Foto: Seidl
Zwei Dirigenten, zwei kleine Orchester, ein Stadion voller Zuseher. Jedes Land tritt mit seiner Nationalhymne an, wobei die Töne tatsächlich sehr leise und wackelig daherkommen. Das Publikum übernimmt die Verstärkung und Textsicherheit. Inbrünstig und siegessicher zuerst die einen, dann die anderen. Tränen fließen, Herzen klopfen, die Nation atmet im selben Tempo.
Das bedeutet, dass heute im Stadion kein Konzert, sondern ein Fußballturnier stattfindet. Es ist EM. Alle sind sie gekommen, Opa, Oma, Tanten, Onkeln, Mamas, Papas und Kinder, zumindest die, die es gerade interessiert, oder die, die noch keine eigene Entscheidungsgewalt haben (dürfen).
Das Wohnzimmer ist voller Menschen, der Beamer beflimmert die Wand, der Kühlschrank ist wegen Überfüllung geschlossen und zwei Tonnen Chips biegen den Couchtisch. Sport verbindet Menschen – okay, Fußball spaltet sogar manchmal das Wohnzimmer – aber im Großen und Ganzen geht es um ein riesiges gemeinsames Ereignis, das Millionen bewegt. So doppeldeutig gemeint, wie es klingt.
Auch bemerkenswert, wie sehr die passiven Spieler (also die aktiven Zuseher) mit den aktiven Spielern verschmelzen. Wie jeder und jede Einzelne Teil des Ganzen werden.
Ob Rockfestival, Fußballmatch oder Neujahrskonzert: Solche Ereignisse spannen ein verbindendes Netz über die Gesellschaft. Das Phänomen im Stadion ist immer dasselbe, egal, ob da Musik oder Sport geboten wird. Ist ja schön, sind ja beides Kulturgüter.
Auch gut: wie überparteilich, überregional und interkulturell da plötzlich kooperiert wird. Ich meine, is’ doch wuascht, weswegen man mal einer Meinung ist.
Friedenspfeiferl raus und Anpfiff!
Herzlichst, Roman Josef Schwendt