Klima- und Energiefonds-Geschäftsführer Bernd Vogel (re.) gratuliert Rainer Leitner zur Wahl zum KLAR!-Manager des Jahres
Foto: Klima- und Energiefonds
In Österreich gibt es knapp 90 Klimawandel-Anpassungsmodellregionen, kurz: KLAR!, die im Rahmen einer eigenen Förderschiene des Klimafonds in Kooperation mit dem Umweltministerium Maßnahmen entwickeln, um die jeweiligen Regionen bestmöglich auf die Auswirkungen durch den Klimawandel vorbereiten. Die Region Bucklige Welt-Wechselland ist eine solche Modellregion der ersten Stunde. Mit Rainer Leitner als KLAR!-Manager wurden zahlreiche Projekte umgesetzt. Diesen Sommer wurde er dafür von seinen KLAR!-Kollegen im Rahmen der Hauptversammlung zum KLAR!-Manager des Jahres gewählt. Der „Bote“ sprach mit ihm über diese besondere Auszeichnung und die Aktivitäten der KLAR!.
Bote: Glückwunsch zur Auszeichnung! Wie bzw. mit welchen Aktivitäten wird man zum KLAR-Manager des Jahres?
Rainer Leitner: Danke! Der KLAR!-Manager bzw. die KLAR!-Managerin des Jahres wird zuerst einmal nominiert. Nominierungen können alle Bürger einer KLAR!-Region vornehmen. Die fünf KLAR!-Manager mit den meisten Nominierungen kommen dann auf eine Shortlist. Beim jährlichen österreichweiten Vernetzungstreffen aller KLAR!-Regionen wählen dann die Kollegen den Manager oder die Managerin des Jahres. In diesem Jahr durfte ich die Auszeichnung entgegennehmen. Ich bedanke mich nochmals bei allen, die mich nominiert und gewählt haben. Oft stehen bei der Wahl die Leistungen der vergangenen Projekte bzw. des vergangenen Jahres im Vordergrund. Daher freut es mich besonders, dass meine Arbeit für die Region mit dieser Auszeichnung wertgeschätzt wird. Wahrscheinlich haben meine Aktivitäten in der Region den Kollegen so gut gefallen, dass ich gewählt wurde.
Bote: In Österreich gibt es aktuell 89 KLAR!-Regionen. Was zeichnet die Region Bucklige Welt-Wechselland dabei aus?
Leitner: Unsere langjährige Erfahrung in der Regionalentwicklung und die kurzen Entscheidungswege sind von großem Vorteil, um Projekte erfolgreich umzusetzen, da wir alle regionalen Entscheidungsträger unter einem Dach sitzen haben bzw. sehr gut vernetzt sind. Diese Form der Regionsarbeit gibt es in Österreich nur ganz selten und viele Kollegen beneiden uns darum. Das sektorübergreifende Arbeiten sowie die Deckungsgleichheit aller Gemeinden mit KLAR!, KEM, LEADER ist ein großer Vorteil, sowohl für die Regionsarbeit als auch für die Gemeinden und die Bürger.
Bote: KLAR! beschäftigt sich damit, rechtzeitig Maßnahmen zu finden, um auf die Folgen des Klimawandels zu reagieren. Welche Folgen sind das vor allem in unserer Region?
Leitner: Die Themenfelder sind vielfältig und erstrecken sich von Ökosystemen und Biodiversität über Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft, Forstwirtschaft und Landwirtschaft, aber auch Schutz vor Naturgefahren bis hin zum Katastrophenmanagement. In diesen Bereichen haben wir zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um uns in der Region bestmöglich an den Klimawandel anzupassen.
Bote: Welche Maßnahmen wurden in der Region bereits umgesetzt?
Leitner: Es wurden zahlreiche Maßnahmen zu den Problemfeldern umgesetzt. Beispielsweise die jährliche Obstbaumpflanzaktion, bei der wir in den letzten 20 Jahren rund 25.000 Obstbäume verschiedener alter Sorten ausgegeben haben. Weiters haben wir unseren Beitrag zum Projekt Trinkwassersicherung in der südlichen Buckligen Welt geleistet. Es gibt bewusstseinsbildende Maßnahmen in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft; etwa die Exkursionen mit Prof. Manfred Lexer von der Boku. Weiters arbeiten wir aktiv an der Erstellung der Waldbrandschutzpläne im südlichen Niederösterreich gemeinsam mit den Bezirksforstbehörden sowie den Feuerwehren mit. Die Waldbrandschutzpläne sollen nun auch auf unsere Initiative hin in den angrenzenden Bundesländern Burgenland und Steiermark ausgerollt werden. Denn einem Waldbrand ist eine Landesgrenze völlig egal, wie wir vor Kurzem erst gesehen haben.
