Betritt man das ehemalige Bauernhaus kann man sich nicht sattsehen an der unglaublichen Fülle an Exponaten aus vergangenen Zeiten: vom bäuerlichen Leben über Mühle, Bäckerei und Wirtshaus / Foto: Rehberger (15)

Ernst Kager hat in den letzten Monaten, rechtzeitig zu seinem 60. Geburtstag, einen besonderen Erinnerungs-Platz geschaffen. Auf seinem Hof hat er aus unzähligen Dingen, die sich über Generationen angesammelt haben, ein Bauernmuseum geschaffen. 

Viele werden das kennen. Man hat einen Bereich im Haus, ob Dachboden, Keller oder Abstellraum, wohin all jene Dinge kommen, die man nicht mehr braucht. Aber die man vielleicht irgendwann einmal wieder braucht. Und deshalb werden sie dort gelagert. Jede Generation schiebt diese besonderen Dinge dann etwas weiter nach hinten, um die Tradition fortzusetzen. Und so entsteht eine Art Zeitkapsel. Einen solchen Raum gab es auch am Hof von Ernst Kager in Kirchschlagl (Hochneukirchen-Gschaidt), nämlich den Dachboden über dem Gewölbekeller. Bis er sich dazu entschloss, diese Zeitkapsel zu öffnen. Was da ans Licht kam, war ein umfassender Rückblick auf das bäuerliche Leben in der Region – aber nicht nur.

„Das alte Wohnhaus diente auch als Wirtshaus, Backstube, Rauchkuchl und Mühle“, so Kager. Der Hausname „Beck“ geht auf diese Tradition zurück, hier waren der Müller und Bäcker zu Hause. Als die Stromversorgung in die Region kam, wurden die Mühlen nicht mehr gebraucht und schließlich hörte Anfang des 20. Jahrhunderts auch der Bäcker auf. Das Wirtshaus gab es bis in die 1980er-Jahre. 

Als sich Ernst Kager am Hof ein neues Haus baute, stand die Frage im Raum, was mit dem Haus passieren soll, das mehrere Hundert Jahre alt ist. „Erste Aufzeichnungen gibt es aus den 1640ern, aber es muss wesentlich älter sein“, so Kager. Teile des alten Mauerwerks hat er im Zuge der Renovierung freigelegt. Es sind Steine, die so manch spannende Geschichte erzählen könnten.

Ein Museum entsteht

Zuerst entschied er sich, das Gebäude als Lagerraum zu nutzen, doch als er die Schätze des Dachbodens hob, reifte in ihm eine weitere Idee. „Letztes Jahr im Herbst hatte ich die Idee eines Bauernmuseums und habe mir das Ziel gesteckt, zu meinem 60. Geburtstag damit fertig zu sein“, erzählt der Jubilar. 

Ein ambitioniertes Ziel, denn vieles, was er aus dem Dachboden hervorholte, war nicht viel mehr als ein „Rosthaufen“. Mit viel Liebe zum Detail, handwerklichem Geschick und einigen Helfern hat er die Fundstücke nach und nach wieder in ihren Ursprungszustand versetzt. Dabei sind auch Stücke mit besonderem Erinnerungswert aufgetaucht. Etwa der Leiterwagen oder der Schlitten, an den sich Ernst Kager und seine Schwester noch gut erinnern können, als sie als Kinder damit unterwegs waren. Aufgrund der steilen Hänge war ihr Vater noch lange mit den Pferden unterwegs, auch wenn seit dem Jahr 1975 ebenfalls ein Traktor im Einsatz war. Unter den Funden sind auch kleinere Schätze wieder aufgetaucht, etwa der lederne Schulranzen der Mutter inklusive ihrer Schulhefte. 

All das erinnert an eine Zeit, als man zwar weniger technische Möglichkeiten hatte, aber dennoch alles vor Ort hergestellt wurde: von Erdäpfeln, Getreide oder Fleisch über Hausleinen und Schafwolle bis hin zu Körben und Besen. Das Museum kann nach telefonischer Voranmeldung (Tel.: 0664/73378674) besichtigt werden.