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Ich mag den Herbst. Der Stress vom Sommer ist vorbei, die mühsamen Urlaubsvor- und -nachbereitungen sind abgeschlossen und früher finster wird es auch. Manch einer wird deshalb womöglich depressiv, dennoch muss man nicht in den After-Holiday-Blues verfallen, denn man kann sich entweder Sand ins Büro schütten, mit Sonnencreme einschmieren oder eine passende Playlist gestalten. Ich verbinde gewisse Jahreszeiten gerne mit Musik und habe für alle Epochen des Kalenderjahres einige Songs parat. Hits wie „Autumn Leaves“, „October Song“, „Harvest Moon“ oder „California Dreamin’, sind nur ein paar aus einer schier unendlichen Liste. Zwischen die Herbstklassiker streue ich dann etwas Sommerliches, um einen sanften Übergang zu schaffen. Detox statt Cold Turkey ist die Devise. Da ich mich beim Erstellen der Spätsommerplaylist momentan nicht an den Ballermann-Ohrwurm des Jahres erinnern konnte (gabs heuer überhaupt einen?), habe ich mich gefragt, warum es eigentlich keinen „Altweibersommerhit“ gibt. Da fällt mir ein, dass ich schon mal einen geschrieben habe – mit dem einfallsreichen Titel „Altweibersommerhit“. Somit begab ich mich auf die Suche nach meinem Lied. Leider konnte ich es weder auf meinen Festplatten noch im Web finden, was bedeutet, dass es für heuer zu spät ist. Der Vorteil ist, dass ich nun den ganzen Winter Zeit habe, ein neues zu schreiben. Apropos Winter. Weihnachten steht ja auch vor der Tür, zumindest wenn man den Lebensmittelhändlern glaubt. Was mich wiederum an „Last Christmas“ erinnert und prompt Zimt riechen lässt. Ja, deswegen mag ich den September: Man kann in kurzer Hose, mit Sonnencreme auf der Nase und einem Sommerspritzer in der Hand auf dem Balkon sitzen und Lebkuchen essen.

Herbstlichst, Roman J. Schwendt
brief@romanjosefschwendt.com