Foto: Seidl

Small Talk ist eine Kunst für sich. Selbst. Also für sich selbst. Man kennt Frage und Antwort schon vor dem Gespräch. Wozu also führen? Dazu braucht man kein Gegenüber, das geht auch vor dem Spiegel. Floskeln gibt es ja unendlich viele; die nichtssagendste in meinem persönlichen Small-Talk-Ranking lautet: „Alles gut“. Das kommt gleich nach „lecker“ im Unwort-des-Jahres-Ranking. Jedenfalls habe ich versucht, ein mögliches Small-Talk-Szenario zu skizzieren, wenn man auf jemanden trifft, der hier auch so heikel ist. (Bitte nicht gleich zuschlagen.)

Der eine besudert den Tag, die andere taggt den Sud.
 (#nofilter)
Die eine fragt: „Wie geht’s?“, der andere sagt: „Alles gut!“

Sie kocht vor Wut: „Nichts ist gut!
Schau dich doch mal um,
nach dieser riesen Wasserflut,
mir scheint gar, du bist dumm!“

Es öffnet sich des Mannes Mund,
sie blickt hinab, vorbei am Schlund,
der reicht bis in den Magengrund,
und prompt gibt er die
Meinung kund:

„Das Schüttgut, das vom Himmel fällt
beträufelt zwar die halbe Welt,
doch wie es in der Zeitung steht,
so schlimm is’ des jo wirkli’ ned.“

Der Herr weiß nicht, was er da tut:
„Des san doch nur so faked News“
treibt sie von rot zur weißen Glut,
„Die bringen mehr ois naked Views.“
(bitte in schlechtem Englisch aussprechen, dann reimt sich’s besser)

Sie packt nun ihren vollen Mut,
obwohl sie das nicht wollen tut,
es schäumt aus ihr wie Tollewut
BÄM – irgendwie tat’s volle gut.

Als sie wer frug, wer den da schlug,
stand sie da, wallendes Haar.
Voll Anmut,
im Kunstblut.

Bitte passen Sie beim nächsten Small Talk gut auf sich auf! Nicht zu Hause nachmachen!

Herzlichst, Roman Josef Schwendt
brief@romanjosefschwendt.com