Ein Herzensprojekt von mir ist die Installierung der Kleinrückhaltebecken in den Gemeinden der KLAR!-Region; hier sieht man vor Ort, wie mit einfachen Mitteln Klimawandelanpassung erfolgreich umgesetzt werden kann. Für dieses Projekt wurden wir nun auch für den Österreichischen Staatspreis für Klimawandelanpassung nominiert, was uns natürlich sehr freut.
Bote: Wie funktionieren diese Kleinrückhaltebecken?
Leitner: Das sind im Grunde einfache Maßnahmen, die im Ernstfall einen großen Effekt erzielen können. Meistens bemerkt die Bevölkerung nicht einmal, dass es ein solches Kleinrückhaltebecken gibt, weil es sich etwa mitten im Wald befindet. Es geht dabei aber darum, kleinräumige Überschwemmungen und Vermurungen zu verhindern, indem man an gefährdeten Stellen ansetzt. Durch die Topografie der Region, also viele Hügel und Gräben, gibt es viel Potenzial für Materialanschwemmungen und Hangrutschungen. Durch den vermehrten Einsatz von Kleinrückhaltebecken können diese zumindest kleinräumig verringert oder sogar verhindert werden. Bei den letzten Starkregenereignisse in der Region haben die Becken ihre Wirkung bereits eindrucksvoll bewiesen und es ist ein schöner Moment, wenn ich dann von Bürgermeistern kontaktiert werde, die begeistert davon sind, welchen Unterschied diese eigentlich recht einfach umzusetzende Maßnahme macht.
Seit 2022 werden in immer mehr Gemeinden der Region sogenannte Kleinrückhaltebecken gebaut – naturnahe und einfach umzusetzende Maßnahmen, die vor allem verhindern sollen, dass Materialanschwemmungen und Hangrutschungen bis in bebautes Gebiet vordringen – mit großem Erfolg: Mittlerweile ist dies eines der wichtigsten KLAR-Vorzeigeprojekte der Region. / Fotos: KLAR! (4)
Bote: In einem Statement auf der KLAR-Seite der Region Bucklige Welt-Wechselland geht es nicht nur um Gefahren, sondern auch um Chancen durch den Klimawandel, die man durch die KLAR! nutzen will. Welche Chancen bringt uns denn der Klimawandel und wo kommt hier die KLAR! ins Spiel?
Leitner: Chancen sehen wir im Tourismus, sei es durch die wiederbelebte Sommerfrische der „Hitzeflüchtlinge“ aus den urbanen Ballungsräumen oder durch die Umstellung auf Ganzjahrestourismus in den ehemaligen reinen Wintertourismusgemeinden. Darüber hinaus können neue angepasste Pflanzen- und Obstsorten in der Landwirtschaft höhere Erträge erzielen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Bote: Welche Projekte sollen im Rahmen der KLAR! noch umgesetzt werden bzw. was wären längerfristige Aktivitäten, die die KLAR! Bucklige Welt-Wechselland in Sachen Klimawandel-Anpassung in Angriff nehmen will?
Leitner: Da die Probleme tendenziell größer werden, sehe ich unsere Arbeit als wichtigen Baustein zur Anpassung in der Region. Ich denke, es werden sich neue Problemfelder auftun und manche werden sich wieder schließen. Wir streben eine sogenannte Verstetigung unserer Aktivitäten in der Region an, um weiterhin für die Auswirkungen des Klimawandels gewappnet zu sein. Hierbei kann man die Kleinrückhaltebecken als gutes Beispiel hernehmen. Je mehr in der Region installiert sind, umso besser. Langweilig wird uns sicher nie werden …
Zur Wahl zum KLAR!-Manager des Jahres:
Umwelt- und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Wir spüren die Auswirkungen des Klimawandels immer stärker und müssen uns diesen Herausforderungen stellen. Rainer Leitner entwickelt Maßnahmen zur Klimawandel-Anpassung und verbessert dabei die Lebensqualität der Regionsbewohner:innen. Herzliche Gratulation zur Auszeichnung!“
Bernd Vogl, GF Klima- und Energiefonds: „Rainer Leitner engagiert sich umfassend für den Schutz vor Naturgefahren und das Katastrophenmanagement, die Verbesserung von Ökosystemen und Biodiversität sowie Wasser-, Forst- und Landwirtschaft. Die Auszeichnung ist eine wohlverdiente Anerkennung seines unermüdlichen Einsatzes für die Region!“
KLAR!-Aufruf:
Das Projekt Kleinrückhaltebecken wurden für „CliA“, den Österreichischen Staatspreis für Klimawandelanpassung nominiert. Abstimmen kann man von 2. bis 30.9. unter staatspreis.at/voting