Fotos: Egerer (4), Kath. Frauenbewegung, Repro/Chronik
Heute widmen wir uns der gotischen Kirche in St. Peter am Neuwald, da die Bewohner des kleinen, abgelegenen Ortes jahrelang Eigeninitiative ergreifen mussten, bis ihr Ort eine eigene Pfarre erhielt, die mit ihren 500 Jahren ein Zeitzeugnis darstellt.
Einer aus Buchenholz geschnitzten Statue des Heiligen Petrus ist es zu verdanken, dass es heute eine Kirche in St. Peter gibt. Sie wurde unterhalb des jetzigen Pfarrhofes bei Wacholder- oder Kranawetterstauden von Bauern gefunden. Diese errichteten danach an dieser Stelle eine hölzerne Kapelle, zu der schließlich ganze Prozessionen pilgerten.
Daraufhin erbauten die Bewohner „auf dem Anger“ eine gemauerte Kirche und die Petrusstatue erhielt eine eigene gotische Kapelle. Der Kopf der Statue ist noch heute erhalten, er hängt über der Tür der Sakristei. Danach wurde immer wieder dazugebaut, 1475 fand die feierliche Einweihung statt.
Die älteste noch vorhandene Urkunde im Pfarrarchiv ist ein Ablassbrief auf Pergament in lateinischer Sprache.
Lange hatten die Menschen in St. Peter keine eigene Pfarre. Denn zunächst war der Ort dem Frauenkloster Kirchberg einverleibt. Doch zum Peterstag wurde regelmäßig mit einem Jahrmarkt und einem Gottesdienst gefeiert, ebenso zu Ostern und am Laurenzitag. Erst 1783, während des Baues des Pfarrhofes, wurde der erste Lokalkaplan in St. Peter ernannt
Baufortschritte
1817 konnten die Bewohner den Patrizius-Altar aufstellen, 1836 komplettierte eine Orgel mit sechs Registern den Kirchenbau. „Früher musste der Organist hinter der Orgel sitzen und konnte nur über einen Spiegel erkennen, wann der Pfarrer den Einsatz zum Spielen gab“, erzählt Martina Secco, die Obfrau der Katholischen Frauenbewegung im Ort.
Von 1878 bis 1882 errichtete man schließlich 16 Rosenkranzkapellen rund um den Friedhof. Noch eine Besonderheit: In der Kirche hängen Kreuzwegbilder nach Josef Führich, einem bekannten Maler aus dem 19. Jahrhundert. Er war der Erste, der den Kreuzweg auf Bildern festgehalten hat, die Originale hängen in der Nepomuk-Kirche in Wien. Außerdem wird der Heilige Geist in Form einer Taube über der Kanzel dargestellt.
Bräuche und Anekdoten
„Wenn ein Paar hier heiratet, gehen die beiden nach der Zeremonie hinter dem Altar vorbei auf die andere Seite. Hier wird ein Körberl aufgestellt. Alle Gäs-te folgen dem Paar und legen dann eine Spende in den Korb. Das sollte früher das Auskommen in der ersten Woche des Brautpaares sichern“, so Secco. Ein weiteres Kuriosum befindet sich an einer der Sitzreihen: ein Opferstock, der besonders für Kinder interessant ist. „Schon als wir Kinder waren, durften wir, wenn wir während der Messe brav waren, nachher Münzen in den Opferstock werfen. Jedes Mal, wenn man eine Münze einwirft, nickt der Engel mit dem Kopf, quasi als Danksagung.“
Bergfriedhof und Gedenkkapelle
Auch der Friedhof stellt eine Oase der Stille dar. Es sind nach altem Brauch nur schmiedeeiserne Kreuze vorhanden, andere dürfen nicht aufgestellt werden. Es handelt sich hier um einen Bergfriedhof auf 859 Metern. Heuer im Frühjahr wurde ein Gedenkmarterl für den verstorbenen Pfarrer Franz Kager errichtet und eingeweiht, finanziert von der katholischen Frauenbewegung St. Peter am Neuwald. Denn der Pfarrer war immerhin 43 Jahre Priester in dem kleinen Dorf. Heute sorgt Pfarrer Dietmar Orgelmeister für das seelische Wohlbefinden der Bewohner.