Gabi Zillinger von der Reenactment-Gruppe „Boii Pannonia“, machte auch heuer wieder gemeinsam mit ihrem Team im Rahmen der Keltentage in Schwarzenbach das Leben der Kelten vor rund 2.200 Jahren für die Besucher erlebbar / Fotos: Gemeinde Schwarzenbach (4)

Ende August wurde dem Archälogischen Freilichtmuseum in Schwarzenbach wieder echtes keltisches Leben eingehaucht, als die Reenactmentgruppe „Boii Pannonia“ und ihre Freunde aus sieben verschiedenen Ländern zeigten, wie das Leben vor rund 2.200 Jahren am Keltenberg ausgesehen haben könnte. Für die „Botin“ gibt Gabi Zillinger einen Einblick in das Leben der Keltinnen.

In der Zeit um 200 vor Christus war die keltische Siedlung in Schwarzenbach eine relativ große Stadt. „Man muss sich das so vorstellen: Die Häuser standen dicht an dicht, es gab Handwerker und einen Markt, auf dem die Bauern aus den umliegenden Dörfern ihre Produkte anboten. Rundherum bot der Wall Schutz vor Angreifern, innerhalb fand ein reges Treiben statt, es hat geraucht und gewuselt“, erklärt Zillinger und nimmt die „Botin“ mit auf eine gedankliche Reise anhand einer Geschichte. Es ist die Geschichte einer 20-jährigen Frau eines Salzhändlers, die seit vier Jahren mit ihren beiden Kindern, der Familie ihres Mannes sowie Schweinen, Kühen und Hühnern in Schwarzenbach lebt. Ihr Mann ist unterwegs nach Hallstadt, dem damaligen Zentrum der Salzgewinnung. Während sich die Schwägerin um das Essen kümmert, ist die junge Keltin unterwegs zum Handwerker und zum Markt. Zu ihren Aufgaben gehören nicht nur Wolle spinnen, weben und Wäsche waschen, sondern sie schlichtet in Abwesenheit ihres Mannes auch Grenzstreitigkeiten zweier Nachbarn des verpachteten Hofs.

Gallische Frauen als Schiedsrichterinnen

„Die Keltenzeit war natürlich eher männerdominiert, aber die Frauen waren dennoch besser gestellt als bei den Römern oder Griechen dieser Zeit. Sie trafen Entscheidungen in Abwesenheit der Männer, durften Besitz haben und waren erbberechtigt. Und sie konnten auch höhere gesellschaftliche Stellungen einnehmen“, erklärt Zillinger. Vieles aus dieser Zeit konnte man anhand von archäologischen Funden und Befunden rekonstruieren bzw. aus dem, was römische oder griechische Schriftsteller über sie zu Papier gebracht haben. Die Kelten selbst haben nichts aufgeschrieben. In den Schriften ist etwa von den Frauen der Gallier (wie die Römer die Kelten nannten) die Rede, die als wichtige Schiedsrichterinnen eingesetzt wurden oder sich aktiv an Kämpfen beteiligt haben.

Das alltägliche Leben der Keltinnen dürfte sich aber meistens um Weben, Spinnen, Kochen oder Kindererziehung gedreht haben, während die Männer in der Stadt für Metall- und Holzarbeiten zuständig waren. 

Geschichte greifbar

Töpfern, Butter- und Käsemachen, Wollefärben mit Pflanzenfarben, eine Moden- und Waffenschau, Brotbacken, Schaukämpfe und vieles mehr wurden heuer wieder im Rahmen der Keltentage Ende August gezeigt. Dass das Leben vor so langer Zeit greifbar wird, liegt an Reenactment-Gruppen wie eben „Boii Pannonia“. Wie kam es dazu? „Mein Vater hat sich immer für Geschichte interessiert und uns Kinder auf Burgen oder Mittelaltermärkte mitgenommen. Das Interesse ist geblieben, allerdings ging es weiter zurück in die Vergangenheit. Die Faszination an den Kelten und ihren Stammesverbänden im antiken Europa ist schließlich geblieben“, erinnert sich Gabi Zillinger. Anfangs bestand die Gruppe nur aus der Familie, mittlerweile sind mehrere Generationen beteiligt, ebenso wie Freunde. Und man trifft sich mit befreundeten Gruppen, wie auch bei den Keltentagen. „Uns ist die Vermittlung wichtig, daher sprechen wir mit den Besuchern, erklären die Hintergründe. Es ist aber auch für uns wichtig, dass wir abschalten können, das Handy einmal weglegen und wir das Leben, wenn auch nur für einige Zeit, ganz nach der Natur ausrichten.“