Josef Winkler aus Zöbern mit einem Rettungsring von einem seiner ehemaligen Arbeitsstätten / Foto: Egerer
Von Passau bis zum Schwarzen Meer – alle Länder, die an der Donau liegen, hat er besucht. Doch nicht als Tourist, sondern als Kesselwärter auf Fracht- und Passagierschiffen. Der heutige Pensionist Josef Winkler aus Zöbern kann viele spannende Anekdoten aus seiner Jugendzeit erzählen. Er fuhr noch auf dem legendären Dampfschiff „Schönbrunn“, Baujahr 1912, das noch heute für Touristenfahrten genutzt wird.
Nach seiner Lehre als Installateur und Bauspengler sowie absolviertem Bundesheer zog es Josef Winkler fort von daheim, er wollte, wie viele junge Burschen, sein Glück in der weiten Welt suchen.
„Mit 21 Jahren bin ich damals zum Handelskai gefahren und habe mich wegen eines Jobs erkundigt“, erinnert sich Winkler. „Schiffe haben mich ebenso wie das Reisen immer schon fasziniert“, schmunzelt er. Vorerst musste er einmal eine Probezeit bestehen. „Man musste einen Metallberuf erlernt haben und den technischen Anforderungen entsprechen, das war gar nicht so leicht. Denn die Arbeit war schwer und schmutzig.“
Arbeit hinter dem Eisernen Vorhang
Sein erster Einsatz auf dem Frachtschiff „Schwechat“ verlangte gleich sein gesamtes Können: „Das komplette Service samt Ölwechsel dauerte drei Wochen.“ Doch er bestand die „Feuertaufe“, und so führte ihn seine erste Fahrt nach Passau. Mit einem Zugschiff ging es dann meist nach Tschechien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien bis fast zum Schwarzen Meer. „Damals gab es noch den Eisernen Vorhang. Sobald wir Bratislava erreicht hatten, begleitete uns ein russisches Sturmboot, vor allem in der Nacht, um zu verhindern, dass Flüchtlinge an Bord kamen.“
Dafür wurde fleißig geschmuggelt. „In jedem Hafen, den wir anliefen, kamen 15 Russen samt Offizier an Bord und durchsuchten das Schiff – bis auf meinen Arbeitsplatz im Kesselraum. Die Offiziere liebten Erotikzeitungen, deshalb habe ich ihnen immer eine hingelegt, die ließen sie dann in ihren Stiefeln verschwinden“, kann Winkler heute darüber lachen.
Die Schiffe, auf denen er arbeitete, waren alle vom gleichen Typ. Die „Schwechat“ zum Beispiel war 51 Meter lang und sieben Meter breit, wurde 1959 gebaut und konnte auf 800 Pferdestärken zurückgreifen. Es gab zwei Maschinen, eine Steuer- und eine Backbord. Gearbeitet wurde sechs Tage in Folge, dann hatte man sechs Tage frei.
„Die Leute auf den Schleppschiffen, die Schleppsteuermänner haben auf diesem Schiff gelebt, samt Hausrat, Hühnern, Katze und Auto“, erzählt Winkler. Die Frachtschifffahrt fand nur im Sommer statt, im Winter standen die Schiffe in der Werft in Korneuburg zum Service.
Schiff aus der Monarchie
Einmal wurde in dieser Zeit ein Sherlock-Holmes-Film gedreht. „Es war im November, die ‚Schönbrunn‘ wurde mit Palmen bestückt, sodass man sich in der Südsee wähnte“, kann Winkler noch heute darüber staunen. „Wir mussten heizen, dass es ordentlich rauchte, und ganz langsam ein Stück ablegen für die Dreharbeiten.“
Auf dem Dampfschiff „Schönbrunn“, das 1912 in Budapest gebaut wurde und Touristen bis nach Passau beförderte, sorgte er für die nötige Hitze im Kesselraum.
„Hier zu arbeiten, war einer der härtesten Jobs, den niemand machen wollte“, erinnert sich Winkler. Das Schiff selbst hat imposante Ausmaße: Mit einer Länge von 70 und einer Breite von 15 Metern, samt 710 PS machte es damals viel her. Bis 1986 war es auf der Donau im Einsatz, danach stand es einige Zeit in Budapest und wurde als Casino zweckentfremdet. Doch dann kaufte es eine Eisenbahngesellschaft. Dessen Mitgliedern ist es zu verdanken, dass dieses legendäre Dampfschiff noch heute für Sonderfahrten vom Stapel läuft,
„Diese paar Jahre auf See haben mich viel gelehrt und ich habe viel gesehen“, so Winkler. Noch heute besitzt er einige Erinnerungsstücke und viele Fotos.