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Wie immer, wenn aus dem Boten der Buckligen Welt einmal jährlich die „Botin“ wird, will ich auch heuer nicht von Gartenarbeit schreiben. Begeben wir uns diesmal gemeinsam auf die Spurensuche der Gartenentwicklung:

Waren die Gärten in der Nachkriegszeit wichtige Obst- und Gemüselieferanten, die dem damaligen Nahrungsmittelmangel erfolgreich entgegenwirkten, so wurden sie in den 1970er und 80er-Jahren zum Ausdruck des erreichten Wohlstands. Obstbäume wurden aus den Gärten entfernt, und pompöse Vorgärten mit teuren Koniferen ersetzten die bunten Gemüsegärten. Von Biodiversität und biologischem Gleichgewicht waren diese Gärten weit entfernt. Je exotischer die Bepflanzung, je makelloser die Rasenflächen, umso besser. Heute sagen wir zu dieser Garten-Strömung RAROKO – Rasen, Rosen, Koniferen. In den 1990er-Jahren keimte zaghaft ein neues Umweltbewusstsein auf. Von Nützlingen war auf einmal die Rede und erste Bedenken in Bezug auf den Einsatz von Spritzmitteln machten die Runde. Als Biogärtner war man trotz allem noch ein belächelter Idealist. Um die Jahrtausendwende kam es zum ersten großen Umdenken. Biotope und Schwimmteiche hielten Einzug in unsere Gärten, wodurch die Vielfalt der Natur wieder erlebbar wurde. Kunstdünger und Spritzmittel gerieten in Verruf und die ersten Gemüsegärten wurden wieder angelegt. Der Kompostierung im eigenen Garten wurde nun wieder Aufmerksamkeit geschenkt und die gemischte Blütenhecke löste die, von Miniermotten zerfressene Thujenhecke ab. Ab den 2000er-Jahren wurde Biodiversität (Vielfalt an Ökosystemen, Artenvielfalt, genetische Vielfalt) erstmals zu einem breiten Thema. Es entwickelte sich der Trend zum Nützlingshotel, Igelquartier und zur Gestaltung mit Wildpflanzen. Die Wirtschaftskrise 2008 brachte erneut ein Umdenken. Obstbäume und Beerensträucher kehrten zurück und gut geplante, formschöne Hochbeet-Gärten wurden gebaut. Informationen zu Natur- und Umweltthemen wurde ab den 2010er-Jahren endlich auch durch die Medien transportiert. Die Aktion „Natur im Garten“ zeigte anschaulich, dass jeder Gartenbesitzer etwas dazu beitragen konnte. Viele wurden sich der Bedeutung von Bienen und Vögeln bewusst. Die schwierige Zeit rund um die Pandemie zeigte uns dann, wie wunderbar es ist, Garten-Freiräume nützen zu können. Langsam fügt sich heute das Bild des neuen Gartens zusammen: Er wird zum wertvollen persönlichen Lebensraum! Vielfältige Pflanzengemeinschaften bieten Vögeln, Insekten und Kleintieren ein geschütztes Zuhause. Und auch der Mensch hat seinen Platz im Garten wieder gefunden: am gemütlichen Sitzplatz im Kräutergarten, in der ruhigen Leseecke unter dem Kirschbaum oder im natürlichen Badegewässer, umgeben von Libellen und Seerosen. Gehen wir gemeinsam diesen Weg weiter. Wir sind Teil der Natur und tragen als Menschen auch die Verantwortung dafür. In unseren Gärten können wir kleine Paradiese erschaffen!

Herzlichst, Ihre Gärtnermeisterin
Gerlinde Blauensteiner

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