Burg Thomasbeg: Heute ein Ort der Ruhe und des Friedens. Foto: Steinbichler
Die Bucklige Welt war über Jahrhunderte hinweg ein umkämpftes Grenzland zu Ungarn. Diese Vergangenheit ist bis heute in der Region sichtbar: Nicht nur Wehrkirchen, sondern auch zahlreiche Burgen und Wehrbauten zeugen davon. Diesen alten Festungen, ihrem einstigen Zweck, aber auch ihrer Gegenwart widmet Markus Steinbichler ein Kapitel in seinem Buch „Verloren in Raum und Zeit“, das im November erscheinen wird. Erste Bilder und Eindrücke aus einer sonst nicht zugänglichen Burgruine gibt es an dieser Stelle exklusiv im „Boten“!
Burgen und Schlösser begeistern unseren Fotografen Markus Steinbichler schon seit seiner Kindheit. Diese alten Mauern, Türme und Gewölbe zählten zu seinen ersten „Lost Places“, die von ihm schon in jungen Jahren neugierig – wenn auch noch ohne Kamera – erkundet wurden. Die Faszination für Burgen ist bis heute geblieben, das Interesse an ihrer Architektur und Geschichte hinzugekommen.
Im Mittelalter gehörte die Region zur Grafschaft Pitten, auch „Waldmark“ genannt. Damals war die heutige Landesgrenze zum Burgenland die Grenze zum feindlichen Osten. Von dort aus erfolgten immer wieder kriegerische Angriffe der Ungarn, Türken und Kuruzzen.
Die Bucklige Welt – ein wahres „Burgenland“
Zum Schutz der Herrschaften und ihrer Bewohner wurden stark befestigte Burgen erbaut. Die einzelnen Wehrbauten bildeten eine Befestigungslinie entlang der Grenze. Bis heute bereichern und prägen sie als stolze Festungen oder romantische Ruinen die Landschaft der Buckligen Welt. Nicht alle Bauten sind verlassen, die meisten sind in Privatbesitz und manche auch teilweise bewohnt – so auch die Burgruine Thomasberg.
Burg Thomasberg und ihre Besonderheiten
Bereits um 1192 wird erstmals ein Burgherr namens „Otto de Domesperg“ erwähnt, der den ersten Wehrbau auf einem Felssporn über dem Edlitztal errichtete.
Im 13. und im 16. Jahrhundert wurde die Burg großzügig ausgebaut: Ab 1503 schufen der Burgherr Ehrenreich von Königsberg und sein Nachfolger Wolf Matthäus aus der mittelalterlichen Burg einen prächtigen Herrschaftssitz in spätgotischem Stil: Eine stattliche Burgkapelle mit halbrundem Chorbau wurde angebaut, die österreichweit einzigartige Schildmauer (an der Basis bis zu sieben Meter stark) mit Wehrgeschoßen gegen die Angriffsseite hin errichtet.
Die Idee dieses „steinernen Schildes“ wurde womöglich von erfahrenen Festungsbaumeistern nach Thomasberg gebracht. Woher die drei Grimassen schneidenden Steinköpfe auf einem Wehrturm in 14 Metern Höhe stammen, ist bis heute ein Rätsel.
Viele Festungen wurden im 19. Jahrhundert von modernen Herrschaftssitzen im Tal abgelöst oder sind als Verteidigungsbau im Landesinneren nutzlos geworden – so auch Burg Thomasberg. Nur einzelne Bauteile wurden noch genutzt, der Großteil verfiel zur Ruine. Heute befindet sie sich im Privatbesitz der Familie Prinzhorn, nur die intakt gebliebenen Wirtschaftstrakte der Burg aus dem 17. Jahrhundert sind bewohnt. Dem Burgherrn und seiner Ruine durfte Markus Steinbichler für ein Kapitel zum Thema Burgen in seinem Buch einen Besuch abstatten. Dass die Burg – einst vielleicht Schauplatz von Belagerungen und Kämpfen – heute ein idyllischer Ort der Ruhe und des Friedens für seine Bewohner ist, inspirierte ihn für sein Kapitel.
Alte Mauern zwischen gestern und heute
In Markus Steinbichlers Buch „Verloren in Raum und Zeit“ (erscheint im November 2020 im Verlag Scherz-Kogelbauer) werden 17 Orte und Bauwerke zwischen Urzeit und Gegenwart in Wort und Bild dargestellt. „Anders als in den Artikeln im „Boten“ verzichte ich aber weitgehend auf Zahlen, Daten und Fakten. Dort geht es eher darum, ein eigenes Bild zum jeweiligen Ort, zur jeweiligen Epoche im Kopf der Leser entstehen zu lassen. Man soll sich beim Lesen und Betrachten der Fotos in die jeweilige Zeit hineinversetzen und die eigene Fantasie spielen lassen!“, erklärt Steinbichler seinen Zugang im Buch. Auch Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind ihm dabei wichtig.
Aufruf
Wenn auch Sie ein vergessenes oder historisch interessantes Gebäude mit spannender Geschichte in der Buckligen Welt kennen, erzählen Sie uns davon! redaktion@bote-bw.at Wir freuen uns über jeden Tipp!
Korrektur
In der letzten Folge Lost Places hat sich ein Zahlen-Dreher eingeschlichen: Johann Jakob Tschudi wurde 1818 geboren und nicht 1881.
Näheres über den Burgherren unter www.bote-bw.at/2018/07/aus-dem-leben-eines-burgherren
Fotos: Steinbichler