Mit diesen beiden Exponaten war Karl Hiess heuer bei der Biennale in Venedig vertreten – hier ein kleiner Auszug seines Schaffens
Foto: Hiess
Ob Handtaschen aus Altholz und alten Getränkedosen, Skulpturen aus Altmetall oder riesige Köpfe aus Stroh – wenn Künstler Karl Hiess an einem Projekt arbeitet, dann lässt er nicht nur seiner Kreativität freien Lauf, sondern haucht auch Dingen, die eigentlich schon für den Müll bestimmt waren, neues Leben ein. Seine einzigartigen Werke finden immer wieder auch international Beachtung. Heuer etwa bei der Biennale in Venedig oder ganz aktuell bei einer Ausstellung in Zürich. Derzeit laufen auch die Planungen für eine Schau im Atelier in seiner Heimatgemeinde Schwarzenbach.
Karl Hiess ist gelernter Bäcker und ausgebildeter Pyrotechniker, er war NÖ Leichtathletik-Landesmeister, arbeitete als Produktionstechniker für den ORF und – allem voran ist er Künstler. Fast überall in Europa habe er bereits ausgestellt, erinnert sich Hiess, von Ungarn bis Liechtenstein, derzeit ist er mit einer seiner Skulpturen und zwei Bildern bei einer Ausstellung in Zürich zu sehen. „Ich habe schon immer Themen aufgegriffen, die ein Tabu in der Gesellschaft waren“, erzählt der Schwarzenbacher. Und er schafft Kunst mit großer Symbolkraft, wie etwa eine Skulptur an der österreichisch-ungarischen Grenze (Bild oben Mitte), die Freiheit in allen Richtungen symbolisieren soll. „Zur Zeit des Lockdowns haben wir die Skulptur dann schwarz verhüllt“, so Hiess.
Rekordverdächtig
Eines seiner Highlights im Laufe seiner langen künstlerischen Karriere schaffte es auch, einen Weltrekord aufzustellen: jenen des größten Blumen-Handys. Über sechs Wochen wurde in Lutzmannsburg an dem Gebilde gebaut, bestehend aus einer zehn Tonnen schweren Stahlkonstruktion, die von oben bis unten mit Blumen bestückt wurde. Insgesamt war die Handy-Blumen-Skulptur am Ende 17 Meter hoch – absoluter Rekord. In Erinnerung sind ihm auch eine Performance mit Eisblock und Kettensäge in Wien, eine Bodypainting-Performance in Graz oder seine Teilnahme am Sandskulpturen-Festival in Neusiedl geblieben.
Denkanstöße
Die Kunstprojekte von Karl Hiess sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit. So kam er auf insgesamt 26 Fernsehbeiträge im Laufe seiner künstlerischen Karriere, darunter auch ein Beitrag in der Zeit im Bild für eine Aktion für „Licht ins Dunkel“.
Gerne arbeitet er auch mit der Jugend an wichtigen sozialen Themen, etwa mit den Schülern der NMS Oberpullendorf an einem Projekt zum Thema Frieden.
Hiess will mit seinen Kunstobjekten zum Innehalten und Nachdenken anregen, Aufmerksamkeit erzeugen und Denkanstöße geben – auch um aufzurütteln. „Wir leben in einer Zeit, in der Menschen einfach nur mehr funktionieren, ob das nun gut ist oder nicht. Keiner hinterfragt, alles wird als gegeben hingenommen“, so der Künstler.
Jedes Stück ein Unikat
Im Laufe seiner künstlerischen Karriere erschuf der heute 65-Jährige unzählige Stücke – jedes ein Unikat und zu 100 Prozent von ihm selbst realisiert, wie er betont. Einige Stücke haben dabei auch berühmte Eigentümer bekommen, unter anderem Niki Lauda, Willi Resetarits oder Barbara Karlich. Und so manches Stück hat auch unfreiwillig den Besitzer gewechselt: „Immer wieder sind mir Skulpturen gestohlen worden, einmal bei der Nordischen Ski-WM in Ramsau. Während ich mit der holländischen Prinzessin am Tisch gesessen bin, hat jemand meine Skulptur entwendet“, erinnert sich Hiess.
Heute lebt der Künstler in Schwarzenbach, wo er seinen Bestand an Kunstwerken weiter ausbaut. Unter dem Motto „Alles für die Fisch“ arbeitet er gerade an einer Ausstellung in seiner Heimatgemeinde. Der genaue Termin steht noch nicht fest, wir werden im „Boten“ darüber informieren.