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Die Tage werden länger und die ersten warmen Sonnenstrahlen locken uns in den Garten. Aber kann man wirklich schon etwas angehen?  Ja – jetzt ist der richtige Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt.

Eine wichtige Voraussetzung dafür ist gut geschliffenes, möglichst scharfes Werkzeug. Auch Teleskopstangen erleichtern die Arbeit sehr. Grundsätzlich: Schneidet man die Obstbäume früh (Mitte Februar bis Mitte März, treiben sie stark aus). Schneidet man später (Mitte März bis Mitte April), fällt der Austrieb schwächer aus. Aus langjähriger Erfahrung weiß ich, dass es Sinn macht, auch den Mondstand beim Schnittzeitpunkt zu beachten. An Blatt-Tagen (Krebs, Skorpion, Fisch) geschnitten, setzen die Bäume viel Laubholz an. Ganz jungen Bäumen tut das gut, weil viel Laub auch viel Traubenzucker produziert – und davon lebt der Baum. Schneidet man an Feuer-Tagen (Widder, Löwe, Schütze), bilden die Bäume vermehrt Fruchttriebe. Wurzel-Tage (Stier, Jungfrau, Steinbock) eignen sich für den Schnitt von alten Bäumen. An Luft-Tagen (Zwilling, Waage, Wassermann) sollte nicht geschnitten werden.

Bei jungen Bäumen ist der Erziehungsschnitt wichtig. Man entfernt alle Äste, die nach innen wachsen, und achtet auf eine lockere Aufteilung der Seitenäste. Will man die Krone klein halten, kann man die Seitenäste und den Mitteltrieb um ein Drittel einkürzen. Die letzte Knospe am Ast muss nach außen zeigen. Schneidet man einen jungen Baum, reagiert er mit einem starken Austrieb an einjährigen Laubtrieben (Wassertrieb). Diese müssen unbedingt im selben Jahr im Juni ausgeputzt werden. Das geht mit einem scharfen Messer (Hippe) sehr schnell. Versäumt man diese wichtige Arbeit, ergeben sich viel zu dichte Kronen bzw. muss man dann daumendicke Hölzer im nächsten Frühling sägen. Diese Kulturmaßnahme ist sehr wichtig, wenn man Freude mit den Obstbäumen und dem eigenen Schnitt haben will!                                                                                                                                           

Bäume im mittleren Alter werden mit dem Erhaltungsschnitt in Form gehalten. Dabei werden die senkrechten Triebe entfernt und die gleichmäßige Gewichtsaufteilung der Krone (Saftwaage) hergestellt. Will man die Krone einkürzen, reagiert der Baum wie ein junger – er schießt unvermeidlich einjährige Laubtriebe. Man schneidet auch da im Juni die noch frischen und weichen Wassertriebe heraus.                                                                                                                                         

Alte Baumgreise müssen behutsam geschnitten werden. Hier kommt der Verjüngungsschnitt zum Einsatz. Dabei werden Astpartien, die stark nach unten zeigen, und das Totholz entfernt. Bei alten Bäumen müssen nicht mehr alle Wassertriebe geschnitten werden. Diese jungen Triebe versorgen den Baum mit dem lebenswichtigen Traubenzucker. Setzt der Baum Misteln an, ist es höchste Zeit, einen neuen Baum zu setzen. Misteln zu entfernen (außer man braucht sie für Deko), ist keine gute Idee. Die Mistel entnimmt dem Baum nur Wasser und gibt ihm dafür ganzjährig Traubenzucker zurück.                                                                                                                                         

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Obstbaumpflege – Ihre Bäume werden es Ihnen danken!

Herzlichst, Ihre Gärtnermeisterin
Gerlinde Blauensteiner

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