Foto: Trenker
Vor einem Jahr begann für Familie Trenker eine außergewöhnliche Reise: Mit Kind und Kegel – und Reisebussen – sind sie Richtung Asien aufgebrochen, haben ihr Ziel China erreicht und tolle Erlebnisse gehabt. Die Corona-Pandemie hat die Reisepläne am Ende ordentlich durcheinandergeworfen. Lisa, Dominik, Clemens und Verena resümieren für den Boten.
Bote: Am Ende wurden eure Busse verschifft. Was war die Schwierigkeit dabei?
Lisa: Die erste Schwierigkeit war zu sagen: „Wir brechen jetzt diese ‚Traumreise‘ ab.“ Es war schon ziemlich schwer, das zu organisieren, da wir große Busse haben, die nicht in einen Container passen, bei denen man sich auch sicher sein kann, dass dem Fahrzeug nichts passiert. Es hing alles so am seidenen Faden, es war alles stressig, es war filmreif würd’ ich sagen.
Clemens: Wir haben die Firma Vegatrans aus Salzburg gehabt, die hat für uns diesen Schiffstransport organisiert. Nur war es so, dass wir das innerhalb von ein paar Tagen bewerkstelligt haben – und übers Wochenende. Es ist so schnell akut geworden, dass wir innerhalb von ein paar Tagen 600 Kilometer vom Strand nach Bangkok zurückgefahren sind und dann war dort das Problem: Der Frächter hat uns nicht hineingelassen, weil die Menschen schon Angst vor dem Virus hatten. Schließlich wurde in einer Nacht eine Firma aufgetrieben, die die Verzollung für uns gemacht hat, und wo die Fahrzeuge parken konnten – denn andernfalls wäre die Alternative gewesen, sie einfach so auf der Tankstelle stehen zu lassen. Das war am Schluss ein Nervenkitzel, es ist aber alles gut ausgegangen.
Bote: Wie war dann das Nachhausekommen, nachdem die Reisepläne dann doch kürzer ausgefallen sind als geplant?
Lisa: Es war sehr unterschiedlich, auch innerfamiliär. Die Kinder waren sofort wieder mittendrin im Familienleben. Für uns Eltern war es etwas schwieriger. Allerdings muss ich sagen, dass es einen Unterschied macht, ob du zu Hause alles aufgegeben hast und auf Reisen gegangen bist oder ob man es so gemacht hat wie wir. Wir hatten ja schon vorher Pläne, wie es nach der Reise weitergehen soll – und die haben jetzt einfach früher umgesetzt. Die Art und Weise, wie wir leben, hat sich ja nur im Äußeren geändert – wir sind ja immer noch wir und trotzdem noch ein bisschen verrückter als der Bruttonormalverbraucher.
Verena: Das Nachhausekommen war für uns logischerweise sehr abrupt. Wir hatten ja eigentlich geplant, uns in Kroatien mit der Familie zu treffen und ein langsames Ankommen zu machen. Wir haben uns aber dann nach den schrecklichen letzten Tagen schon sehr auf daheim gefreut. Für Theo war das natürlich sehr witzig, weil er nichts wiedererkannt hat und alles sehr spannend für ihn war. Sonst war das Nachhausekommen vollgepackt mit Familienzeit, weil wir uns selbst in Quarantäne gesetzt haben, obwohl wir es nicht gemusst hätten.
Bote: Werdet ihr die Reise auf irgendeine Weise irgendwann fortsetzen?
Dominik: In der Art und Weise glaube ich eher nicht, zumindest nicht in den nächsten Jahren.
Verena: Das wissen wir jetzt noch nicht, also wir haben das jetzt nicht geplant.
Bote: Was ist euch am meisten in Erinnerung geblieben?
Lisa: Für mich am meisten in Erinnerung geblieben ist die Begegnung am Bolaven-Plateau im Süden von Laos, wo wir unverhofft auf einen Kaffee-Plantagen-Besitzer getroffen sind, der das als Nebenerwerb macht, hauptberuflich macht er etwas mit Kraftwerken. Also ein Businessman, aber uns gegenüber der authentische Plantagenbesitzer, der uns mit ein paar Arbeitern Kaffeebohnen hat pflücken lassen. Er hat uns auch Bombenkrater gezeigt vom früheren Krieg und sogar noch Blindgänger, Handgranaten. Es war tatsächlich auch so, dass die Kinder gemeint haben, irgendwann vielleicht diesen „Eddi“, so hieß er, wieder zu besuchen.
Verena: Mir sind am meisten die russischen Helfer in Erinnerung geblieben, die uns bei der Motor-Reparatur unterstützt haben. Die haben uns in der Werkstatt beherbergt und an einem Abend mit uns gegessen. Und dann in Vietnam, die Familie um den Deutschen, der eine vietnamesische Frau hat und uns eingeladen hat, und natürlich unsere Guide-Dame in China, die eine super Begleitung war.
Bote: Wie war für euch der Straßenverkehr in den einzelnen Ländern?
Clemens: Verkehrstechnisch war Russland ein Wahnsinn: Die fahren extrem schnell und teilweise, glaube ich, angesoffen. Das kurioseste Erlebnis für mich war: Wir sind mitten in der Nacht, bei Schneefall und minus 15 Grad auf der Autobahn gefahren, das war bundestraßenartig, da fahren aber Lkws mindestens 100 km/h – und plötzlich betritt von rechts ein Mensch die Fahrbahn, in kurzen Hosen und kurzem Leiberl.
