zwei Kinder (unbekannt), Hermine Gruber (Magd), Friederike Kabinger, Großmutter Juliane mit Kind (unbekannt), Josefa (Tante), Mathias (Onkel) und der Cousin Johann Trimmel auf dem Pferd / Foto: Josef Trimmel
Einer der wichtigsten Gründe für Historiker Johann Hagenhofer, heuer seine Autobiografie zu schreiben (der „Bote“ berichtete laufend) war die Lebensgeschichte seiner Mutter, die er leider nicht niedergeschrieben hat. In der „Botin“ gibt er uns dennoch einen Einblick in das Leben von Friederike Hagenhofer, einer außerordentlich starken Frau, die für das damalige Leben schon sehr emanzipiert war.
„Für alles hatte ich Zeit, nicht nur für meinen Beruf als Lehrer, sondern auch für die Politik, den Fußball meiner Mannschaft in Hochwolkersdorf oder andere Hobbys. Dass ich die Lebensgeschichte meiner Mutter nicht aufgeschrieben habe, nicht mehr nachgefragt habe über ihre Erfahrungen, das bereue ich heute“, so Johann Hagenhofer im Gespräch mit dem „Boten“ zu seiner Autobiografie „Halterbub und Hofrat“. Das, was er über ihr Leben wusste, hat er in seinem Buch beschrieben. Und auch die „Botin“ ist der richtige Platz für einen Einblick in ein außergewöhnliches Leben.
Friederike Hagenhofer wurde 1910 als Friederike Kabinger geboren und kam im Alter von neun Monaten (eigentlich vorübergehend) zu ihren Großeltern, um die Mutter, die mit Landwirtschaft, Gasthof und drei kleinen Kindern mehr als beschäftigt war, zu entlasten. Nach einigen Jahren sollte sie wieder zurück an den elterlichen Hof kommen, allerdings kam es dazu nie. Laut Erzählungen habe sie sich am Hof der Großeltern so wohlgefühlt, dass sie nicht mehr zurückwollte. Vor allem ihr Großvater Mathias Trimmel sei von der kleinen Friederike begeistert gewesen. Ehrgeizig, sparsam, zielstrebig und fleißig, wie sie war, kam sie ganz nach dem Großvater. Ihn begleitete sie zu Geschäftsterminen und lernte alles über den Viehhandel.
Erste und einzige Liebe
Schon früh plante der stolze Opa, sie mit einem großen Bauern zu verheiraten. Ein Plan der nicht aufging, denn Friederike verliebte sich in Karl Hagenhofer, einen guten Musiker und ausgezeichneten Tänzer, der in ganz Hochwolkersdorf als Mädchenschwarm galt. Der Großvater verbot ihr den Kontakt mit dem Mann, der bereits zwei uneheliche Kinder hatte und keine dauerhafte Arbeit fand. Aber er hatte nicht mit dem starken Willen seiner Enkeltochter gerechnet, die doch bisher alles nach seinem Willen gemacht hatte.
1931 wurde aus dieser Liebesverbindung schließlich Johann Hagenhofers älteste Schwester Maria geboren, zwei Jahre später Elfriede. Diese scheinen im Taufbuch der Pfarre mit dem Familiennamen Kabinger auf. Der Großvater hatte die Heirat mit Karl Hagenhofer verboten und er durfte auch sein Haus nicht betreten, in dem Friederike eine kleine Wohnung mit Küche und Zimmer bewohnte.
Happy End von kurzer Dauer
Erst knapp vor seinem Tod sah er ein, dass sich Friederike nicht doch noch für einen Bauern entscheiden würde und vermachte ihren beiden Töchtern knapp zwei Hektar Grund und seiner Enkeltochter den Fruchtgenuss – eine Entscheidung, die sich im Krieg wenig später als besonders wichtig herausstellte. Friederike gelang es, ihre ganze Familie von den Erträgen dieser Grundstücke zu ernähren. Nach dem Tod von Mathias Trimmel übernahm dessen Sohn und gleichzeitig Onkel von Friederike den Hof und gab endlich seine Zustimmung zur Hochzeit mit Karl Hagenhofer. Doch das Glück währte nicht lange. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er in der Nähe von Tirana (Albanien) von einer Kugel getroffen. Auf Anweisung seines Kommandanten machte er sich mit einem weiteren Verwundeten auf den Weg zur Sanitätsstelle, wo er nie ankam. Bis heute fehlt von ihm jede Spur. „Für meine Mutter war diese Nachricht das Schlimmste, was ihr passieren konnte. Sie ließ ihn nie für tot erklären und hoffte noch Jahrzehnte nach Kriegsende auf seine Heimkehr“, erinnert sich Johann Hagenhofer.
Arbeit für zwei
Wenn Hagenhofer an das Leben seiner Mutter denkt, dann beeindruckte ihn vor allem ihre Stärke und Intelligenz. Sie pflügte und eggte mit ihren beiden Kühen die Äcker selbst, erledigte somit nicht nur die typischen Frauenarbeiten, sondern auch die der Männer. Sie handelte mit Kühen, wie sie es von ihrem Großvater gelernt hatte. Durch dieses Verhandlungsgeschickt konnte sie schließlich auch einen Bauplatz in Hochwolkersdorf kaufen, wo sie das Projekt ihres Lebens umsetzte, den Bau eines Einfamilienhauses. Dabei packte sie bei allen Arbeiten mit an, grub Künetten oder mischte Mörtel, bis die Familie 1952 einziehen konnte.
Am 13. April 2000 verstarb sie im selbst erbauten Haus knapp nach ihrem 90. Geburtstag. Eine ausführliche Beschreibung dieses harten Frauenschicksals erfolgt in Johann Hagenhofers Autobiografie „Halterbub und Hofrat“. Das Buch ist im Buchhandel und allen Gemeindeämtern der Region erhältlich.