Simone Biegler mit Massaikindern / Fotos (4): Simone Biegler
Simone Biegler ist Wahl-Aspangerin und eigentlich gelernte Krankenschwester. Doch durch eine persönliche Krise kam sie nach Afrika. Dieses Land und seine Bevölkerung, vor allem die Armut der Frauen und Kinder, haben sie nicht mehr losgelassen. Sie gründete einen Verein und startete ein Hilfsprojekt für einen Brunnenbau. Kaffeeplantagen spielen dabei eine große Rolle. Wenn sie zurzeit auch als Flüchtlingsbetreuerin in Spital am Semmering tätig ist, hat sie ihr Projekt nicht aus den Augen verloren. Im Gegenteil, sie hat noch große Ziele.
„Früher wohnte ich mit den Kindern in Traiskirchen, als uns die große Flüchtlingswelle überrollte“, so die gelernte Krankenschwester Simone Biegler.
Ihr Sohn schlitterte schließlich in eine schwere Pubertätskrise, die auch seine Mutter aus der Bahn warf. „Durch einen Bekannten, der mit seiner Firma Brunnen in Tansania baute, bekam ich die Möglichkeit, gemeinsam mit meinem Sohn nach Afrika zu reisen“, erinnert sich Biegler. „Mein Sohn hat dann auf einer Massaifarm gearbeitet und ich bin inzwischen mit dem Bus 21 Stunden nach Mpanda gefahren, wo noch nie zuvor Weiße gewesen waren. Die Leute haben durch mich hindurchgeschaut. Erst als ich mit den Kindern Kontakt aufgenommen habe, bin ich ihnen nähergekommen. Ich habe ein bisschen ihre Sprache gelernt“, erzählt Simone. „Dort haben wir Wasserstellen gesucht. Diese durften nicht tiefer als 100 Meter liegen und mussten 3.000 Liter liefern, sonst wurde nicht gebohrt, das käme zu teuer“, so Simone. Bezahlt wurde dies alles von der tansanischen Regierung – für Flüchtlinge aus dem Ausland.
Frauen und Kinder, die stundenlang zu dieser Wasserstelle gehen müssen
Größtes Flüchtlingslager
„Ich habe hier die ‚Dritte Welt‘ pur erlebt. Die Kinder mussten kilometerweit laufen, um Wasser zu holen. Deshalb konnten sie keine Schule besuchen – ein Teufelskreis“, bedauert Biegler. So beschloss sie, daheim Vorträge zu halten, um Spenden zu sammeln, und flog nochmals nach Afrika und startete das Frauenprojekt „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Sie gründete einen Verein „NGO Gertrud zur Förderung von Wasserprojekten“. Dann lebte sie drei Monate in einem Kloster der Dominikanerinnen in Karatu, einem Gebiet in Tansania. „Es gehört zu den ärmsten Regionen der Welt, weil hier viele Farmer aus dem Ausland ihre Farmen gebaut und so den Einheimischen Grund und Boden und somit ihre Lebensgrundlage weggenommen haben“, bedauert die Krankenschwester. Hier stolperte sie über die Kaffeeplantagen. „Bei Sister Noela habe ich viel über Kaffee und dessen Anbau gelernt. Ich habe grünen, also ungerösteten Kaffee mitgenommen und ihn Spezialröstereien in Österreich gezeigt. Alle waren begeistert.“ In den darauffolgenden zwei Jahren lernte sie alles über Kaffee, dessen Anbau und Röstung. Sie war 13-mal in Tansania, was sie alles selbst finanzierte. „Kaffee ist nach Erdöl die meistgehandelte Ware“, weiß sie mittlerweile. In Afrika war sie aber immer mit zwei Tansaniern als Bodyguards unterwegs.
Faire Bezahlung
Schließlich fand sie einen geeigneten Platz für ihr Projekt in der Region Arusha in der Nähe des Kilimandscharo. „Hier wird der Kaffee noch traditionell händisch angebaut – nur so kann gewährleistet werden, dass keine Pestizide eingesetzt werden. Zwischen den Kaffeesträuchern pflanzen wir Bohnen, Papayas, Zitronen oder Avocados. Die Frauen können ihre Familien davon ernähren; was überbleibt, verkaufen sie am Markt. Außerdem war mir wichtig, dass beim Kaffeeanbau die Natur nachhaltig geschützt wird und die Frauen tatsächlich fair bezahlt werden. Der Erlös kommt wiederum dem Brunnenprojekt zugute.“
Schließlich brachte sie im ersten Jahr 120 Kilogramm Kaffee nach Österreich, um ihn zu rösten und zu vermarkten; der Erlös fließt in das Projekt. Im letzten Jahr war es insgesamt schon eine Tonne. In einer Spezialrösterei in Leobersdorf wird der Kaffee in den drei Röststufen „Antonius“, „Josef“ und „Eva“ geröstet.
Dann kam Corona, viele Farmer flüchteten. Seit dieser Zeit herrscht eine große Hungerkrise. Doch die Massaifrauen im Projektgebiet arbeiteten trotzdem – ehrenamtlich – auf den Plantagen weiter und brachten das Geld für eine Anzahlung eines großen Dorfbrunnens zusammen. „Ich war überwältigt“, so Simone. „Doch wir brauchen einfach noch mehr Spenden und Leute, noch ist der Brunnen nicht fertig“, bedauert Biegler. Doch sie will nicht aufgeben und hat auch schon ein weiteres Ziel vor Augen: eine Krankenpflegeschule.
Wer gerne selbst aktiv mithelfen will, kann die Aktivitäten von Simone Biegler auf Facebook (NGO Gertrud – Organisation for waterprojects) finden.