Museumsleiter Franz Wanek gibt Einblicke in die Sammlung des Stadtmuseums / Foto: Schmidt
Unter den Gefallenen fanden sich auf österreichischer Seite keine Zivilisten. Allerdings starben an diesem 5. September zehn österreichische Soldaten, ein österreichischer Gendarm, ein Zivilist aus dem damals noch ungarischen Steinbach und mindestens sieben ungarische Freischärler. Sie alle haben eine Geschichte und einen Namen. Einer davon war Ferdinand Kamper, ein 22-jähriger Schuhmacher aus Wien. Als die Ungarn um die Mittagszeit den im Talgrund des Zöbernbaches liegenden rechten Flügel der Kompanie aufrieben, wurde der Rückzug der Kompanie bis zur Karler Straße befohlen. Kamper geriet dabei in die Fänge der Freischärler, die ihn misshandelten und anschließend bis auf eine kurze Unterhose auszogen und „am dritten Apfelbaum, der vor der damaligen Grenze stand, erhängten“, so Museumsleiter Franz Wanek. Das Bild des Ermordeten ging danach um die Welt: auf der Titelseite der Zeitung „Wiener Bilder“.
Er war einer von vier Soldaten, die während des Gefechts gefangenen genommen und noch am selben Tag ermordet wurden. Die vier Soldaten wurden zunächst in Steinbach begraben. Zehn Jahre später, bei der Gedenkfeier 1931, wurden auch sie in das Ehrengrab nach Kirchschlag überführt, in dem fünf ihrer Kameraden bereits 1921 beigesetzt worden waren. Ein weiterer Soldat, Franz Samotny, wurde ins Krankenhaus Wiener Neustadt gebracht, wo er zwei Wochen später verstarb. Er fand seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof. Sein Grab gibt es heute aber nicht mehr. Anders verhält es sich mit der Ruhestätte von Felix Dellavedova. Der aus Seefeld in Tirol stammende Gendarmerie-Patrouillenleiter, der am Morgen des 5. Septembers in Bubendorf durch die Handgranate eines Freischärlers zu Tode kam, fand seine Ruhestätte am Friedhof von Bubendorf, wo sein Grab bis heute zu finden ist.
Heiß umkämpftes Burgenland
Am 5. September zogen sich die Freischärler zurück; den Kampf um das Burgenland gaben sie damit aber noch nicht auf. Das Heer war daher weiterhin wachsam und so kam es im November zu einem Unfall, der zwar nicht direkt mit dem Gefecht in Verbindung steht, aber doch Teil der Geschichte im großen Ganzen ist. Die Kronen Zeitung berichtet damals von der „Automobilkatastrophe auf dem Weißen Kreuzberg“ bei Edlitz. Ein Bundesheer-Lastkraftwagen, der am späten Nachmittag des 3. November 1921 Material von Wiener Neustadt nach Kirchschlag transportierte, nahm am Bahnhof Edlitz-Grimmenstein zahlreiche Soldaten und Gendarmen mit, die ebenfalls nach Kirchschlag wollten. Das Fahrzeug stürzte allerdings zwischen Thomasberg und dem Weißen Kreuz über die Bachböschung in den Edlitzbach. Dabei kamen insgesamt elf Personen (sieben Soldaten, drei Gendarmen und ein Zivilist) ums Leben, zehn weitere Personen wurden schwer verletzt.
Zwei Tage später räumten die Freischärler dann das südliche Burgenland und bis Mitte November erfolgte die friedliche Besetzung durch Österreich.
Gedenkfeier in Kirchschlag
Zum 100. Jahrestag des „Gefechts von Kirchschlag“ organisieren die Gemeinden Kirchschlag und Pilgersdorf sowie der Kameradschaftsbund Kirchschlag am Samstag, 4. September ab 16 Uhr eine Gedenkfeier am Hauptplatz von Kirchschlag mit Kranzniederlegung und Festakt.