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Verderben zwei Köche den Brei? Ist geteiltes Leid nur halbes Leid, oder doch doppeltes?  Das sind nur einige der Fragen, die sich bei einer Zusammenarbeit stellen können. Das gilt in kreativen Bereichen ebenso wie bei sonstigen Kollaborationen.

In der (Pop-)Musikbranche ist es gang und gäbe, „Features“ zu machen und gemeinsame Songs zu veröffentlichen. Hier geht es allerdings meistens darum, eine höhere Reichweite zu generieren. 

In der bildenden Kunst wird eine solche Zusammenarbeit schon schwieriger – oder hat schon jemand einen Picasso „featuring Van Gogh“ gesehen? Wäre spannend. Die Herausforderung ist jedoch immer dieselbe: Stoßen zwei Egos aufeinander und jedes pocht auf seine Idee, dann wird es meistens nur ein weiteres stumpfes Kompromiss-Produkt. 

Stellt man die Egos jedoch hintan und versucht herauszufinden, welche der Überlegungen am sachdienlichsten sind, entsteht oft etwas Tolles. Der Grad ist ein schmaler. Jeder kennt den einen Menschen, der, auch wenn noch so fachfremd, immer etwas zu sagen hat. Manche Menschen korrigieren einfach aus Leidenschaft und finden auch dort, wo es nichts zu finden gibt, etwas zum Ausbessern. Um ihr Ego zu befriedigen. 

Sehr oft ist es weder schlechter noch besser. Es ist einfach anders. Anders um des Anders-sein-Willens. Ich habe als Beispiel einen befreundeten Chirurgen gefragt, ob es am OP-Tisch „Wer kann schöner nähen“-Kämpfe gibt. Beruhigenderweise nicht. Zwar gibt es verschiedene Herangehensweisen, aber unterm Strich geht es um das Ergebnis. Der Bauch muss wieder dicht sein. 

Auch wenn es in anderen Bereichen vielleicht nicht um Leben und Tod geht: Darauf zu achten, ob es die Sache wirklich besser macht oder man nur sein Ego befriedigt, eröffnet neue spannende Blickwinkel.

Herzlichst, Roman Josef Schwendt

brief@romanjosefschwendt.com