zu mir: ‚Sie trauen sich was. Sie haben Mut.‘“, erzählt Marita Makowitschka stolz, zufrieden und glücklich.