Zeichnung: Michael Trimmel
Es gibt in jedem Dorf einen Ort, von dem man sich schaurige Geschichten erzählt, den man lange mied oder wo man nur unter Kreuzzeichen flüchtig vorbeihuschte. Wandert man über die idyllisch sich über die Buckel windende Langegger-Straße von Aspang nach Mönichkirchen, würde man nicht vermuten, dass sich hier ein solcher Ort befand. Und doch erinnern heute noch drei Steinhaufen im Wald, nur wenige Meter neben dem Straßenrand, an den ursprünglichen Zweck dieses Platzes: Auf dieser bis heute Gerichtsberg genannten Anhöhe stand einst ein Galgen!
Vermutlich um 1529 dürfte er hier errichtet worden sein, auf alten Karten ist er noch eingezeichnet – ein weiterer stand in Krumbach. Jener in Aspang lag gut sichtbar über dem Ort und direkt an der alten Straße über den Wechsel. Jeder Reisende und jeder im Markt sollte sehen, dass die hiesige Herrschaft über die Blutgerichtsbarkeit verfügte. Im Schloss gab es Kerkerzellen und Folterinstrumente, für besonders schwere Vergehen wartete der Galgen: drei massive, mit kleinen Dächern bekrönte Mauerpfeiler, auf denen Holzbalken lagen – hier wurde bei Bedarf der Strick zum Erhängen befestigt.
Man findet nur wenig über den Galgen heraus, einige Todesurteile dürften hier aber vollstreckt worden sein. So wird gemunkelt, dass der letzte Gehängte gar einst ein Gastwirt des Bräuhauses am Marienplatz gewesen sei, der einen Gast ausgeraubt und ermordet haben soll. Dass der Gerichtsberg ein gefürchteter Ort war, an dem womöglich die bösen Geister oder die armen Seelen der Gehängten herumspukten, kann man sich nur allzu gut ausmalen. Und so erzählte man sich auch, dass manchen Wanderern, die hier vorbeimussten, schwarze Pferde mit feuersprühenden Augen begegnet sind. Wer schnell weiter, auf und davon wollte, dem liefen sie nach und legten ihm gar den schweren Pferdekopf auf die Schultern!
Quelle: Markus Steinbichler | Karin Egerer