Von links: Ernestine Pürrer , Maria Weidinger und Anneliese Pürrer; die Werks- bzw. Gruppenleiterin, die Assistentin und die Einlernerin hatten einheitlich gelbe Schürzen an / Foto: Rathmanner
In unserer letzten Ausgabe haben wir über ein Forschungsprojekt und ein geplantes Buch über die Firma Triumph in der Buckligen Welt berichtet. Für die BOTIN haben uns die Studienautoren der Uni Wien einen Einblick in die Arbeitssituation der Frauen gewährt.
In den 1960er-Jahren gab es für Frauen in der Buckligen Welt wenige Möglichkeiten, eigenes Geld zu verdienen. Das änderte sich mit der Ansiedlung der Triumph-Nähereien in Aspang, Kirchschlag und Wiesmath.
Brigitta Schmidt-Lauber und Peter Becker von der Universität Wien haben in ihrem Forschungsprojekt über die Firma Triumph den Karriereweg einiger Frauen nachgezeichnet. Vom Einstieg in die Firma (die Arbeit wurde meist nicht als Wunschkarriere gesehen) über die Belastungen (Druck, Lärm), aber auch über die Freuden der Arbeit bei Triumph (eigenes Geld, Sozialversicherung, Bus zum Arbeitsort, billiges Mittagessen, Freundschaften mit Kolleginnen, Wertschätzung durch die Firmenleitung – das besonders unter Direktor Längle). „Mir erscheint auch wichtig, dass die Frauen nicht nur ausführende ‚Näh-Maschinen‘ waren, sondern kreative Lösungen gesucht und gefunden haben. Das trifft auf die Näherinnen zu, aber in noch höherem Maße auf die Werksleiterinnen und die Gruppenleiterinnen. Sie mussten die Produktion am Laufen halten und immer wieder Abstimmungen zwischen dem Leistungsniveau der einzelnen Näherinnen finden“, so Peter Becker.
Kreative Lösungen
Eine dieser Werksleiterinnen war Maria Weidinger aus Hollenthon, die einer Handwerkerfamilie aus Wiesmath entstammt. Sie begann nach der Hauptschule eine Lehre bei dem Dentisten im Ort. Als dieser nach Wiener Neustadt übersiedelte, begann sie als Mutter von drei Kindern 1974 bei Triumph. Sie machte rasch Karriere, wurde nach Wien und Wiener Neustadt zu betriebsinternen Ausbildungen geschickt.
Nach drei Jahren war sie bereits Bandleiterin, im Jahr 1986 Werksleiterin. Das blieb sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1996.
Werksleiterinnen mussten immer wieder kreative Lösungen finden, um die Produktion am Laufen zu halten, sodass die Arbeitsleistung der Näherinnen aufeinander abgestimmt war und keine Leerläufe entstanden. Als gute Managerin musste Weidinger aber auch Fehler erkennen und nach Lösungen suchen. „Do hob’n wir amoi, homma irgendwos foisch, irgend an Oabeitsgong homma foisch vastondn und foisch interpertiert. Und samma dann oba drauf kumma und hob i in Herrn Dörr glei ongruafn und hob ihm des g’sogt. Und er hot Luft ghoit, sog i, ,Herr Dörr, Sie brauchn mi goa net schimpf’n. Weil des, wos i mi scho g’schmipft hob, traun Sie eana goa net sog’n zu mir’. (lacht) Und donn homma hoit noch ana Lösung g’suacht, wie ma des wieder hinkriegn …“
Das Buch über die Triumph-Frauen erscheint 2020 im Rahmen eines Leader-Projekts der Buckligen Welt.