Michael Trimmel und Markus Steinbichler unterwegs auf Sagenreise / Fotos: Markus Steinbichler (6), Zeichnungen: Michael Trimmel (5)

Unser „Zeitreisender“ Markus Steinbichler ist ein großer Fan der Sagen und Überlieferungen aus der Buckligen Welt und dem Wechselland. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Künstler Michael Trimmel, erzählt er gerne die alten Geschichten in neuem Gewand weiter. In Wort und Bild, auf Instagram oder bei Ausstellungen laden die beiden dazu ein, die „Phantastische Sagenwelt“ der Buckel zu entdecken. Dabei ist ihnen aufgefallen: besonders häufig haben sie es mit dem Teufel zu tun …

Sagen zählen zu den ältesten Geschichten und Überlieferungen einer Region, sie sind quasi seit Hunderten von Jahren in eine Landschaft eingeschrieben. Sie wurden über viele Generationen hinweg mündlich überliefert, von Mund zu Ohr, von Großeltern zu Enkeln. Später wurden sie in Wort und Bild in Büchern und Schulheften festgehalten. In Sagen stecken meist drei Dinge.

Erstens: Ein historischer Kern (oder zumindest eine Spur davon), wie etwa ein Ort, der als Geschichtskulisse dient, der seiner Umgebung Identität verleiht und der im Idealfall noch heute aufgesucht werden kann. 

Zweitens: Eine moralische Botschaft, nämlich jene, sich in Not und Bedrängnis richtig zu verhalten. Sich voller Wagemut einem Drachen in seinem dunklen Loch zu stellen. Oder seinem Glauben treu zu bleiben – und den Verlockungen des Bösen in all seinen Gestalten zu widerstehen. 

Und schließlich Drittens: Ein Held oder eine Heldin, die das Abenteuer für uns austrägt. Die unverhofft in unheimliche Begegnungen stolpert. Die sich dem Abenteuer stellen muss. Die mit einer gehörigen Portion Mut, Glück, Glaube oder Zufall diese Prüfung meistert. Oder aber auch dabei scheitert – und es immerhin versucht hat. Heute können wir Sagen als Metaphern für unser Leben lesen: Es werden immer unvorhergesehene, auf den ersten Blick unbezwingbare Abgründe und Hindernisse auftauchen. Doch mit dem Glauben an uns selbst, mit den richtigen Unterstützern an unserer Seite und mit der Zuversicht, dass alles gut ausgehen wird, werden selbst groß erscheinende Hürden zu meistern sein.

Die Spuren des Teufels in der Buckligen Welt

Der häufigste Antagonist, also Gegenspieler der tapferen Heldinnen und Helden ist wohl der Teufel. In zahlreichen Sagen und Überlieferungen taucht diese mysteriöse Verkörperung des absolut Bösen, dieser Widersacher der Guten und Gläubigen – kurz: der Antichrist – auf. Meistens versucht er an die unschuldigen Seelen braver Menschen zu gelangen, sie verkleidet oder verwandelt zu überlisten. Andernorts bestraft er böse oder ungezogene Menschen, ja: Nicht einmal Kinder sind vor ihm sicher. Immer wieder kommt es vor, dass sich an einer Stelle die Erde auftut und der Bocksbeinige jemanden mit in die Tiefe reißt. An zahlreichen Orten in der Buckligen Welt hat der Höllenfürst so seine Spuren hinterlassen, oft an recht mystischen Plätzen, teils mit riesigen Felsblöcken. Womöglich waren dies ursprünglich uralte Kultstätten, die später vom christlichen Glauben mit bösen Erzählungen „verteufelt“ wurden.

So hat auch die Gründungssage der uralten Kirchberger Wolfgangskirche mit dem Teufel zu tun: Er wollte dem Baumeister beim Kirchenbau helfen, im Tausch gegen die erste Seele, die die fertige Kirche betreten sollte. Als es so weit war, trieb der listige Baumeister einen Ziegenbock über die Türschwelle, und der Teufel ward um seine Menschenseele betrogen. Zornig fuhr er in die Hölle zurück, aber nicht, ohne zuvor ein Loch in die Kirche zu reißen. Eine schaurige Geschichte erzählt man hingegen vom Hanserlstein bei Hollenthon: Der Hanserl war ein Halterbub mit einem furchtbaren Schandmaul, niemand konnte ihm sein Schimpfen und Fluchen austreiben. Eines Tages saß er auf dem großen Stein, als sein Jausenbrot in einen Spalt fiel. „Verflucht, soll doch alles der Teufel holen!“, rief er – und hätte es besser nicht tun sollen. Der Fels tat sich auf, verschluckte den Hanserl und verschloss sich wieder über ihm. Noch drei Tage und Nächte hörte man ihn aus der Tiefe rufen, bis er schließlich verstummte …

Teuflisch: Stein, Schlössl, Mühle und Bründl

Eine ähnliche Geschichte erzählt man sich rund um den Teufelsstein bei Wiesmath: Dort soll eine Mutter mit ihrem schlimmen Kind vorbeigekommen sein und zornig „Der Teufel soll dich holen“ gerufen haben – auch hier hat sich Satan nicht lange bitten lassen und das Kind geholt. An seiner statt soll er dort riesige Felsen hinterlassen haben. Das Teufelsschlössl bei Lanzenkirchen wiederum wurde beinahe zwei Holzknechten zum Verhängnis. Bei diesem mächtigen Felsblock stieß der verkleidete Teufel selbst als Dritter zu ihrem Kartenspiel hinzu, um mit ihnen um ihre Seelen zu spielen. Erschrocken darüber rief einer „Jesus und Maria, der Teufel!“, und mit einem Knall verschwand dieser qualmend in der mächtigen Felsspalte.

Weniger Glück hatte ein Wucherer bei der Teufelsmühle zwischen Krumbach und Bad Schönau: Er hatte gehört, dass eine arme Mutter dort um Mitternacht vom Müller einen Sack Mehl bekommen hatte. Aus dem daraus gebackenen Brot kamen Goldstücke zum Vorschein! Gierig kam er nächtens zum magischen Ort, doch dort bekam nur der Hohe Stein hinter der Mühle einen glühenden Riss, der Leibhaftige trat heraus und zog den überrumpelten Mann mit in die Tiefe. Und beim Teufelsbründl bei Offenegg soll der Höllenfürst gar Schuhnägel geschmiedet haben. Seinen rußigen Körper wusch er in der Wasserschale am Gipfel des hausgroßen Ecksteins. Einer armen Seele, die dem Teufel entwischen sollte, nagelte dieser den Hintern mit seinen Nägeln voll! Diese höllischen Schmerzen mag man sich gar nicht vorstellen …

Aufruf: 
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