Bei der Junioren-EM im Trentino fuhr Sebastian Putz im österreichischen Nationalteam / Foto: Stiehl Photography/Arne Mill/ÖRV
In Österreich gibt es 1,2 Millionen Radfahrer. 68 Prozent der heimischen Haushalte besitzen ein Fahrrad. Doch Radfahren ist nicht gleich Radfahren. Als reiner Sport betrieben findet es nur bei einigen wenigen Akzeptanz. Ein Katzelsdorfer zählt zu diesen Idealisten.
Von seinen Eltern wurde Sebastian Putz schon in der Kindheit zum Sport motiviert, wobei der Radsport eine große Anziehungskraft auf ihn ausübte. Sebastians erste Erfahrungen mit einem Rennrad machte er auf einem uralten Bianchi. Ein neues bekam er von seinen Eltern, als er 14 Jahre alt war. In diesem Alter bestritt er auch sein erstes öffentliches Rennen, einen Radmarathon mit Senioren über 100 Kilometer.
Nach Matura kommt Bundesheer und dann …
Sebastian Putz hat heuer maturiert. Vor der Einberufung zum Bundesheer, die im Februar ansteht, ist er auf der Suche nach einem Teilzeitjob, weil er ja Zeit zum Trainieren benötigt. Auch vom späteren Studium hat er gewisse Vorstellungen. Der Sport könnte eine große Rolle dabei spielen.
Richtige Radrennen kann man nur mit einer Lizenz bestreiten. Diese erhielt er vor etwas mehr als einem Jahr vom ARBÖ Neunkirchen, der einzige auf den Rennsport fokussierte Club in der Region. Und sogleich folgte auch das erste offizielle Radrennen in der Juniorenklasse in Gössendorf bei Graz. Um sich sportlich besser entwickeln zu können, wechselte er bald zum RC ARBÖ Steiner Shopping Purgstall (bei Amstetten, NÖ).
Drei bis vier Stunden täglich am Rad
Während das Krafttraining über Skype unter Traineraufsicht erfolgt, gibt es für die Trainingsfahrten nur ein grobes Konzept. Bei diesen Einheiten müht er sich durchwegs allein in der Umgebung von Katzelsdorf ab. Für die Berge sind die Rosalia, die Bucklige Welt sowie der Schneeberg zuständig. So an die drei bis vier Stunden sitzt er dabei täglich am Sattel. „All dies hat bei mir eine ruckartige Leistungssteigerung ergeben“, betont Sebastian Putz nicht ganz ohne Stolz. Jedoch: „Mit der Einsamkeit lernt man im Laufe der Zeit zu leben!“
Viele Rennen in Tschechien
Das erste Rennen in der neuen Vereinsumgebung erfolgte in Tschechien, wo sich für Junioren-Rennen immer wieder Veranstalter finden. Da ist der 18-Jährige unter rund 125 Startern 21. geworden. „Das war für den Anfang ganz gut“, so Putz. Danach war er eigentlich nur mehr mit einem Platz unter den Top 10 zufrieden.
An den ersten Sieg kann sich jeder Sportler erinnern. So auch Sebastian: „Diesen schönen Tag gab es bei einem Bergrennen im Lobmingtal in der Steiermark über 14 Kilometer und mit einem Höhenunterschied von 550 Metern. Seitdem gehört er zum österreichischen Nationalteam.
Mit diesem fuhr er in der Zwischenzeit schon einige Rennen: auch schwierige Etappenrennen für Junioren, wie die Oberösterreich-Rundfahrt, die er nach drei Tagen bei starker internationaler Beteiligung als 63. – aber immerhin drittbester Österreicher – beendete. Dies alles auf einem neuen Rennrad, das er als Geburtstags- und Maturageschenk von seinen Eltern bekam.
Allerdings dauert es nicht mehr lange und der junge Katzelsdorfer ist für die Junioren-Kategorie zu alt. Mit der Unter-23-Klasse wartet die nächste große Herausforderung. Dafür muss er sich einen anderen Verein suchen, wobei es in Österreich etwa zehn Clubs gibt, die als „Continental-Mannschaften“ eingestuft sind. Wie ernst es dem Katzelsdorfer Radsporttalent damit ist, unterstreicht er mit der Tatsache, dass er bereits auf der Suche nach einem Verein ist, der diese Voraussetzung erfüllen kann. In einem U23-Team zeigt es sich dann, ob man für die WorldTour mit den Profis reif wäre. Bei diesen ist Österreich gar nicht so schlecht aufgestellt, wie man an den Beispielen Hermann Pernsteiner (aus Kirchschlag), Patrick Konrad (aus Ebreichsdorf) oder Felix Großschartner (aus Marchtrenk), um nur einige zu nennen, sehen kann.
Den vergangenen Sommer verbrachte der 1,71 Meter große und 58 Kilogramm leichte Radrennfahrer an den Wochenenden zumeist im Ausland. Da sind auch die Eltern gefordert. Mutter Petra Putz: „Wir sind eine sportbegeisterte Familie und unterstützen unseren Sohn, wo wir können. Wir sehen, dass Sebastian viel Zeit in sein Hobby investiert und die Motivation stimmt. Wir üben aber keinen Druck auf ihn aus, denn er soll vor allem Spaß am Rennfahren haben.“
Zuletzt konnte sich Sebastian Putz bei der Junioren-Europameisterschaft im Trentino bewähren. Dort konnten pro Nation sechs Fahrer starten, wobei der 107 Kilometer lange Rundkurs mit insgesamt 1.690 Höhenmetern achtmal bewältigt werden musste. Unter den 157 Startern konnte sich der Katzelsdorfer schon bald mit der Führungsgruppe (etwa 50 Fahrer) absetzen. Bis zur sechsten Runde schaffte er es auch, das Tempo mitzuhalten und den zwei Spitzenfahrern des Nationalteams (Alexander Hajek und Marco Schrettl) mit der Positionierung zu helfen. Schlussendlich fuhr Sebastian mit einem Rückstand von 3:21 Minuten auf Platz 45 in das Ziel ein. Sein Resümee: „Alles in allem bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden und freue mich auf die kommenden Rennen.“