Das neue Regions-Team (v.li.): Franz Piribauer, Elisabeth Blochberger, Obfrau Michaela Walla, Manuela Handler, Florian Kerschbaumer und Rainer Leitner / Foto: Rehberger
Nach 20 Jahren als Regionsobmann an der Spitze der Leader-Region Bucklige Welt – Wechselland hat Fritz Trimmel das Zepter an Michaela Walla übergeben. Wir sprachen mit ihm darüber, wie sich die Region entwickelt hat und wie man 32 Gemeinden für gemeinsame Projekte unter einen Hut bringt. Und wir lassen die neue Regionsobfrau zu Wort kommen, um einen ersten Eindruck davon zu bekommen, welche Themen in den kommenden Jahren besonders wichtig sein werden.
Bote: Warum war für Sie genau jetzt der richtige Zeitpunkt für den Obmann-Wechsel?
Fritz Trimmel: Wir befinden uns derzeit in einer Übergangsphase. Die alte Förderperiode ist ausgelaufen, jetzt gibt es eine Übergangsphase, bevor die neue Periode startet. Die Arbeiten für diese neue Förderperiode, die im Jahr 2023 startet, müssen jetzt beginnen, daher passt der Zeitpunkt jetzt gut.
Bote: Sie waren genau 20 Jahre lang Obmann; war das immer das Ziel?
Trimmel: Eigentlich wollte ich schon nach 18 Jahren mein Amt übergeben, aber dann kam die Landesausstellung, bei der wir als Region mittendrin waren und rasch einiges umsetzen konnten. Später kam die Corona-Krise und damit eine herausfordernde Zeit. Nun ist es wieder ruhiger und daher die richtige Zeit für den Wechsel.
Bote: Zur Gemeinsamen Region Bucklige Welt – Wechselland gehören heute 32 Gemeinden. Was muss ein Regionsobmann/eine Regionsobfrau mitbringen, damit man alle unter einen Hut bringt und die Zusammenarbeit funktioniert?
Trimmel: Dazu braucht es sicherlich eine Person, die eher eint als trennt, die auch in der Kommunikation mit allen kann. Am wichtigsten ist dabei, dass eine gegenseitige Wertschätzung da ist – unabhängig von Parteiinteressen. Ich bin sicher, Michaela Walla bringt dafür alle Voraussetzungen mit.
Bote: Als Bürgermeisterin, Berufstätige und vielfach in der Region engagierte Person war Ihnen vermutlich auch vorher schon nicht langweilig. Wieso haben Sie sich auch noch für diese Aufgabe entschieden?
Michaela Walla: (lacht) Das ist vollkommen richtig, fad war mir nicht. Wenn man das aber gerne macht, sich gerne für seine Heimatgemeinde und -region engagiert, dann hat man auch Freude daran. Wobei ich schon sagen muss, dass ich in diese neue Aufgabe als Regionsobfrau erst einmal ordentlich hineinwachsen muss. Natürlich habe ich auch überlegt, ob ich die Aufgabe übernehmen will. Es handelt sich um ein neues, spannendes Themenfeld in der Region, in der ich lebe und die ich gerne mag. Zusätzlich die Chance, gemeinsam mit den 32 Gemeinden etwas weiterzubringen – das waren für mich dann die ausschlaggebenden Punkte, das zu machen.
Bote: 20 Jahre Regionsobmann bedeutet auch 20 Jahre Projekte in der Region. Was waren die für Sie spannendsten?
Trimmel: Der Start der Gemeinsamen Region gleich ganz zu Beginn war schon sehr spannend. Wir waren mehrmals in St. Pölten, um dort unsere Themen vorzustellen, und da war man sich nicht so sicher, wer wir sind oder wo genau die Bucklige Welt überhaupt liegt. Auf dem Heimweg haben wir beschlossen, dass wir es ihnen zeigen wollen, damit künftig jeder weiß, wo die Bucklige Welt ist und wofür sie steht. Der Tourismusberater Arnold Oberacher hat uns anfangs dann etwas weg von den Geschichtsthemen und hin zur Kulinarik als Speerspitze der Region gebracht. Das haben wir dann auch erfolgreich umgesetzt mit „Sooo gut schmeckt die Bucklige Welt“ – bis heute eine Erfolgsgeschichte. Die historischen Themen etwa in Schwarzenbach, Katzelsdorf oder Krumbach haben sich dann parallel dazu entwickelt. Zur selben Zeit haben wir auch die erste Klima-Modellregion gegründet, mit spannenden Projekten, um den Menschen zu zeigen, wie wichtig Klimaschutz bzw. energieeffiziente Maßnahmen sind.
Bote: Was war Ihr persönlich größtes Erfolgserlebnis der letzten 20 Jahre?
