Die alpine Einsatzgruppe Niederösterreich Süd, die dem Leiter des Alpindienstes NÖ Mjr Michael Hochgerner unterstehen. Für die Ausbildung ist KontrInspektor Alfred Mannen zuständig. / Foto: Gerhard Postl

Brenzlige Situationen gab es schon einige in seinem Leben. Stephan Binder aus Willendorf, am Rande der Buckligen Welt hat lernen müssen, dass es oft die unscheinbaren Dinge sind, die über Erfolg oder Misserfolg eines Einsatzes entscheiden. Vor allem die oft schlechte Witterung stellt dabei ein großes Problem dar.

„War der Tag nicht dein Freund, so war er dein Lehrer“ – ein interessantes Lebensmotto des zweifachen Familienvaters, der jeden Teilbereich seines Berufes gerne ausführt. Egal, ob auf der Polizeiinspektion, als Bergführer oder Flugretter. Es gleicht kein Tag dem anderen und genau diese Abwechslung ist für ihn das Salz in der Suppe. „Die Affinität zum Bergsport dürfte mir der Großvater in die Wiege gelegt haben“, so Binder mit einem Schmunzeln.

„Natürlich verlangt dieser Beruf auch ein hohes Maß an Flexibilität, Ausdauer und Motivation“, so Binder. „Jeder erfolgreiche Einsatz ist ein Highlight und ein Unikat“, ist sich der Alpinpolizist sicher. Dabei ist es egal, ob eine Suchaktion erfolgreich war und ein Mensch gerettet werden oder ob ein Straftäter ausgeforscht werden konnte.


„Als Polizist ist es meiner Meinung nach wichtig, auch die kleinen Erfolge als Highlights zu definieren, da wir naturgemäß oftmals auch psychisch höchst belastende Situationen erleben, die für lange Zeit an einem ,knabbern’ und teilweise schlaflose Nächte bescheren. Essenziell ist, dass die Highlights im Berufsalltag überwiegen – das ist aber vielfach auch eine Frage der Einstellung“, ist sich Binder sicher

Brenzlige Situationen

Erst kürzlich wurde er mit einigen Kameraden im Zuge einer 30-Meter-Tau-Bergung mit dem Hubschrauber beim Anflug des Landeplatzes von einem Flugzeug unterflogen. „Viel Platz war da nicht mehr“, resümiert Binder.

„Wichtig ist meiner Meinung nach, brenzlige Situationen zu analysieren, um in der Folge daraus zu lernen. Oft sind es die Kleinigkeiten, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden“, weiß der Polizist mittlerweile aus Erfahrung.

Vielfach ist bei den Einsätzen im alpinen Gelände die Witterung das größte Problem. Niederschläge, hohe Windgeschwindigkeiten, Gewitter und dergleichen machen die Einsätze riskant, für beide Seiten.

Mangelhafte Tourenplanung

Die Ursache vieler Alpineinsätze sieht Binder schlichtweg in fehlender oder mangelhaft durchgeführter Tourenplanung. „Notrufe, bei denen der Anrufer nicht einmal weiß, auf welchem Berg er steht, sind keine Seltenheit“, wundert sich Binder. „Mitunter warten die Verirrten viel zu lange, bis sie einen Notruf absetzen. Dann ist es finster und oftmals nicht mehr möglich, mit dem Hubschrauber zu starten. Außerdem verlassen sich viele Menschen auf ihr Smartphone & Co (Empfang, Akku), obwohl sie es nicht einmal richtig bedienen können.“ Aber auch ungeprüfte Informationen aus dem Internet führen sehr häufig zu Such- und Rettungseinsätzen.

Einsätze sind breit gefächert

Doch nicht nur Menschenrettung im alpinen Gelände gehört zu seinen Einsatzgebieten. „Bei meinen Diensten als Flight Operator (Flugretter) versehe ich mehrere Tage im Monat Dienst. Sicherheitspolizeiliche Einsätze oder Rettungseinsätze, aber auch Sucheinsätze oder das Löschen von Waldbränden gehören zu meinem Aufgabenbereich. Natürlich immer gemeinsam mit meinen Kameraden“, betont Binder.

Ausbildung

Die Alpinpolizei bildet ihr Personal bis inklusive der Ausbildung zum Polizeibergführer und Flugretter komplett selbst aus. „Die Ausbildung zum Polizeialpinist dauert ein Jahr. Im Rahmen eines weiteren Jahres kann der Polizist die Qualifikation Polizeihochalpinist erlangen, erst dann kann man die Ausbildung zum Flugretter und zum Diplomskilehrer beginnen. Die Ausbildungen finden im gesamten Bundesgebiet statt“, so Binder.

Alpinpolizist Stephan Binder ist nicht nur Polizeibergführer und Ausbildner (Steileis- oder Felsklettern), sondern versieht seinen Dienst auch als Flugretter bei den Hubschraubern des BMI / Foto: LPD NÖ, CI Dieter Höller