Das Schloss inmitten eines Landschaftsparks / Fotos: Markus Steinbichler (10)

Schloss Aspang liegt mitten im Zentrum des Marktes, leicht versteckt in einem weitläufigen Landschaftspark. Die Ursprünge der Festung reichen ins Mittelalter zurück, mehrmals wurde sie um- und ausgebaut. Über Jahrhunderte war Aspang Herrschaftssitz und verfügte sogar über die Blutgerichtsbarkeit. Heute öffnet die Anlage im Privatbesitz wieder mehr und mehr ihre Tore: als Event-Location für Hochzeiten oder sogar für ein großes Western-Fest im Park.

Schloss Aspang wurde Ende des 12. Jahrhunderts als kastellartige Burg auf einem strategisch günstigen Geländesprung nahe dem Zusammenfluss des Großen und Kleinen Pestingbaches errichtet. Aufgaben der Burg waren die Wegesicherung über den Wechsel und der Schutz der Grenze zu Ungarn. Ursprünglich gab es zum Markt hin noch einen Burggraben, der jedoch im 19. Jahrhundert zugeschüttet wurde. Das Schloss wurde 1220 und dann kurz nach 1300 urkundlich als „Hous zu Aspangen“ erwähnt. Der Ort selbst dürfte wesentlich älter sein, ob er im Jahr 1983 zurecht 1.000 Jahre Aspang gefeiert hat, beschäftigt Historiker bis heute. Die Burg wurde 1472 vom Ungarnkönig Matthias Corvinus erobert und bis 1486 besetzt gehalten. 1503 wurde die spätgotische Pfarrkirche zwischen Schloss und Marktplatz errichtet. Sie diente nun anstelle der Schlosskapelle als „Schlosskirche“ und blieb eng mit den jeweiligen Besitzern der Herrschaft verbunden. In den Türkenkriegen dürfte die Festung 1529 und 1532 den Osmanen getrotzt haben, während der Markt selbst arg verwüstet wurde. Während die Burg in den ersten Jahrhunderten viele Besitzerwechsel zu verzeichnen hatte, blühte sie ab 1555 unter dem Adelsgeschlecht der Königsberger neu auf: Sie wurde in ein prächtiges Renaissance-Schloss umgebaut. 

Herrschaft Aspang als protestantische Hochburg

In diese Epoche fällt auch eine interessante und wenig bekannte Geschichte der Herrschaft und Pfarre Aspang: jene des Glaubensreformators Simon Gerengel und der Zeit des Protestantismus in Aspang. Nachdem Martin Luther 1517 seine 95 Thesen angeschlagen und damit die protestantische Reformbewegung gegründet hatte, verbreitete sich die neue Lehre auch in Österreich bis tief in die Bucklige Welt hinein. Gerengel war in der Pfarrkirche Oberaspang tätig, und um 1551 herum ist verbürgt, dass er den neuen evangelisch-lutherischen Glauben verbreitete. Er nahm sich eine Frau und konnte auch weitere Pfarrer, unter anderem aus Schwarzenbach, Krumbach, Bad Schönau, Feistritz und Raach, zur Reform ihrer Pfarren bewegen. Die Geistlichen mussten später dafür jahrelange Festungshaft auf Hohensalzburg erdulden. Die neue Glaubenslehre hielt sich bis 1628 in Aspang, dann musste der Graf Wolf Matthäus von Königsberg „unter großem Geseufze und Herzeleid“ die Kirche einem katholischen Pfarrer zurückgeben. Noch heute ist Aspang in Schulbüchern neben großen Städten wie Wr. Neustadt und St. Pölten als protestantisches Zentrum auf heutigem niederösterreichischem Gebiet verzeichnet!

In der weiteren Geschichte der Besitzer folgten im Jahre 1652 die Grafen von Pergen auf die Königsberger. Unter den Grafen von Pergen erfolgte von 1883 bis 1887 ein weiterer Umbau des Schlosses im Stil der damals beliebten Burgenromantik – dieses Erscheinungsbild hat sie heute noch. Durchschreitet man das Schloss, so folgen viele große holzvertäfelte Gewölbe-Säle aufeinander. Im ersten Stock, über dem Torbau, befindet sich eine beeindruckende Bibliothek. Bemerkenswert sind die ehemaligen Räume eines Verlieses im Südost-Turm. Hier sind alte Graffiti zu sehen, die Insassen dort in den Jahren 1529, 1553 und 1555 hinterlassen haben. Möglicherweise wurde auch Simon Gerengel hier festgehalten. Denn die Herrschaft Aspang war mit eigener Gerichtsbarkeit versehen. Nicht nur das: Die Herrschaft hatte bis zur Reform 1848/49 auch die Blutgerichtsbarkeit inne, das heißt, man durfte selbst Todesurteile vollstrecken. Dazu gab es auch einen um 1529 errichteten Galgen am Gerichtsberg (hier wurde also Gericht abgehalten); Trümmer seiner Säulen liegen dort bis heute im Wald. 

Das Schloss als vielseitige Event-Location 

Die Grafen von Pergen saßen bis zum Jahre 1914 auf Schloss Aspang und noch heute kann man ihre prächtigen Grabmäler auf dem nahen Friedhof sehen. Danach besaß deren Nachfahrin, die Gräfin Chotek, das Schloss mit dem angeschlossenen Wirtschaftsbetrieb – der Aspanger Hof, „zu Füßen“ der Festung an der Bahnstraße gelegen, diente seit jeher als Meierhof. Im Zweiten Weltkrieg wurde vom deutschen Militär im Schloss ein Lazarett eingerichtet, das noch nach dem Krieg einige Jahre als Krankenhaus Aspang mit 120 Betten und eigener Chirurgie bestand. 1947 wurde Schloss Aspang von den russischen Besatzern beschlagnahmt und erst nach 1955 rückgestellt. Seither wechselten einander mehrere private Eigentümer ab. Immer wieder diente das Schloss als Veranstaltungsort, etwa ab den 1980er- und bis in die 2010er-Jahre für die Kultur-Reihe „Aspang Live“. In den Erdgeschoss-Räumlichkeiten fanden Ausstellungen und Weihnachtsmärkte statt, im romantischen Hof Lesungen und Konzerte. 

Zirkus und Cowboys

An diese Tradition möchte man nun anschließen und die Tore des Schlosses wieder ein Stück weit öffnen: Zu Ostern gibt es jedes Jahr das traditionelle Ostereiersuchen im Schlosspark, im Juni wird dort der Zirkus „Aros“ zu Gast sein. Am 10. August steigt das „Howdy Western Fest“ mit buntem Kinderspaß, Linedance, Horsemanship-Show und Livemusik von Rednex aus Schweden. Am 16. August treten beim „2. Aspanger Schloss-Open-Air“ unter anderem die Edlseer auf, am 10. und 20. Oktober findet eine Hochzeits-Inspirations-Messe im Schloss statt. Das Schloss selbst kann als Event-Location, z. B. für Familien- und Firmenfeiern, Taufen und Hochzeiten, genutzt werden. Anmeldungen sind unter schloss.aspang@gmail.com jederzeit willkommen. Die Einnahmen aus den Veranstaltungen kommen übrigens der laufenden Sanierung des Schlosses zugute, denn in den alten Mauern gilt vor allem eines ganz besonders: Es gibt immer was zu tun …

Aufruf: 
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