Bürgermeister Willibald Fuchs und Monika Eisenhuber beim Lokalaugenschein in Trattenbach
Foto: Gemeinde Kirchberg
An einem Freitagmittag im Jänner schrammte Europa nur knapp an einem Blackout vorbei. Wie die Austrian Power Grid (APG) bestätigt, kam es dabei zu einer Frequenzabweichung. Das bedeutet ein Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch von Energie. Daher hat die Gemeinde Kirchberg gemeinsam mit den Feistritztalgemeinden und Monika Eisenhuber (E-Werke Eisenhuber) im Rahmen eines Leader-Projekts einen Notfallplan erarbeitet, um eine Grundversorgung der Menschen im Feistritztal zu gewährleisten.
Stromversorgung ist so lage kein Thema, solange alles funktioniert. Experten weltweit warnen aber davor, genau das nicht als selbstverständlich zu sehen und Vorkehrungen zu treffen, denn die Frage sei nicht, ob, sondern wann es in naher Zukunft einen Blackout gebe.
„Fällt beispielsweise ein großes Kraftwerk aus, ist plötzlich zu wenig Erzeugung am Stromnetz und es sinkt die Frequenz“, erklärt Monika Eisenhuber. „Umgekehrt steigt die Frequenz über 50 Hertz, wenn weniger Strom verbraucht als erzeugt wird. Gerade Energiequellen wie Wind und Sonne sind nur gering steuerbar. Ein Netz braucht Kraftwerke mit gleichmäßiger Erzeugung wie Wasser- und Wärmekraftwerke.“
In Begleitung zweier Experten, die schon ein paar „Blackout-Projekte“ in anderen Gemeinden in Österreich umgesetzt haben, wurde daher das Projekt Blackout-Vorsorge Feistritztal in Angriff genommen.
„Man darf nicht vergessen, dass wir in einer komplett digitalisierten Welt leben, in der alles mit Strom funktioniert. Das fängt bei der Wasserversorgung an und geht über Heizen und Kommunikation bis hin zur Abwasserentsorgung“, so Eisenhuber.
Notfallplan: eigener Stromkreislauf
„Wir arbeiten nun daran, sogenannte Versorgungsinseln im Fall eines Blackouts aufzubauen. Das bedeutet, dass in diesem Fall die Verbindung zum vorgelagerten Netz unterbrochen wird“, erklärt Eisenhuber. „Wir können natürlich im Notfall nicht alle Haushalte versorgen; Für den Fall der Fälle wird ein eigener Schaltplan erstellt. So sollen beispielsweise die Feuerwehr als Quasi-Einsatzzentrale, die Schulen, die Tankstelle oder der Nahversorger bei einem Ausfall mit Energie beliefert werden können.“
Große Herausforderung
Ist eine Region von einem Blackout betroffen, dann kann die Versorgung nicht von heute auf morgen wiederhergestellt werden, denn das Stromnetz kann nur sehr langsam wiederaufgebaut werden. Sobald zu hohe Lasten ans Netz gehen, bricht das gesamte Netz wieder zusammen und man muss mit der Arbeit von vorne beginnen. „Das Stromnetz kann nur durch händische Schalthandlungen aufgebaut werden. Das bedeutet, dass im Fall eines Blackouts jeder Trafo vom Netz genommen werden muss. Schon in einem kleinen Stromgebiet wie in unserem Tal ist das eine Herausforderung“, ist sich Monika Eisenhuber sicher.
Österreichweit rechnet man mit der Wiederherstellung der Stromversorgung nicht vor 24 Stunden, ein umfassender Wiederanlauf der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern und Diensleistungen sollte frühestens zwei Wochen nach einem Blackout möglich sein.
Internationale Abhängigkeiten in der Versorgungslogistik können zudem zu erheblichen Verzögerungen führen. „Bis eine annähernd gewohnte Normalität eintritt, werden zumindest Monate vergehen“, meint die Unternehmerin.
„Deswegen ist es so wichtig, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Möglichkeit eines solchen Blackouts zu schaffen und Vorkehrungen zu treffen.“ Auch eine Informationsveranstaltung ist geplant, sobald die Corona-Regeln das wieder zulassen.