Harald Brandstätter in seiner kleinen Werkstatt in Pitten. Hier repariert er alte Plattenspieler, Stereoanlagen oder Videorekorder. Foto: Egerer
Regionalität und Nachhaltigkeit, zwei Trends, die gerade in der heutigen Wegwerfgesellschaft in aller Munde sind, werden von Harald Brandstetter schon seit den Neunzigerjahren umgesetzt. Denn sein Lehrmeister, Johannes Kerschbaumer, war Vorreiter dieses Konzepts. Egal, welche Elektro- oder Haushaltsgeräte – Harald Brandstetter nimmt sich ihrer an.
Seitdem der gelernte Radiomechaniker (heute heißt es Kommunikationselektroniker) mit seiner Werkstatt im ORF zu sehen war, rennen ihm auch die Wiener die Türen ein. Doch die ganze Geschichte von Anfang an erzählt: 1990 begann Harald Brandstätter bei Johannes Kerschbaumer in einem kleinen Elektrofachgeschäft in Pitten zu lernen. „Auch damals schon setzte mein Chef auf das Reparieren anstatt auf Entsorgung“, erinnert sich der heutige Besitzer des Ladens, den er 2014 von seinem ehemaligen Chef gekauft hat. Das Erscheinungsbild hat sich nicht geändert: ein kleiner Verkaufsraum, eine kleine Werkstatt und ein ausgelagertes, riesiges Ersatzteillager.
Der Tüftler
„Ich arbeite als Einmannbetrieb mit einem Helfer und setze auf drei Standbeine: den Verkauf, die Reparatur und Alarmanlagen“, so Brandstetter.
In seiner Werkstatt nimmt er kaputte Plattenspieler, Kassettenrekorder, Fernseher oder Stereoanlagen auseinander und versucht ihnen neues Leben einzuhauchen. „Sind sie irreparabel und der Besitzer will sie nicht mehr haben, dann lagere ich die Einzelteile als Ersatzteile. Denn oft sind Original- oder Nachbauteile nicht mehr erhältlich, da kann ich dann aus dem Vollen schöpfen“, schmunzelt der leidenschaftliche Tüftler. Das kurioseste Teil, welches er in seiner langjährigen Berufszeit in den Händen gehalten hat, war ein Schellackplattenspieler zum Kurbeln.
Seit er vor einem Monat im ORF Niederösterreich mit seinem Geschäft vorgestellt wurde, sind es nun auch viele Wiener, die den Weg zu ihm nach Pitten finden. „Vor allem alte Plattenspieler und Videorekorder warten so viele wie nie zuvor auf eine Reparatur. Ich bin für die nächsten Monate ausgebucht, von einem Achtstundentag kann ich nur träumen“, so der Einzelkämpfer. „Versprechen kann ich natürlich nichts, aber im Laufe der Jahre sammelt man Erfahrung und sieht meist auf den ersten Blick, ob es sich lohnt, hier Zeit zu investieren.“