Verena: In Russland haben wir viele Unfälle gesehen, in China ist es sehr zivilisiert, und Asien – ja, Asien ist verrückt. Also in Laos ist es eigentlich noch gegangen. Vietnam, wo wir allein waren, war einfach komplett verrückt: Mopeds ohne Ende, die Überlandbusse, die wahnsinnig schnell fahren und nur hupen und du musst einfach ausweichen als Fußgänger. In Vietnam bin ich keinen einzigen Kilometer gefahren, das ist alles Clemens gefahren. In Kambodscha ist es ähnlich, auch sehr schnell, verrückt und viel los auf den Straßen, vor allem in den Dörfern, wo dann auch einmal Tiere auf der Straße sind. Thailand ist eigentlich auch ähnlich, wobei die sehr gute, auch autobahnähnliche Straßen haben, wo du schnell fahren kannst, weil da keine Tiere oder Menschen sind.
Bote: An welches Land habt ihr im Rahmen eurer umfangreichen Einblicke die beste Erinnerung?
Lisa: Es hat jedes Land seine ganz eigene Faszination gehabt. Für uns persönlich als Familie wars dann wirklich Laos, das total unterschätzt wird. Es wird immer nur gesagt, dass es keinen Meeranschluss hat, anstatt wirklich darauf hinzuweisen, was es zu bieten hat. Es gibt ein paar Touristen-Hotspots, abseits ist es allerdings wirklich komplett ursprünglich. Es ist wirklich so, dass man über die Grenze fährt, in die Berge und da die Kinder strahlen. Die Familien leben in Hütten und sitzen am Abend beim Feuer. Die Menschen sind komplett so, wie sie eben sind, und bleiben auch von äußerlichen Einflüssen, vor allem den sehr starken aus Kambodscha und China, unbeeindruckt.
Bote: Wie hat sich die Reise auf die Kinder ausgewirkt?
Lisa: Sie haben natürlich extreme Entwicklungsschritte vollzogen. Unser Großer kam ja jetzt in die Schule und man merkt richtig, dass er absolut bereit dafür ist. Bei unserer Mittleren merkt man extrem, dass sie jetzt wirklich in dem Reifestadium ist zu sagen: „Ich kann mich selbst behaupten, ich kann formulieren, was ich möchte und was nicht.“ Unsere Kleine hat, glaub ich, noch nicht ganz begriffen, dass unsere Wohnung unser Zuhause ist. Sie fühlt sich tatsächlich noch in unserem Bus sehr heimisch – ist ja auch klar, sie hat ihr halbes Leben, an das sie sich erinnern kann, dort verbracht. Ich denke auch, dass das Wissen darum, dass sich ihre Eltern getraut haben, ihre Träume zu erfüllen, sie darin bestärken wird, ihre eigenen Träume zu erfüllen.
Bote: Lisa, du sprichst ja Chinesisch. Hat die Reise eine Auswirkung darauf, welche sprachliche (Aus)-Bildung ihr euren Kindern in Zukunft zukommen lassen wollt?
Lisa: Ja, ich hab mein Chinesisch wieder aufgefrischt in China. Ich bin da auch wirklich auf die Probe gestellt worden und es war gut so. Ich hab gemerkt, dass die Kinder das total schnell aufsaugen würden, aber mir fehlt zu Hause einfach der Gesprächspartner; wobei ich vor Kurzem jemanden kennengelernt habe, der mir wieder Mut gemacht hat, und seitdem versuche ich hin und wieder, mit den Kindern etwas Chinesisch zu reden. Zwingen werde ich niemanden, ich denke aber, wenn ich selber viel Chinesisch rede, was ich absolut versuchen will, kommt das von ganz allein.
Bote: War die Reise all die Herausforderungen wert?
Dominik: Den Traum haben wir trotzdem gelebt, wir haben einfach nur ein halbes Jahr früher einen Schlussstrich gezogen.
Verena: Die Reise wars auf jeden Fall wert. Es war zwar echt anstrengend, das Jahr davor, die Vorbereitungen dafür, aber wir würden die Reise auf jeden Fall noch einmal so machen. Natürlich wären wir gerne erst später nach Hause gefahren, aber im Großen und Ganzen sind wir sehr froh, dass wir die sechs Monate Reise, so wie wir es uns gewünscht haben, durchführen konnten.
Bote: Was sind eure Zukunftspläne?
Lisa: Bei uns geht’s jetzt los mit Landwirtschaft beziehungsweise ist es schon losgegangen. Das war schon der Plan, bevor wir losgefahren sind, es ist ja ein Bio-Betrieb von Dominiks Eltern. Wir merken, das ist pures Leben. Es ist auf jeden Fall spannend, und so soll Leben auch sein, unserer Meinung nach.
Verena: In Zukunft werden wir ein Haus bauen, sesshaft werden und irgendwann vielleicht wieder mit dem Bus kleinere Touren machen.
Bote: Apropos: Was wird aus den Bussen?
Clemens: Für unseren Bus gibt es eine klar bestimmte Zukunft: Wir werden ihn als Reisemobil weiterverwenden.
Lisa: Das ist uns selber noch nicht ganz klar. Er bleibt auf jeden Fall bis auf Weiteres in unserem privaten Besitz. Es könnte sein, dass wir ihn vermieten, haben uns aber diesen Sommer auch noch nicht überwinden können. Könnte auch sein, dass es unsere Sommerküche wird und wir damit auf kürzere Reisen gehen.
Daten und Fakten:
- drei Reisebusse
- drei Familien
- zehn Personen,
- davon vier Kinder
- zehn bzw. elf bereiste Länder
- sieben Monate
- rund 30.000 Kilometer
- Start: September 2019 in Grametschlag
- China erreicht:
- November 2019
- Ende: März 2020 in Bangkok
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