David Lechner aus Bad Schönau mit einem seiner ukrainischen Mitarbeiter in Charkiw / Foto: Lechner
David Lechner aus Bad Schönau ist Programmierer und Digitalisierungs-Experte und hat mit seiner Firma „Lechnersoft“ nicht nur einen Standort in seiner Wahlheimat, sondern auch im ukrainischen Charkiw gegründet. Ja genau, in jener Stadt, die seit dem russischen Angriff nicht aus den Schlagzeilen kommt, weil hier immer wieder besonders heftig gekämpft wird. Der „Bote“ sprach mit Lechner darüber, wie er mit seinem Unternehmen in der Ukraine gestartet hat und wie er seine Mitarbeiter im Kriegsgebiet unterstützt.
David Lechner ist IT-Experte, kommt ursprünglich aus dem Bereich Spieleentwicklung und ist seit 2012 selbstständiger Unternehmer im IT-Bereich. Mit seiner Firma „Lechnersoft“ richtet er sich vor allem an KMUs, die ihre IT auslagern wollen, Hilfe bei Web-Applikationen und grundsätzlich bei allem, was mit Digitalisierung zu tun hat, brauchen. Da das Potenzial an Software-Entwicklern in Österreich aber recht überschaubar ist, sprich, diejenigen, die es gibt, sind mit Arbeit mehr als eingedeckt, überlegte er, wo er sich ein Team zusammenstellen könnte, und wurde schließlich im ukrainischen Charkiw fündig.
Großes Potential
„Als ich den Punkt erreicht habe, wo ich mir ein Team aufbauen wollte, bin ich recht schnell in Charkiw gelandet. Es ist eine Stadt, die mit Wien vergleichbar ist, toll entwickelt, mit einer großen Universität und vielen Software-Entwicklern“, erinnert sich Lechner. Also packte er einen Rucksack, reiste nach Charkiw, mietete ein Büro und stellte vor wenigen Monaten die ersten drei Programmierer und Grafiker ein. Seither wechselte er zwischen den Firmenstandorten in Bad Schönau und Charkiw. Und dann kam der russische Angriff. „Charkiw ist etwa 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Ich habe hautnah erlebt, wie schnell sich eine blühende Stadt in eine Geisterstadt verwandeln kann“, so Lechner. Er selbst war vor Ort, als die Angriffe begannen. Mit einem OSCE-Konvoi ist es ihm schließlich gelungen, heimzukehren. Seither ist er fast durchgehend am Arbeiten, denn für ihn ist die Situation in der Ukraine und die Zukunft seiner Mitarbeiter nun zusätzliche Motivation.
„IT-Fachkräfte gehören zu den wenigen Menschen in der Ukraine, die weiterhin ihr Einkommen sichern können. Ein Mitarbeiter sorgt mit seinem Gehalt für etwa zehn Menschen“, so Lechner. Er steht in täglichem Kontakt mit seinen Mitarbeitern und fühlt sich nun umso mehr verantwortlich, dass seine Firma erfolgreich arbeitet. Zusätzlich organisiert er Netzwerk-Treffen in der Ukraine um Programmierer vor Ort zu vernetzen, Wissen zu vermitteln und Aufträge aus Österreich zu vergeben. Der Bedarf sei jedenfalls riesig, immer mehr Betriebe verlassen sich auf externe IT-Experten. Lechner agiert als Vermittler zwischen österreichischen Unternehmen und ukrainischen Programmierern und hofft, so einen Beitrag zu leisten, die Menschen im Land zu unterstützen. Alle Informationen dazu im Internet unter www.it-ukraine.info