Foto: Steinbichler
Neben den regionstypischen Wehrkirchen erzählen auch zahlreiche Burgen in der Buckligen Welt von ihrer umkämpften Vergangenheit. Als historisches Zentrum prägen die befestigten Kirchen vielerorts bis heute das Ortsbild. Bei den Burgen verhält es sich ein wenig anders: Manche thronen als stolze Festungen weithin sichtbar über Orten wie Seebenstein, Pitten oder Feistritz. Andere wie die Burg Gutenbrunn/Stubenberg bei Kirchau sind nur noch als Ruinen erhalten, liegen weitab der heutigen Wege und Straßen im Verborgenen – und sind vielleicht weniger bekannt.
Unsere heutigen hochrangigen Verkehrswege wie die Semmering Schnellstraße und die Südautobahn gab es im Mittelalter noch nicht. Anders als heute war damals das Haßbachtal der wichtigste Verkehrsweg zwischen Neunkirchen und der Straße über den Wechsel. Entlang dieser Strecke wurden zur Wegsicherung zahlreiche Burgen und kleinere Festungen errichtet: Straßhof, Grabensee, Tobel, Steyersberg, Haßbach, Kirchau, Kulm und der Aichhof in Warth. Viele davon sind heute nur schwer aufzufinden, manche sogar völlig verschwunden: Die Ruine Aichhof etwa ist in einer Karte aus dem Jahr 1890 noch im Bereich der Landwirtschaftlichen Fachschule Warth verzeichnet, heute sind alle Spuren verschwunden – den Aichhof trägt die Schule allerdings immer noch im Namen.
Die Ursprünge der Burg(en) rund um Kirchau
Um 1160 scheinen erstmals Heinrich und Wilhelm von Kirchau auf, die auch dem heutigen Ort seinen Namen gaben. Ob ihr Adelssitz im Bereich des Dorfes lag oder schon damals jene Burg Gutenbrunn/Stubenberg war, der sich unsere „Bucklige Zeitreise“ widmet, ist noch nicht vollends geklärt. Diese wurde spätestens im 13. Jahrhundert auf halber Strecke zwischen Haßbach und Kirchau errichtet, strategisch günstig auf einem Geländerücken zwischen Haßbachtal und Pürigraben sowie in unmittelbarer Nähe des Altweges gelegen. War der Standort damals gut gewählt, so liegt die Ruine heute abseits aller Straßen idyllisch mitten im Wald. Aufgrund dieser verborgenen Lage und der spärlichen Überreste ist sie vielen vielleicht weniger bekannt.
Zahlreiche steirische Adelsgeschlechter oder deren Verwalter hatten sie in ihrem Besitz. 1250 wird die Burg von den Ungarn zerstört, unter den Pergauern aber 1320 wiederaufgebaut und vergrößert. Ab 1342 wird der Adelssitz „Gutenbrunn“ genannt – nach einer Quelle, die 300 Meter weiter östlich entsprungen sein soll. 1381 wird Gutenbrunn an Wulfing von Stubenberg verkauft; verschiedene Burggrafen wechseln einander als Dienstmannen der Stubenberger ab. 1420 wird Gutenbrunn zum letzten Mal urkundlich erwähnt, danach wird sie als Burg Stubenberg oder Stubegg bezeichnet. Zwanzig Jahre später wird die Festung abermals von den Ungarn verwüstet – und wieder instand gesetzt.
Der ruhmlose Untergang der Burg Stubenberg
Während viele Ruinen der Buckligen Welt ihren Verfall der Dachsteuer zu Ende des 18. Jahrhunderts verdanken, schlug die letzte Stunde der Burg Stubenberg schon wesentlich früher: Im Jahr 1470 sind die Stubenberger in die „Baumkirchner Fehde“ verwickelt. Gemeinsam mit anderen steirischen Adeligen und unter der Führung des kaiserlichen Heerführers Andreas Baumkirchner lehnen sie sich gegen den Kaiser Friedrich III. auf. Daraufhin erstürmen die kaiserlichen Truppen ihre Burgen, darunter auch Stubenberg und Haßbach. Baumkirchner wird hingerichtet, die Stubenberger (nur) eingesperrt, ihr Besitz eingezogen. Bevor sie begnadigt werden und ihre Herrschaften zurückerhalten, werden 1474 die beiden Burgen endgültig geschliffen. 1546 werden Haßbach, Stubenberg und Grabensee mit der Herrschaft Steyersberg vereinigt, und nur die stattliche Burg gleichen Namens bleibt als stolzer Herrschaftssitz bis heute erhalten.
Auch wenn die Zerstörung der Burg ziemlich gründlich erfolgte, kann man in den spärlichen, vom Wald zurückeroberten Überresten noch schöne Details finden: Im Bering, der Umfassungsmauer, ist noch eine trichterförmige Schießscharte zur Verteidigung der nicht mehr vorhandenen Brücke und des Burggrabens zu sehen. Das innere Burgtor hat eine in der gesamten Buckligen Welt einmalige Form: Über dem Torbogen liegt ein zweiter kleinerer Entlastungsbogen, in dem eine runde Öffnung eingelassen ist. Längliche Maueröffnungen im Torbereich sind ein sogenannter „Balkenschub“; hier wurde ein mächtiger Holzbalken vor das Tor geschoben, um es zu versperren. Vom Bergfried ist nur eine einzige Mauerecke übrig, die aber schön behauene Eckquader aus Kalkstein aufweist.Ganz oben auf diesem Mauerpfeiler thront ein dürres Bäumchen – fast so, als ob es den Besuchern sagen wollte: „Hier hat schon längst die Natur die Herrschaft übernommen …“
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