Der Kirchschlager Josef Vollnhofer und Olga Alexandrova recherchierten zu den Eisenbahnplänen um die Jahrhundertwende. Das passende Foto entstand allerdings beim Besuch eines Marktes in Ungarn / Foto: Ferkó Kádár

Normalerweise berichten wir im „Boten“ darüber, was es Neues gibt, und weniger über jene Dinge, die nicht passiert sind. In diesem Fall lohnt sich eine Ausnahme, denn das, was Josef Vollnhofer und Olga Alexandrova zu den Plänen einer Zugverbindung bis nach Kirchschlag recherchiert haben, ist ein spannendes Stück regionale Geschichte.

Als Kastellan der Burg Kirchschlag kennt Josef Vollnhofer nicht nur das Wahrzeichen der Stadtgemeinde, sondern hat alleine dadurch auch ein besonderes Interesse an der Geschichte seines Heimatorts. Über einen Bekannten im PIF (Pannonisches Interkulturelles Forschungs- und Bildungszentrum), der sich auf ungarischer Seite mit der Eisenbahngeschichte befasste, erhielt er spannende Funde aus dem Österreichischen Staatsarchiv. Gemeinsam mit Olga Alexandrova begann er schließlich mit seinen Recherchen und fand eine Fülle an Material, das dokumentiert, wie knapp Kirchschlag vor einer eigenen Bahnlinie stand. „Es gab bereits konkrete Pläne, das Streckennetz war trassiert und die Plätze für die Bahnhöfe standen fest“, so Vollnhofer. Bis man so weit war, gingen dem Projekt allerdings zahlreiche Diskussionen voraus. Mit dem Bau der Aspangbahn, die bis 1910 in Aspang Endstation machte, standen mehrere Varianten zur Auswahl: einerseits über die Zöberau (ohne Haltestelle für Krumbach), andererseits als Abzweigung vom Bahnhof Edlitz-Grimmenstein über Krumbach bis nach Kirchschlag. 

Fehlende Finanzierung

Zwischenzeitlich, als das Burgenland bereits zu Österreich gehörte und der Eiserne Vorhang noch nicht errichtet war, gab es selbst Pläne für eine Verbindung bis nach Ungarn. Zwischen 1870 und den 1920er-Jahren wurde das Projekt immer wieder neu aufgegriffen, scheiterte aber aus unterschiedlichen Gründen, wie etwa an Geldmangel nach dem Ersten Weltkrieg. Im Jahr 1925, also vor knapp 100 Jahren, wurde die Idee einer Eisenbahn nach Kirchschlag endgültig in die Schublade verbannt – auch wenn man in der Region durchaus noch auf eine Umsetzung hoffte. So titelte etwa der „Bote aus der Buckligen Welt“ aus dem Jahr 1928: „Der Ruf des Zöberntales nach einer Erschließung durch die Bahn“. Auch das Verkehrsministerium erkannte die besondere Bedeutung, eine Realisierung war zum Greifen nah – und doch so fern, wie man auch im damaligen „Boten“ nachlesen kann: „Denn ohne Zweifel wäre mit dem Bau dieser Bahn längst begonnen worden, wenn nicht der Zwiespalt der Bevölkerung zur Verschleppung der ganzen Angelegenheit benützt worden wäre. So wartet man also im Zöberntale ruhig zu.“ Josef Vollnhofer und Olga Alexandrova haben ihre Recherchen jedenfalls zu Papier gebracht und die wichtigsten Schauplätze besucht. Und vielleicht werden diese Ergebnisse eines Tages auch veröffentlicht.