Fotos: Schwendenwein (5)

Tauschen statt wegwerfen: In Lanzenkirchen erhalten vermeintlich ausgediente Gegenstände seit fünf Jahren ein „zweites Leben“. Die Tauschbox erfreut alle Alters- und Gesellschaftsgruppen. Das zeigte auch der „Bote“-Lokalaugenschein.

Heide Lamberg sortiert T-Shirts in Regale. Ihre Kollegin Michaela Bayer packt zeitgleich Geschirr aus einem Karton. Zwei Frauen durchforsten einen Kleiderständer. Eine weitere sieht sich bei den Accessoires um. Was sich liest wie ein normaler Tag im Handel, ist in Lanzenkirchen genau das Gegenteil davon. Statt Konsumgesellschaft lautet die Devise hier Kreislaufwirtschaft. Es herrscht reges Treiben auf den etwa 25 Quadratmetern der Tauschbox, als der „Bote“ zu Besuch vorbeikommt. Den größten Ansturm aber hätten wir an diesem Tag bereits verpasst, erzählen Lamberg und Bayer, während Traude Jeitler mit einer Bananenschachtel ins Lokal kommt. Nach und nach holt sie gebrauchte, aber dennoch hochwertige Kleidungsstücke aus dem Karton, die in der Familie niemandem mehr passen oder schon lange nicht mehr getragen wurden. Hier bekommen sie ein zweites Leben.

Lamberg, Jeitler und Bayer sind drei von 15 freiwilligen Helferinnen, die seit 2019 dreimal in der Woche abgegebene Gegenstände sortieren und aufbereiten. Kaputtes wird ausgemustert und es wird sichergestellt, dass kein Ramsch angeboten wird. Pro Öffnungstag hantiere man etwa mit einer Tonne Ware. Was in der Tauschbox keinen Platz findet, wird an andere karitative Organisationen weitergegeben. Allgemein gilt: Ware, die abgegeben wird, muss sauber und in gutem Zustand sein.

Für jeden etwas

Insgesamt kämen mehr Frauen als Männer, fündig würden aber alle Gesellschafts- und Altersgruppen. Darunter seien 24-Stunden-Pflegerinnen ebenso wie Geflüchtete und Frauen in Altersarmut und viele junge Menschen.  „Wer zum Beispiel die erste Wohnung einrichtet, findet hier eine Starter-Ausstattung“, erklärt Lamberg. Nach einer kurzen Pause fügt die Vizebürgermeisterin hinzu: „Das Schöne ist: Man wird nicht stigmatisiert, wenn man hier hereinkommt.“ 

Bayer ergänzt: „Ich arbeite hier irrsinnig gerne ehrenamtlich, weil sich die Menschen so sehr freuen können, wenn sie fündig werden.“

Wer in die Tauschbox kommt, muss nicht zwangsläufig etwas tauschen. Vielmehr gehe es darum, der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken. 

Als typischen Second-Hand-Laden will Lamberg die Tauschbox allerdings nicht verstanden wissen, da hier nichts bezahlt werde. Die Bezeichnung „Kostnix-Laden“ passe aber ebenso wenig als Bezeichnung. Immerhin werde hier investiert – Geld von der Gemeinde und natürlich Zeit von den Freiwilligen, damit die Welt ein kleines Stück besser wird.