Vasco Alves Cordeiro (Präsident Ausschuss der Regionen) sprach über die Lage der Städte und Regionen / Foto: EU/UE

Windrad, E-Car-Sharing, Photovoltaik: In der Region hat sich in den vergangen 20 Jahren in Sachen Umweltbewusstsein sichtbar einiges getan. Die Verantwortlichen haben verstanden, wie sie die Mittel der EU in die Region bringen können.

Rainer Leitner lebt für das, was er tut. Wenn man mit ihm über das Umwelt- und Klimabewusstsein der Region spricht, gerät er ins Schwärmen: „Es gibt mittlerweile so viele Vorzeigeprojekte“, beginnt er und zählt nur einige auf: „Kleinrückhaltebecken, die Ringwasserleitung, E-Mobilität, aber auch private Photovoltaikanlagen“. Denn in einer Region, in der erneuerbare Energie, Umwelt- und Klimaschutz schon lange als Gebot der Stunde betrachtet werden, gibt es dafür die nötige Plattform. 

Gegen die Abwanderung

Auf die Frage, ob man das Ergebnis der nunmehr seit 20 Jahren andauernden Bemühungen zu diesem Thema messen kann, meint Leitner: „Bewusstsein zu messen, ist immer schwierig“. Das, was den Erfolg aber in Zahlen ausdrückt, sind die Investitionen, die aufgrund von Förderungen in die Region gebracht werden können.

Die Region ist seit 20 Jahren Leader-Region, kann mit KEM und KLAR unterschiedliche Förderungen generieren. Der „Bote“ berichtet regelmäßig darüber. 

„KEM und KLAR ergänzen sich auch gut. Zum Beispiel bei der Blackoutvorsorge“, sagt Leitner. Nicht zuletzt daran zeigt sich wie die Arbeit der Europäischen Union auf die Bevölkerung in den jeweiligen Mitgliedsländern wirken kann. Das war ein zentrales Thema bei der Europäischen Woche der Regionen in Brüssel, an der dieses Jahr auch der „Bote“ teilnahm. 

Foto: Gemeinsame Region Bucklige Welt/www.audivision.at

Ein Vorbild für Europa

Der Ausschuss der Regionen präsentierte dabei seinen Jahresbericht und sieht sich vor einem Problem: Alleine im Zeitraum zwischen 2015 und 2021 ist der Anteil der Über-65-Jährigen in ländlichen Gebieten um fünf Prozent gestiegen. Laut dem Jahresbericht werden 2033 auch voraussichtlich 30 Millionen Menschen weniger in Europas ländlichen Gebieten leben als noch 1993. Gepaart wird das mit der Erkenntnis, dass eine überwiegende Mehrheit der Regional- und Kommunalpolitiker spezielle Finanzierungsmechanismen zur Bewältigung von Klimafragen vermisst; denn an den Klimawandel anpassen müssen sich vor allem Gebiete, die von der Landwirtschaft geprägt sind. Damit geht es auch um die großen gesellschaftlichen Fragen vom Fachkräftemangel über sozialen Wohnbau und den Infrastrukturausbau bis hin zum Green Deal.

Bei der europäischen Woche der Regionen wurde in hunderten Workshops und Konferenzen diskutiert, welche Lösungsansätze es dazu gibt. 

Dabei wurde deutlich: Regionen wie die Bucklige Welt und das Wechselland sind Vorreiter. Zwar werden 60 Prozent der ländlichen Regionen in der EU von Leader-Projekten erreicht, aber abgesehen vom Geld, braucht es auch die Akteure, die bereit sind, den Weg mitzugehen. Die politisch Verantwortlichen in der Region haben sich vor 20 Jahren dazu bereit erklärt. Seither gab es viele Umweltbezogene Projekte und Aktionen. Für die etwa 50.000 Menschen, die hier leben, bedeutet das seit 20 Jahren freilich auch – ob gewollt oder ungewollt – eine ständige Konfrontation mit Klimafragen. 30 Biomasse-Heizwerke, 12 E-Car-Sharing-Projekte oder ein Kleinwindforschungspark zeigen aber: Die 32 Gemeinden wollen die Energiewende schaffen.

Bewusstsein für das Warum

Wichtig sei bei all dem immer, dass die Menschen auch wissen, wozu das dient, meinte in Brüssel etwa auch der französische EU-Abgeordnete und Sozialdemorat Christophe Clergeau. Er erklärte das am Beispiel eines Zusammenschlusses aus landwirtschaftlichen Produzenten im Nordwesten Frankreichs. Eine Initiative, die stark an das heimische „Sooo gut schmeckt“ erinnert. Clergeau, dessen Steckenpferd der Green Deal ist, meint:   „Die Menschen arbeiten, um die Bevölkerung zu ernähren, um sie nachhaltig zu versorgen.“ Deshalb dürfe die EU nicht nur einfordern, dass die Menschen in den ländlichen Regionen ihren Beitrag leisten, sondern finanziell wie strukturell helfen. 

Fotos: Niclas Jantscher, Rehberger

Mehr Miteinander

Nur so könne verhindert werden, dass es Unmut über das, was Brüssel „aufoktroyiert“, gibt. Dessen zeigten sich die politisch Verantwortlichen bei der Woche der Regionen bewusst. Andernfalls gehe die Schere zwischen ruralem und urbanen Raum weit auseinander, wodurch die soziale Spaltung zwischen Stadt und Land deutlich entstehe. 

In der Buckligen Welt und dem Wechselland versucht man genau das zu vermeiden, wie auch Rainer Leitner erklärt. Hier zeigt sich: Dort, wo man einen Sturkurwandel schafft, geht die Schere eher zusammen. Die Hoffnung seitens der Verantwortungsträger liegt daher auf jenen, die EU-Mittel gut für sich zu nutzen wissen und damit als Multiplikatoren fungieren. In der Region Buckligen Welt gibt es sie. 

Woche der Regionen

Die Ukrainekrise, die Energiewende, Lebensmittelsicherheit, Fachkräftemangel oder Abwanderung: Es sind die drängenden Fragen der Gesellschaft, die in Brüssel vier Tage lang mit etwa 7000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Europas Regionen und Städten diskutiert wurden. Im Zentrum des jährlichen Events zum Thema Regionalpolitik in der europäischen Union standen auch heuer Erfolge und Misserfolge der Kohäsionspolitik. Grundsätzlich dient sie dazu, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt zu stärken. Immerhin sind die subnationalen Gebietskörperschaften in der EU für ein Drittel der öffentlichen Ausgaben zuständig – sowie für zwei Drittel der öffentlichen Investitionen, die vielfach rechtlichen Bestimmungen der EU unterliegen.

Fotos (3): Schwendenwein

Hinweis zur Transparenz:
Teile dieser Recherche entstanden in Kooperation mit dem forum journalismus und medien wien im Rahmen einer Pressereise, finanziert vom Europ. Ausschuss der Regionen.