Foto: Baek
Von Wiener Neustadt über St. Pölten führte der Weg von Luise Baek nach Maastricht (Niederlande). Dort hat die 25-Jährige, die aus Bad Fischau stammt, Ende des Vorjahres ihren Innenarchitektur-Master an der Zuyd Hogeschool abgeschlossen. Besondere Aufmerksamkeit erhielt sie für ihre Masterarbeit, in der sie sich damit auseinandersetzte, wie „Queeres Theater“ aussehen kann.
Der BG-Babenbergerring-Absolventin ist wichtig: „Bei der Innenarchitektur geht es nicht nur um die Einrichtung von Wohnzimmern, sondern um die Konstruktion von Räumen und darum, wie sich Menschen im Raum bewegen.“ Das könne ein Marktplatz ebenso sein wie ein Innenraum. In ihrer Masterarbeit beleuchtet sie deshalb, wie queere Lebensrealitäten im Laufe der Geschichte die Materialisierung verschiedener Themen in der bildenden Kunst und Innenarchitektur beeinflusst haben. „Es ist ein unglaublich interessantes neues Thema, zu dem es bisher wenig Diskurs gab“, erklärt Baek.
Praktisch veranschaulichte sie ihre Arbeit anhand des Gebäudes Z am Gebiet der Masstrichter Tapijn-Kaserne. Dabei wandte sie den Ausdruck „#Queer“ auf die Inneneinrichtung von Theatern und Aufführungen an und transformierte dabei nicht nur den Innenraum, sondern auch die Erzählung und die Kunst der Aufführung selbst. Baek spricht vom „gequeerten Raum“: „Man nimmt, was es gibt, und macht daraus etwas Neues.“
Für ihre Arbeit wurden auch die Geschichte und Besonderheiten des Gebäudes berücksichtigt und so im Konzept etwa der Haupteingang verlegt. Die Farbe Pink fungiert als Wegweiser, Licht und Dunkelheit repräsentieren die Choreografie im Theater. „Ich mache einen offenen Raum, aber schon so, dass die Referenz zum Traditionellen erhalten bleibt“, erklärt Baek, die damit auch das Thema „Femme“ in der Inneneinrichtung erforschte.
Die moderne Sprache der Sexualität, die auf Bilder und Räume projiziert wird, spielt dabei eine große Rolle. Farben wie Rosa und allgemein Rottöne, denen traditionell weibliche Eigenschaften zugeschrieben werden, sollen dabei Barrieren durchbrechen und aufzeigen, dass es nicht darum geht, der Gesellschaft zu gefallen.
Trotz praktischer Konzepte, wird die Arbeit vorerst nicht in die Praxis umgesetzt werden. Das betreffende Gebäude wird nämlich Heimatstätte einer Studierendengemeinschaft, für die Baek als Innenarchitektin angenommen wurde. Mit ihrer Abschlussarbeit hat die 25-Jährige dennoch eine neue Perspektive eröffnet.
Was ist queer?
Queer wird von Baek als außerhalb der heteronormativen Gesellschaft stehend, definiert. Es geht um den Ausdruck geschlechtlicher Identitäten, die nicht dem entsprechen, was die westliche Gesellschaft als angemessen versteht. Das bezieht sich auch auf das Akronym LGBT (lesbisch, schwul, bisexuell, transgender), das zum vielfältigeren Ausdruck queerer Identitäten eingeführt wurde.