Barbara Neumann-Schramböck beim Abfüllen eines „Nebeltees“ / Foto: Schwendenwein
Das Indolero von Barbara Neumann-Schramböck ist seit 17 Jahren die Adresse für guten Tee in Wiener Neustadt – und die Erfüllung eines Jugendtraumes.
Schon beim Betreten von Barbara Neumann-Schramböcks Teehaus Indolero vermitteln die Gerüche der unterschiedlichen Tees unmittelbar das Gefühl von Auszeit: „Es ist eine Kapsel im Mainstream“, meint die Inhaberin. Mit ihrem breiten Angebot, von Früchte- und Kräutertees über Rooibos- bis hin zu Grün-, Weiß- und Schwarztees, hat Neumann-Schramböck ihr Indolero in den vergangenen 17 Jahren zu einer Institution in der Wiener Neustädter Innenstadt gemacht. Sieht man der Teehaus-Inhaberin bei der Arbeit zu, wird schnell deutlich: Die 41-Jährige liebt, was sie tut. „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Tee zu trinken“, ist ihr Motto. Im Teehaus gibt es daher auch nur Sorten, die die Inhaberin bereits selbst verkostet und mindestens ein- bis zweimal getrunken hat. Verkauft wird nur, was für gut befunden wurde – „natürlich wird der Platz ständig zu wenig“, lacht die Tee-Expertin.
Tee-Expertin im Selbststudium
Ihr Wissen über Tee, all seine Geschmacksnuancen und die kulturelle Bedeutung, die damit einhergeht, habe sie „selbst erlesen und erschmeckt“, schildert sie, dass sie für ihren Jugendtraum keine spezielle Ausbildung absolviert hat.
Mit 16 Jahren setzt sie sich in den Kopf, selbst einmal ein Teehaus zu führen. „Damals habe ich in Znaim das erste Mal richtig guten Tee in einem kleinen Kellerlokal getrunken“, sagt sie über den Moment, in dem sie wusste, wohin ihr Weg führen soll. Nach der Matura beginnt sie trotzdem zunächst einmal das Studium der Pädagogik und der Soziologie. „Ich war realistisch genug, dass das nicht aus dem Nichts funktioniert“, schildert sie, „außerdem waren das die Fächer, die mich am meisten interessiert haben.“ Währenddessen will sie Erfahrung sammeln und eine Idee bekommen, wie ihr Traum in die Realität umgesetzt werden kann.
Noch vor Ende ihres Studiums spielt ihr 2004 der Zufall in die Hände. Auf eine Bewerbung zur Mitarbeit, bietet ihr der damalige Besitzer des Geschäftes die Übernahme an. „Als ich dieses Geschäft das erste Mal betrat, wusste ich: ,Das ist meins‘“, beginnen Neumann-Schramböcks Augen auch 17 Jahre später noch zu leuchten.
Obwohl ihr Geschäft auf den ersten Blick abgelegen scheint, hat sich das Indolero in einer Seitengasse der Wiener Neustädter Fußgängerzone zu einem Fixpunkt entwickelt. Leicht sei es freilich nicht immer. Bis heute gebe es Menschen, die sie mit dem Vorbesitzer vergleichen.
Ein Schluck Auszeit
Zudem erlitt die Innenstadt in den vergangenen Jahren zunehmend einen herben Frequenzverlust, nicht zuletzt aufgrund der Abwanderung großer Ketten an den Stadtrand. Und dann kam auch noch Corona. Das Indolero blieb aber dennoch die Adresse für einen Schluck Auszeit. Als Lebensmittelgeschäft durfte der Betrieb weiterlaufen und auch ein Onlineshop habe sich bewährt. Daher habe ihr als Geschäftsfrau auch die Pandemie weniger zugesetzt. „Den Mini-Luxus eines guten Tees haben sich im Home-Office viele gerne gegönnt“, blickt Neumann-Schramböck auf die vergangenen beiden Jahre zurück.
Sie lässt ihre Kunden in Gläser riechen, erzählt von unterschiedlichsten Komponenten und gibt Tipps zur richtigen Zubereitung. Nicht wenige bleiben, um die Getränke gleich vor Ort in der kleinen Teestube zu verkosten. Schnell verliert sie sich dann im fachlichen Austausch mit ihrer Kundschaft – darüber, welche Marke einer Sorte höhere Qualität hat, wo man neue Sorten bekommt oder welche Geschmacksnuancen in den verschiedenen Sorten erkannt werden.
„Tee ist eine Nische“, meint sie und sieht ihr Teehaus als kulturelle Oase, die sich vom Einheitsbrei der Außenwelt abhebt. „Ich freue mich, wenn die Leute mir sagen, dass ich sie gut berate und sie deswegen gerne zu mir kommen.“