Trimmel: Dass es immer gelungen ist, dass alle beteiligten Gemeinden mitgemacht haben. Es hat nicht immer jede Gemeinde gleich viel davon, wenn wir Projekte umsetzten, aber alle haben immer an einem Strang gezogen.
Bote: Seit ein paar Wochen gibt es nun die neue Regionsobfrau. Wie haben Sie diese erste Zeit erlebt?
Walla: Einerseits ist es relativ ruhig, weil ich ein tolles Team im Regionsbüro habe, das die Themen sehr gut aufbereitet. Auch von Fritz Trimmel bekomme ich sehr viele wichtige Inputs bezüglich der laufenden Themen. Auf der anderen Seite sind die Termine mehr geworden. Die erste Zeit war auf jeden Fall sehr positiv und es sind viele erfreuliche Rückmeldungen gekommen. Viele haben gratuliert, einige haben aber auch gesagt: „Das machst du jetzt auch noch“, aber es macht eine Freude, wenn man sieht, dass hier in der Region, in der ich lebe, etwas weitergeht.
Bote: Haben Sie bereits Themen festgelegt, die Sie als Regionsobfrau umsetzen möchten?
Walla: Es wird vieles weitergehen, bei dem wir nicht unbedingt etwas Neues erfinden müssen. Ein wichtiges Thema ist und bleibt der Klimaschutz. Dabei sind KEM und KLAR ganz wichtig, auch um gemeinsam mit dem Land NÖ weitere Maßnahmen zu setzen. Ein weiteres Thema betrifft die Bildung. Ich bin überzeugt, dass man über die Bewusstseinsbildung bei Kindern und Jugendlichen vieles erreichen kann.
Bote: Wenn wir einen Schritt weiter in die Zukunft gehen, was wären für Sie wichtige Projekte, die Sie gerne umsetzen würden?
Walla: Da bleibe ich beim Thema Bildung: Ganz wichtig ist für mich, dass man berufsbildenden Ausbildungen einen höheren Stellenwert gibt. Denn das schafft nicht nur Fachkräfte in der Region, sondern sorgt auch dafür, dass hier Arbeitsplätze entstehen. Dazu gehört auch, dass man das passende Umfeld schafft. Die Region kann dabei viel zur Bewusstseinsbildung beitragen, etwa in Sachen Klimaschutz, aber auch wichtige Infrastrukturprojekte können nur durch gemeinsame Anstrengungen gelingen, Stichwort Glasfaser. Beim Thema Gesundheit würde ich mir ein gemeinsames Projekt mit den Gemeinden wünschen, damit Menschen auch im hohen Alter ein lebenswertes Umfeld haben.
Bote: Als Bürgermeisterin bekommen Sie aus erster Hand mit, was den Menschen gefällt, aber auch was ihnen nicht passt. Was macht eine Region lebenswert?
Walla: Das sind in Wirklichkeit Kleinigkeiten: Die Menschen müssen sich wohlfühlen, sie wollen einen Nahversorger, ein gastronomisches Angebot. Die Infrastruktur ist auch ganz wichtig. Bestes Beispiel: das Trinkwasser-Projekt, das in der Region umgesetzt wurde. Da haben viele Gemeinden an einem Strang gezogen. Das macht eine Region lebenswert. Ebenso das Angebot des öffentlichen Verkehrs, das erst im letzten Jahr verbessert wurde. Das sind Themen, bei denen sich die Region einbringen kann.
Bote: Mit Waltraud Ungersböck haben wir eine Landtagsabgeordnete in der Buckligen Welt. Sie stehen als Frau an der Spitze der Region – ist das eine Entwicklung zu mehr Frauen in Spitzenpositionen?
Walla: Man muss sich einfach auf die Füße stellen, bringt die entsprechende Qualität und Qualifikation mit – es ändert sich schon etwas, auch wenn man es als Frau immer noch schwerer hat. Ich glaube auch, dass man sich von Frauen in Führungspositionen mehr erwartet. Auf der anderen Seite ist man aber auch ein Vorbild für andere Frauen, die sich dadurch vielleicht engagieren wollen.
Bote: Die Bucklige Welt und das Wechselland mit ihren 32 Gemeinden und damit auch 32 Bürgermeistern unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer einfach. Wie werden Sie das in Zukunft handhaben?
Walla: Mein großer Vorteil als langjährige Bürgermeisterin ist, dass ich die meisten Persönlichkeiten bereits kenne. Ich werde daher in jedes Gespräch und jedes Projekt sehr offen hineingehen, auch um Platz für Diskussionen zu haben. Es ist wichtig, dass man zuhört, dass ich gemeinsam mit dem Regionsbüro als Drehscheibe fungiere, um Ideen zu sammeln. Wichtig ist: miteinander reden und am Ende das Beste für die Region und die Gemeinden herausholen.