Foto: Seidl

Kulturelle Ausflugsmöglichkeiten gibt es zur Sommerszeit wie Sand am Meer. Wem es dort aber zu heiß ist, der vergnügt sich in Museen oder Kirchen. Als beliebtes Reiseziel, das man flotten Schrittes von hier aus in weniger als drei Tagen auch zu Fuß erreichen kann, bietet sich Mariazell an. Ich habe natürlich auch vorbeigeschaut, als wir am wunderschönen Erlaufsee urlaubten. Muss man mal gesehen haben, dachte ich mir. Jedenfalls gibt es, abgesehen von Lebkuchen und der Kirche, unzählige Souvenirstände, die man auch umgehen kann – dem ist jedoch nicht so, wenn man kleine Kinder mithat, die magisch von diesen funkelnden, duftenden Knusperhäuschen angezogen werden. In meiner Augenhöhe entdeckt man Kerzen, Lebkuchen, Kreuze, Bildchen, Schnäpse, Cremen, Seifen und Postkarten. Schöne, kunstvolle handgemachte Sachen, über die sich die zu Hause Gebliebenen freuen könnten. Interessant wird es auf Kinderaugenhöhe. Da fällt es einem wie Mandelblättchen von den Augen: Waffen. Nichts so richtig Gefährliches, aber eben so Wasserpistolen und Nerf-Gun-Zeugs, gleich unterhalb der Marienstatuen. Ich muss gestehen (und das hat mich erst recht schockiert), dass ich mir nichts dabei gedacht habe. Erst als ich mich wieder ein Stück entfernt hatte, wurde mir bewusst, wie verrückt das ist. Wir sind so daran gewöhnt, dass es uns gar nicht mehr auffällt. Man lockt mit Puffen, um Kerzerl zu kaufen. Ist ja nur Spielzeug. Ja eh. Größere Kinder, größeres Spielzeug, bis – ups – zu spät … 

Es geht nicht um Schuldzuweisung. Ich möchte nur etwas sensibilisieren, da ich keine Lust habe, nur mehr mit kugelsicherer Weste auf Konzerte gehen zu können. Ich denke, dass sich eine solche Diskussion mit den enttäuschten Kindern auszahlt. Und als Tipp: Wenn sie zu laut weinen, kann man sich Lebkuchen in die Ohren stopfen. 

Ein Bild für Götter.

Herzlichst, Roman Josef Schwendt

brief@romanjosefschwendt.com