Die Organisatoren der Wirtschaftsplattform Bucklige Welt mit den Vertretern der Wirtschaftskammer und den beiden Diskutanten, Richard David Precht (5. v. li.) und Wolfgang Sobotka (3. v. re.) / Fotos: Rehberger
Die Wirtschaftsplattform Bucklige Welt feierte Ende Jänner ihren 15. Geburtstag im Rahmen einer etwas verkürzten Businessparty im Pfarrzentrum von Kirchschlag. Denn das eigentliche Highlight des Abends fand dann im Anschluss wenige Schritte weiter statt, als Bestseller-Autor Richard David Precht und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka über wichtige Zukunftsthemen diskutierten.
„Es ist eine Sache, eine Idee zu haben. Aber eine ganz andere ist es, über die Jahre immer wieder neue Impulse zu setzen. Das ist eine großartige Sache“, so die Präsidentin der Wirtschaftskammer NÖ, Sonja Zwazl. Lobende Worte, die sie an die Wirtschaftsplattform Bucklige Welt – allen voran Obmann Johann Ostermann – richtete. Diese feierte ihr 15-jähriges Bestehen mit zahlreichen Unternehmern, Bürgermeistern und Wegbegleitern. Ostermann gab einen kurzen Rückblick über die Meilensteine, die in den letzten Jahren erreicht wurden. Von der Entwicklung des „Buckltalers“ über den Wirtschaftsaward bis zum Zukunftspreis. Und natürlich die jährlichen Businesspartys, zu denen jeweils hochkarätige Diskussionsteilnehmer eingeladen wurden.
Reden wir über Bildung
Eines der jüngsten Projekte, bei dem die Wirtschaftsplattform beteiligt ist, heißt „Bildung Wächst“. Schulen, Pädagogen, die Wirtschaft und Vertreter der Region ziehen dabei an einem Strang, um das Thema Bildung zu revolutionieren. Das einzelne Kind und seine Potenziale stehen dabei im Mittelpunkt. Unterricht, der auf die Förderung dieser Talente abzielt, gehört ebenso dazu wie Vorträge, Workshops und Lernmaterialien wie das Lerntagebuch. Schirmherr von „Bildung wächst“ ist der deutsche Philosoph und Bestseller-Autor Richard David Precht. Auf Einladung der Wirtschaftsplattform hielt er einen kurzen Vortrag im Pfarrzentrum und stellte sich im Passionsspielhaus der Diskussion mit Wolfgang Sobotka. Der Nationalratspräsident war früher selbst Lehrer und sah so manchen Vorschlag Prechts, wie die Bildung der Zukunft aussehen könnte, naturgemäß anders.
Digitalisierung und wir
Für Precht ist klar: Wir befinden uns derzeit mitten im größten Umbruch seit der ersten großen industriellen Revolution. Wurde vor 250 Jahren die händische Arbeit durch Maschinen ersetzt, ist es heute die Digitalisierung, die die menschlichen Gehirne Schritt für Schritt ersetzt. „Alles soll smarter werden, ohne Mühen, alles soll sofort verfügbar sein, keine Wünsche unerfüllt bleiben. Jenseits der Digitalisierung nennt man diesen Zustand: Tod. Leben ist das, was uns dazwischen kommt“, so Precht. Große Herausforderungen gebe es am Arbeitsmarkt, wo in den nächsten 20 Jahren rund ein Drittel der Berufe wegfallen würden. „Routinearbeiten werden durch ‚künstliche Intelligenz‘ ausgeführt. Die gute Nachricht: Roboter haben schlechte Hände. Da, wo das Feld nicht von 3D-Druckern abgedeckt wird, sind gute Handwerker auch in Zukunft gefragt“, so Precht. Abgesehen von der Diskussion darüber, wie man mit den Menschen umgeht, deren Arbeit künftig von Maschinen erledigt wird, stand an dem Abend das Thema Bildung und welche Fähigkeiten man in Zukunft brauchen wird, im Zentrum der Diskussion. Für Precht ist klar: „Jede Form von Talent, Kreativität und Motivation gehört gefördert. Früher war ‚funktionieren‘ das Zauberwort. Heute ist es die Selbstbefähigung.“ Während er dafür plädiert, dass mit dem veralteten Lernstoff radikal aufgeräumt wird und man davon weggeht, dass alle Schüler nach einem starren System gleich beurteilt werden, steht Sobotka hinter den bewährten Methoden. „Entscheidend für die positive Entwicklung der Schüler ist die Lehrerpersönlichkeit. Vorbilder zu haben und dennoch eigene Wege zu gehen schließt sich nicht aus“, so Sobotka, der modernen Lernmethoden, in denen Schüler ihre Potenziale entfalten, durchaus etwas abgewinnen kann. Aber: „Es gehört auch zum Lernen dazu, dass man umsetzen kann, was von einem verlangt wird und Anforderungen erfüllt werden. Denn ohne dem wird es auch am zukünftigen Arbeitsmarkt nicht gehen.“