Ulrichskirche und Russendenkmal am Waldfriedhof / Fotos: Markus Steinbichler (8)

Auf einem bewaldeten Hügel westlich von Bad Erlach befindet sich ein besonders stimmungsvoller Ort: der Waldfriedhof. Inmitten der Gräber und Urnennischen steht eine der ältesten Kirchen der Buckligen Welt – die Ulrichskirche. Im 12. Jahrhundert erbaut, diente sie viele Jahrhunderte lang als Ort des Glaubens und der Zuflucht für die Erlacherinnen und Erlacher. Heute fungiert sie als Friedhofskirche des 1945 angelegten, idyllischen Waldfriedhofs.

Die Bucklige Welt ist berühmt für ihre historischen, alten Sakralbauten. Zahlreiche Wehrkirchen prägen das Landschaftsbild und sind regionstypische Wahrzeichen. Einer der ältesten Kirchenbauten im Land der 1.000 Hügel liegt aber gut verborgen im Wald auf dem sogenannten Bischofskogel, westlich von Bad Erlach: die Ulrichskirche, erbaut im 12. Jahrhundert. Der Standort dürfte allerdings schon früher besiedelt gewesen sein, denn bei Grabungsarbeiten an der Kirche wurden im Jahr 1994 Mauerreste ausgegraben, die römischen Ursprungs sein dürften. Auch zahlreiche Keramikfunde aus der Römerzeit wurden geborgen. Erste Theorien gingen von einem Wachturm aus, der hier errichtet wurde, um das Schwarzatal im Westen und das Pittental im Osten zu überwachen. Viel wahrscheinlicher dürfte es sich allerdings um ein Gehöft gehandelt haben, das hier am Schnittpunkt vieler wichtiger Wegeverbindungen angelegt wurde. Möglicherweise gab es auch einen älteren Vorgängerbau der Kirche an diesem Ort.

Kirche

Der Weg zur Ulrichskirche führt von der Linsberger Straße auf einem Fußweg durch einen Wald aus Laubbäumen und Schwarzföhren. Gesäumt ist der Weg von einem gläsernen Kreuzweg: Die einzelnen Stationen wurden vom Bad Erlacher Glaskünstler Alois Hammer nach Entwürfen der Malerin Christine Buchner aus Pitten als Tiffany-Glastafeln gestaltet. In den Abendstunden sorgt eine Beleuchtung der bunten Glastafeln für eine besondere Stimmung entlang des Weges. Am Ende des Kreuzweges betritt man den Friedhof und steht vor der Kirche. Eines fällt sofort auf: Sie wurde in zwei Abschnitten errichtet. Der niedrigere Bauteil im Osten weist romanische Stilelemente auf, nimmt den Altarraum auf und zeigt zum Friedhof hin einen 3/8-Chor mit Strebepfeilern. Der um fünf Stufen höher gelegene Teil stellt den Laienraum dar und wurde später, im 17. Jahrhundert, hangaufwärts errichtet. An einer Wand dieses Baukörpers ist eine historisch bedeutende Grabplatte im ehemaligen Eingangstor eingelassen: Sie weist die einfache Darstellung eines Hügelkreuzes auf und stammt aus der Zeit um 1200 – vermutlich die Errichtungszeit der Kirche, während der sie als Grabplatte der Gruft im Altarraum diente. In diesem urtümlich gewölbten Raum fand man bei Renovierungsarbeiten im Jahr 2011 Wandmalereien in Form von Apostelkreuzen und eine romanische Sakramentnische, in der drei Außenmauern zusammentreffen. Ein Großteil der Ausstattung wie die Glasfenster oder die Wandmalereien über dem Bogen zwischen Altarraum und Langhaus – sie zeigen den Heiligen Ulrich und Szenen der Ungarn- und Türkenkriege – stammt von der umfassenden Renovierung im Jahr 1955. 

Auch die Ulrichskirche selbst hatte einige kriegerische Handlungen zu erleiden: So wurde sie 1464 von Trumauer Söldnern geplündert, 1482 diente die Kirche als Zufluchtsort vor den Ungarn unter Matthias Corvinus. Auch während der Türkenzeit wurde in der Ulrichskirche Schutz gesucht. Einen markanten Einschnitt gab es 1784, als Walpersbach eine eigene Pfarre erhielt und Bad Erlach dieser zugewiesen wurde. Auch zahlreiche Einrichtungsgegenstände wurden nach Walpersbach bzw. in die Erlacher Ortskapelle übertragen. Die Kirche wurde gesperrt und erst 1858 wieder eröffnet. Es wurden wieder Sonntagsmessen gefeiert und am Ulrichstag im Ort ein Ulrichskirtag abgehalten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt, lag längere Zeit zerstört und verwildert auf dem Bischofskogel, bis sie, wie erwähnt, 1955 revitalisiert wurde. Heute dient sie überwiegend als Friedhofskirche während der Beerdigungen auf dem Waldfriedhof.

Hügelkreuz-Grabplatte

Friedhof

Das Umfeld der Kirche wurde bereits zwischen 1200 und 1750 als Friedhof für Erlacherinnen und Erlacher genutzt, wie Grabungsfunde belegen. Danach gab es lange Zeit keinen eigenen Friedhof für den Ort und die Verstorbenen wurden in Walpersbach oder Pitten begraben. Erst nach 1945 wurden hier wieder Tote beigesetzt, und zwar Soldaten der Roten Armee. 14 der im Bad Erlacher Gemeindegebiet und sechs der in der Umgebung gefallenen Sowjets wurden exhumiert und neben der Ulrichskirche auf einem „Ehrenplatz“ bestattet, wo auch ein eigenes Denkmal errichtet wurde. Daraufhin gab es bald Bemühungen, den Friedhof auch wieder der Ortsbevölkerung zur Verfügung zu stellen, was schon bald darauf der Fall war. 1946 wurden auch 22 Gefallene der deutschen Wehrmacht und der Honvéd-Armee in einem Massengrab auf dem Waldfriedhof bestattet – darunter 15 namenlose. Nach der Öffnung der sowjetischen Archive konnten die Namen der bis dahin unbekannten Soldaten der Roten Armee ausgeforscht und 2012 auf einer eigenen Tafel am Denkmal angebracht werden. Bedenkt man diesen tragischen Ursprung des heutigen Waldfriedhofs, so weiß man die bei einem Besuch vorgefundene Stille und den Frieden unter den Bäumen gleich doppelt wertzuschätzen …

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