Balkonszene nach der Vermählung. Das Brautpaar, der Kaiser und die Hochzeitsgesellschaft winken den Schwarzauern zu.
Foto: CleverContents

110 Jahre ist es her, dass in Schwarzau europäische Geschichte geschrieben wurde, als der spätere letzte Kaiser Österreichs genau an jener Stelle, wo sich heute das Frauengefängnis befindet, heiratete.

Damals, am 21. Oktober 1911, ist die ganze Region in Bewegung. Von Wiener Neustadt über St. Egyden bis Frohsdorf und Seebenstein werden die Straßen geschmückt, Girlanden ausgebracht und Bilder des Kaisers aufgehängt. Kaiser Franz Josef reist an diesem Tag von St. Egyden kommend an. Der Anlass ist ein höchst freudiger für den bereits greisen Kaiser: Sein Neffe, der 24-jährige Karl Franz Josef, Zweiter in der Thronfolge, heiratet an diesem Tag in Schwarzau standesgemäß die 19-jährige Zita, Prinzessin von Bourbon-Parma. Die Thronfolge Österreich-Ungarns scheint damit gesichert.

Was für den Kaiser damals nicht nur familienpolitisch von Bedeutung ist, ist auch für die Bevölkerung in Schwarzau ein wichtiger Tag. Schon zwei Tage vor der Hochzeit gab es einen Fackelzug. Am Tag selbst werden Schulkinder zu Ehrenzügen aufgestellt und nach der Trauung der Hochzeitsgesellschaft im Schlosspark Hochrufe und Ovationen dargebracht. „Das war ein Freudentag für die Völker der ganzen Monarchie, und die Schwarzauer waren stolz, daß dieses Ereignis in ihrer Gemeinde stattfand“, steht in der Pfarrchronik vermerkt.

Kaiserliche Küsschen für die Braut

Was hinter den Schlossmauern an diesem Tag im Detail geschieht, erfährt die Bevölkerung dann aus den Medien: Nach dem Empfang am Eingang zur Haupteinfahrt durch Bräutigam Karl und dem damals in Frohsdorf residierenden Jaime von Bourbon (Herzog von Madrid), steigt Kaiser Franz Josef die Treppen zur ersten Etage empor. Dort wird er von der Braut und deren Mutter erwartet. „Der Kaiser […] küßte die errötende Braut zweimal auf die Wangen“, steht später in der Zeitung. Die Hochzeitsgesellschaft macht sich schließlich über die Korridore des Schlosses auf den Weg in die Kapelle, in der die Trauung stattfindet. In den Zeitungen wird später vor allem über Zitas Brautkleid berichtet, „ein zauberhaftes Kleid aus elegantem elfenbeinfarbenem Satin Duchesse“ – und über ihr kräftiges „Oui“.

Ein Ja, durch das die Prinzessin von Bourbon-Parma zur Erzherzogin von Österreich wurde. Das betonte der Kaiser bereits in seiner Tischrede beim anschließenden Festmahl im Maria-Theresien-Saal, der über die Jahrzehnte erhalten blieb, heute allerdings als Sitzungssaal der Justizanstalt fungiert.

Damals wie heute löst das Schloss Faszination aus. Bis 1951 walteten dort die Bourbon-Parmas, dann verkaufte es Prinz Elias an die österreichische Justizverwaltung, die daraus die Frauenvollzugsanstalt machte. Als Arbeitgeber ist das Schloss in Schwarzau und in der Region damit bis heute essenziell. Das zeigt ein Blick zurück.

Leben im Schloss

Als Herzog Robert von Parma Schloss Schwarzau im Oktober 1889 kaufte, wurde in der Pfarrchronik vermerkt: „Es kam wieder Leben in das stille Schwarzau. […] Schon die ersten Tage der Anwesenheit der königlichen Hoheit brachten viele Wohltaten für Arme und Kranke, die aus der königlichen Küche gespeist wurden, auch wurden Kleider verteilt. Als Diener wurden ortsansässige Leute dazugenommen.“

Der Herzog und seine Familie waren im Ort beliebt. Die Bourbon-Parma-Kinder übernahmen Patenschaften für Kinder aus dem Ort, die Frau des Herzogs gründete einen Kindergarten – und der Herzog selbst lud einmal jährlich zum Viehmarkt in den Schlosspark. Aber auch als die Zeiten rauer wurden, der Herzog nicht mehr lebte und Zita bereits Kaiserin war, hielten die Bourbon-Parmas an ihrer Volksnähe fest und richteten im Ersten Weltkrieg nicht nur eine Kriegsküche, sondern sogar ein Kriegsspital ein.

1965 wurde der berühmte Hochzeitsbalkon am Schloss abgerissen. Für die Justiz war er nicht brauchbar. Um die Jahrtausendwende setzte sich der damalige Oberst Franz Schmidt in einer umfassenden Renovierungsaktion schließlich dafür ein, dass die historische Substanz des Schlosses erhalten bleibt. Fresken wurden freigelegt, Statuen gesichert und eng mit dem Denkmalschutz zusammengearbeitet. Und so zeugt heute unter anderem der Verwaltungstrakt der Justizanstalt noch von jenen Zeiten, in denen in Schwarzau europäische Geschichte geschrieben wurde.

Quellen:

• Feigl, Erich. 1976. Kaiserin Zita. Legende und Wahrheit. 19782, Amalthea Verlag: Wien, München
• Das Heimatbuch von Schwarzau am Steinfeld, 1998
• Pfarrchronik Schwarzau
am Steinfeld