Die Schüler der NÖMS Kirchschlag mit Lehrerin Beate Handler dokumentieren ihre Beobachtungen an der 10-Jahreszeiten-Hecke, eine von rund 25 dieser Hecken der KLAR! Bucklige Welt-Wechselland (am Bild KLAR!-Manager Rainer Leitner) für den Naturkalender
Fotos: Rehberger (2)

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die heimische Pflanzenwelt, was ändert sich, wenn die durchschnittliche Temperatur um „nur“ ein Grad steigt und wie wirkt sich das auf Landwirtschaft, Tourismus, Klimaforschung oder auch Allergiker aus? Dieser Frage gehen nicht nur Experten auf dem Gebiet nach, sondern etwa auch Schüler und grundsätzlich jeder, der sich für das Thema interessiert. Zumindest in jenen sieben KLAR!-Regionen Österreichs, die sich an dem Projekt „10-Jahreszeiten-Hecke“ beteiligen. Darunter auch die Region Bucklige Welt-Wechselland.

Es ist ziemlich kalt an diesem Morgen Mitte März, als eine Klasse der Mittelschule Kirchschlag, mit Heften „bewaffnet“ und begleitet von ihrer Lehrerin Beate Handler, vor das Schulhaus wandern. Dennoch sind sie voll bei der Sache, denn sie sind auf einer Mission: Pflanzenbeobachtung – genauer gesagt die Beobachtung der 10-Jahreszeiten-Hecke vor dem VS-Schulgebäude. Und tatsächlich, obwohl sich der Winter nur langsam verabschiedet, sind an den Pflanzen bereits erste Knospen zu erkennen, das Palmkatzerl ist überhaupt bereits voll aufgeblüht. Es sind diese und viele weitere Beobachtungen im Jahresverlauf, die von den Schülern in Kirchschlag dokumentiert werden. Das Thema Klima und dessen Auswirkung auf die Pflanzenwelt ist nicht nur Thema im Unterricht, sondern auch ein wichtiger Beitrag für die Forschung. 

Zehn Jahreszeiten

Vor vier Jahren wurden in der Buckligen Welt und im Wechselland die ersten 10-Jahreszeiten-Hecken gepflanzt, angepasst an den phänologischen Kalender, in dem das Pflanzenjahr eingeteilt wird in Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Vollherbst, Spätherbst und Winter.

Zumeist in unmittelbarer Nähe zu Schulen oder Gemeindeämtern oder gut erreichbar in Parks sind diese Hecken, bestehend aus heimischen Pflanzen wie Hasel, Schlehe oder Sal-Weide, mit Schildern ausgewiesen, die den Sinn hinter der Hecke erklären. Und das ist ein groß angelegtes Citizen Science-Projekt (also Forschung durch Laien) der Geosphere Austria (früher ZAMG) in Kooperation mit sieben Klimawandel­anpassungs-Modellregionen (KLAR!) und unter reger Mitwirkung der Bevölkerung. 

Kooperation mit Schulen

Mittlerweile befinden sich in der Buckligen Welt und im Wechselland rund 25 dieser Hecken in 20 Gemeinden. Ziel ist es, so möglichst viele Daten dahingehend zu sammeln, wie sich die Natur an den Klimawandel anpasst. Mitmachen kann jeder, die Beobachtungen wie Knospen, Blüte, Fruchtreife, Blattfärbung oder Blattabwurf werden dann online oder per App in den Naturkalender (naturkalender.at) eingetragen, wodurch sich ein umfassender Datensatz ergibt. Neu ist ab heuer in der KLAR! Bucklige Welt-Wechselland, dass spezielle Stundenbilder gestaltet wurden, die Pädagogen dabei unterstützen sollen, das Thema in den Unterricht zu integrieren. In Kirchschlag wurden diese Stundenvorbereitungen nun getestet und stehen ab sofort allen Gemeinden zur Verfügung, in denen es eine 10-Jahreszeiten-Hecke gibt. 

Für die Klimaforscher ist der dadurch laufend wachsende und stetig aktualisierte Datensatz ein wichtiger Beitrag für ihre Arbeit, weil man so aus erster Hand erfährt, wie sich der Klimawandel bereits auf die Natur auswirkt. Und es ist damit auch ein wirksames Werkzeug, um etwa reagieren bzw. gegensteuern zu können. „Klar ist bereits nach den ersten Projektjahren, dass sich die Vegetationsphasen nach vorne verschieben, also Pflanzen etwa früher zu knospen beginnen. Ein Spätfrost kann damit etwa einen kompletten Ernteausfall bei Marillenbäumen bedeuten“, so KLAR!-Manager Rainer Leitner. Mit dem vorhandenen Datenmaterial soll also beispielsweise in der Landwirtschaft rechtzeitig reagiert werden können, um ein solches Szenario – etwa mit Beregnung – zu verhindern. Langfristig geht es aber auch darum, neue Sorten zu etablieren, die mit den veränderten klimatischen Bedingungen besser zurechtkommen.