Wild kommt im tief verschneiten Gebiet nur schwer vorwärts, Wintersportler machen ihm zusätzlich das Leben schwer / Fotos (2): © PhotographicDelight, © steveclever – stock.adobe.com
In schneereichen Wintern werden bis zu 150 Stück Wild Opfer von Lawinenabgängen. Bei solchen Witterungsverhältnissen ist es umso wichtiger, die Ruhezonen der Wildtiere zu respektieren. Denn diese sind auf ungestörte Winterlebensräume samt Fütterung angewiesen.
Hermann Doppelreiter arbeitet in seinem Brotberuf als Bezirksförster. Nebenbei ist er Hegeringleiter im Semmering- Wechselgebiet. „Die Natur wird in der heutigen Zeit extensiv von den Menschen genutzt. Viele Leute haben Büroberufe, die fehlende Bewegung wird daher immer häufiger mit Sport und Freizeitaktivitäten ausgeglichen. Daher ist es nur verständlich, wenn sie diesen Ausgleich in der Natur suchen“, meint der Jagdvertreter. „Die Kehrseite der Medaille: Wildeinstandsflächen und Ruhegebiete werden immer öfter ignoriert“, bedauert Doppelreiter. „Die Freizeitsportler müssen sich immer bewusst sein, dass der Mensch nur Gast im Lebensraum Natur ist“, appelliert er an die Selbstverantwortung jedes Einzelnen. Gerade dann, wenn eine geschlossene Schneedecke vorhanden ist, braucht das Wild die nötige Ruhe. „Das Wild fährt mit dem Stoffwechsel komplett herunter“, erklärt Doppelreiter. „Daher bewegt es sich nicht viel, um den Energieverbrauch so gering wie möglich zu halten. Wird das Wild nun von unachtsamen Wintersportlern aufgescheucht, flüchtet es und benötigt einen gewaltigen Energieaufwand. Diesen muss das Tier durch verstärkte Äsung wieder ausgleichen. Gibt es jedoch zu wenig Nahrung, kommt es zu verstärktem Verbiss“, klärt Doppelreiter auf. „Bis in die Fünfziger und Sechziger Jahre kam das Wild im Winter herunter bis in die Auwälder.
Das ist jetzt nicht mehr möglich, da der Mensch sich überall angesiedelt hat. So muss das Wild in höheren Lagen überwintern, dort gibt es in strengen Wintern aber wenig Futter. Die Tiere halten sich dann meist an Südhängen auf, wo der Schnee schneller schmilzt.“ Solche Wildeinstandsflächen sind oft ausgewiesen. „Man will ja niemanden einschränken, sondern nur mehr Bewusstsein für die Tierwelt und die Natur schaffen“, versichert Doppelreiter.
Auch die einförmigen Monokulturen, die in unseren Wäldern oft noch vorherrschen, stellen ein Problem dar. „In einem gesunden Mischwald mit naturnahen Strukturen finden die Tiere auch im Winter ausreichend Futter.“
Bezirksförster Hermann Doppelreiter
Foto: Egerer
Grenzen respektieren
Erst 1975 wurde der Wald für die Allgemeinheit zu Erholungszwecken geöffnet. „Mit Ausnahme von Holzlagerungsplätzen, Forstarbeitsflächen, Forstkulturen unter drei Meter Höhe und Flächen mit Sperrgebietstafeln“, klärt der Förster auf. Das Land NÖ hat zum Schutz der Wildtiere eine Aktion ins Leben gerufen, die mit Broschüren und Hinweistafeln „Respektiere deine Grenzen“ über das richtige Verhalten und die Bedrohung der Tierwelt aufklärt.
„Ich appelliere jedenfalls an alle Sportler, nur auf ausgewiesenen Pisten, Loipen und Routen und nur tagsüber unterwegs zu sein. Die Dämmerung und die Nacht sollte man den Tieren überlassen“, so Doppelreiter.