Die letzten Meter: Knapp vor der Türe des Regionsbüros steigt Florian Kerschbaumer aus dem Bus / Foto: Rehberger
Klimaschutz und klassischer Individualverkehr passen nicht allzu gut zusammen. So viel ist klar. Am Land auf das Auto zu verzichten, ist aber meistens auch keine Option. Oder? Florian Kerschbaumer aus dem Regionsbüro wagte den Selbstversuch, ausgestattet mit Fahrrad, Klimaticket und E-Carsharing-Auto. Wir haben ihn dabei begleitet.
Gleich vorweg: Es braucht schon eine gewisse Portion Idealismus und genaue Planung, wenn man vom Triestingtal täglich zur Arbeit nach Lichtenegg in der Buckligen Welt pendeln will. Für Florian Kerschbaumer war der ausschlaggebende Punkt, dass das Zweitauto seiner Familie kurzfristig den Geist aufgegeben hatte. Also setzte er sich mit dem Thema öffentlicher Nahverkehr hautnah auseinander. Bereits im Sommer 2020 wurden die Busverbindungen in der Region neu aufgestellt sowie die Intervalle verkürzt. Das war für Kerschbaumers Weg in die Arbeit aber nur das letzte Stück. Zunächst muss er auf seiner täglichen Reise aber erst mal mit dem Fahrrad eine halbe Stunde zum Bahnhof Baden fahren. „Das ist für mich aber keine verschwendete Zeit, sondern gleich eine Trainingseinheit“, so Kerschbaumer. Und wenn es regnet oder schneit? „Ich bin dafür sehr gut ausgerüstet“, ist er sich sicher. Seine Anreise zur Arbeit dauert eine halbe bis Dreiviertelstunde länger als mit dem Auto – vorausgesetzt, es gibt keinen Stau.
Pendeln und arbeiten
Im Zug von Baden bis nach Grimmenstein erledigt er dann bereits erste Arbeiten und führt Telefonate für das Regionsbüro. In Grimmenstein angekommen, geht es dann mit dem Bus bis fast vor die Türe des Regionsbüros in Lichtenegg. Und wenn Kerschbaumer in der Region Termine hat und Dienstfahrten unternehmen muss, dann nutzt er das E-Auto der Gemeinde, das Teil des E-Mobil-Carsharing-Projekts der Region ist.
Kerschbaumers Bilanz nach knapp einem Monat öffentlicher Anreise zur Arbeit: „Die Reisezeit im Zug kann bequem für die Arbeit genutzt werden, ist außerdem stressfrei bei reduziertem Verkehrsrisiko. Bisher hat alles gut funktioniert, auch die Anschluss-Verbindungen, da der Bus ab Grimmenstein offensichtlich auch auf verspätet ankommende Züge aus Wiener Neustadt wartet. Natürlich ist ein gewisser Planungsaufwand damit verbunden, auf der anderen Seite sind die Öffis modern und komfortabel.“
„Die Zeit ist reif für den Umstieg“
So viel zum Thema Klimaschutz, aber gibt es auch finanzielle Anreize? „Ich habe das VOR-Ticket für die Region NÖ/Burgenland seit Anfang November. Alles in allem sollte unser Zweitauto damit künftig eingespart werden können. Spätestens dann ergibt sich auch ein finanzieller Vorteil“, so der überzeugte Öffi-Pendler. Und er richtet einen Appell an alle, die mit dem Gedanken spielen, nach Alternativen zum klassischen Auto zu suchen. „Die Zeit für den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr ist reif. Dafür ist allerdings auch eine Verhaltensänderung notwendig.“