Fotos: Stadt Ternitz, Schwendenwein (5)

Ternitz hat sich einmal mehr als Kulturhotspot im Industrieviertel bewiesen: In der Stadtgemeinde wurde im Juni ein Museum als Erinnerungsort an das Leben und Schaffen des 2020 verstorbenen Malers, Holzschneiders und Grafikers Robert Hammerstiel eröffnet.

Robert Hammerstiel kam 1933 in Vršac (Werschetz) in Serbien als Kind deutscher Auswanderer zur Welt und in den 1940er-Jahren durch die Wirrungen des Zweiten Weltkrieges als Flüchtling nach Niederösterreich, genauer nach Pottschach. Nachdem sein Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, lehrte er dem Sohn und damaligen Bäckerlehrling Robert zu malen – eine Leidenschaft, die der Vater selbst gerne als Beruf ausgeübt hätte. Seinen Sohn sollte das Kunstschaffen ebenfalls nie mehr loslassen. Nach dem Studium an der Kunstschule Wien führte ihn sein Weg auf Studienreisen nach Israel, Jordanien, Marokko, Ägypten und in die USA. Wie sehr all diese Stationen das Werk des 2020 verstorbenen Künstlers geprägt haben, wird im Ternitzer Hammerstiel-Museum nachvollziehbar. Eingerichtet wurde es im Pförtnerhäuschen des Herrenhauses.

Robert F. Hammerstiel, der Sohn des Künstlers, gestaltete den neuen Erinnerungsort mit. Der Fokus liegt auf Hammerstiels Wirkungsstätten und Lebensräumen. Wer den Hauptraum des Museums betritt, bekommt unmittelbar das Gefühl, dem Künstler bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Es handelt sich um einen Originalnachbau des Ateliers von Robert F. Hammerstiel. Gezeigt werden darin Schlüsselwerke seines malerischen Schaffens, darunter seine sehr bekannten, auf Silhouetten reduzierten Figuren der New-York-Bilder oder Werke aus dem umfangreichen Zyklus „Hommagen“. Ergänzt werden die Stücke durch Bücher, CDs und Informationsmaterial sowie durch Filme, darunter ein für das Leopold-Museum gestaltetes Porträt – war Hammerstiel doch 2006 der erste lebende Künstler, der in dem Wiener Museum eine Ausstellung erhielt.

2013 erhielt der international bekannt gewordene Maler zum 80. Geburtstag die Ehrenbürgerschaft der Stadt Ternitz. „Mit der Errichtung des Robert-Hammerstiel-Museums möchten wir ihm ein würdiges Denkmal setzen“, erklärte Bürgermeister Rupert Dworak nun im Rahmen der Eröffnung.

„Es ist uns damit gelungen, nicht nur ein Lebenshaus für unser viel zu früh verstorbenes kulturelles Aushängeschild zu schaffen, sondern auch ein historisch wertvolles Gebäude der Stadt Ternitz von Grund auf zu sanieren“, meint auch Kulturstadtrat Peter Spicker.

Bei der NÖ Regional GmbH geht man noch einen Schritt weiter: Geschäftsführer Walter Kirchler betonte bei der Eröffnung im Juni, dass dieses Museum als Ort der gelebten Geschichte inmitten der Stadt Ternitz eine kulturelle Aufwertung für Ternitz, das Schwarzatal sowie für das gesamte Industrieviertel bedeute.

Damit einher geht auch, dass der Öffentlichkeit permanente Holzschnitt-Installationen auf thematisch zusammengefügten Bildwänden in der Kirche und im Rathaus von Ternitz zugänglich gemacht wurden. Zur Verwendung gelangten Original-Druckstöcke aus dem Nachlass Robert Hammerstiels, die ebenfalls von seinem Sohn Robert F. Hammerstiel gestaltet wurden.

Zu besichtigen ist das Museum nach telefonischer Voranmeldung beim Kulturamt der Stadtgemeinde Ternitz unter der Telefonnummer 02630/38250.

Vorführung
Künstler Manfred Gansterer führt den Druckvorgang eines Holzschnittes im Hammerstiel-Museum vor:
2. September, 16 bis 17 Uhr
Anmeldungen: 02630/38240-37