Beim Gedenkort Weißes Kreuz in Krumbach: Eine Tafel erinnert an die gefallenen Soldaten; Vizebgm. Alfred Schwarz (li.) organisiert seitens der Gemeinde gemeinsam mit dem ÖKB eine Gedenkveranstaltung, bei der auch Roman Lechner einen Rückblick auf die Ereignisse liefern wird / Fotos: Rehberger, Archivaufnahmen: Gemeinde Krumbach, Kerschbaumer (2)
In unserer Serie zum Gedenkjahr befassen wir uns mit jenen Ereignissen, die für die Region prägend waren. Für die aktuelle Folge haben wir uns rund um Krumbach umgesehen, wo es in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs 1945 beim Weißen Kreuz zu ersten Kampfhandlungen der Sowjetarmee mit österreichischen Soldatenschülern kam. Eine Gedenkveranstaltung am 16. Mai um 18 Uhr soll an die Ereignisse erinnern. Wir zeigen aber auch, wie sich das Leben in der Zwischenkriegszeit bis zum Jahr 1955 gestaltete und welche Entwicklungen der Beitritt zur EU im Jahr 1995 in Krumbach ausgelöst haben.
Vor fast genau 80 Jahren, in der Karwoche des Jahres 1945, war die „Ukrainische Front“ der Roten Armee am Vormarsch. Die Strategie: über den Südwesten und damit über die Bucklige Welt in den Kampfraum bzw. bis nach Wien zu gelangen. Über mehrere Wege gelang das Vorrücken, etwa über die Rosalia und Hochwolkersdorf und eben auch über die südliche Bucklige Welt. Das Weiße Kreuz vor Krumbach, das bis heute ein wichtiger Kreuzungspunkt ist, war es auch damals. „Das Weiße Kreuz stellt einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt für Bewegungen nach Norden, Süden, Osten und Westen dar. Damit war die Kreuzung nicht nur ein kritischer Punkt, sondern auch ein Engpass und sollte daher als einer der letzten Verteidigungversuche genutzt werden – mit allem, was greifbar war“, so Historiker Roman Lechner. Greifbar waren damals Soldatenschüler der Militärakademie in Wiener Neustadt, die ohne schwere Waffen in den von vorneherein aussichtslosen Einsatz geschickt wurden. Und während beim Weißen Kreuz Schützengräben ausgehoben wurden, hörte man bereits die ersten Granaten detonieren und schwere Flugzeugangriffe, insbesondere auf Wiener Neustadt, gingen diesen voraus. Es war dann auch an diesem Gründonnerstag 1945, als eines dieser Flugzeuge beim Rückflug über Thomasberger Gemeindegebiet abstürzte. Ein Denkmal mit einem der Rotorblätter erinnert bis heute daran.
Alte Postkarte vom Weißen Kreuz
Widerstand und Lähmung
Als am Karsamstag 1945 beim Weißen Kreuz von den Soldatenschülern und einigen wenigen „Lokalpatrioten“ mit NS-Gedankengut offener Widerstand geleistet wurde, machte die Rote Armee kurzen Prozess mit ihnen. Während die meisten bereits die Flucht angetreten hatten, standen schlecht ausgestattete Soldatenschüler der schwer bewaffneten Sowjetarmee gegenüber. Zurück blieben sieben gefallene Soldaten, die zunächst beim Weißen Kreuz, später in Krumbach und schließlich am Soldatenfriedhof in Sollenau begraben wurden.
Für die Bevölkerung bedeuteten diese Tage der Karwoche 1945 eine gewisse Lähmung. Roman Lechner erklärt: „Es war eine Zäsur zwischen der alten Macht, die nicht mehr galt, und der neuen, die noch nicht ganz da war.“ Und so ging das Osterfest 1945 ohne Gottesdienst, ohne jegliche Aktivitäten vorüber. Denn wer nicht unbedingt musste, ging nicht vor die Türe. Vor allem Frauen und Mädchen mussten sich verstecken, Plünderungen und Vergewaltigungen der Roten Armee standen auf der Tagesordnung. Schließlich wurde ganz Niederösterreich und damit auch die Bucklige Welt bis 1955 unter russische Kommandatur gestellt und die Menschen versuchten, ein relativ normales Leben wieder aufzunehmen. Für kurze Zeit wurde in Kirchschlag eine russische Kommandantur eingerichtet, wenig später mussten aber alle Menschen südlich von Lichtenegg zur Kommandantur in Aspang.
Eigenständigkeit als Überlebensstrategie
„In der Buckligen Welt ist man es allerdings seit jeher gewohnt, ein Eigenleben zu führen. Eine Tatsache, die wohl nicht unerheblich zum Überleben der Region beigetragen hat“, so Lechner. Ganz anders war dann die Situation rund um den EU-Beitritt 1995. Als eine der ersten Maßahmen konnte etwa unter dem damaligen Bürgermeister und späteren Regionsobmann Fritz Trimmel das Museumsdorf mithilfe von EU-Fördergeldern erweitert werden. Im Jahr 2000 war eine Delegation aus dem Partnerland Litauen zu Gast und in der Halle wurden Brauchtum, Volkskultur oder Kulinarik ausgetauscht. Als eines der ersten Leader-Projekte wurde die Kulinarik-Initiative „Sooo gut schmeckt die Bucklige Welt“ mit starker Krumbacher Beteiligung umgesetzt. Bis heute ist Krumbach eines der kulinarischen Zentren der Region, mit Haubenküche und Schaubetrieben.
Gedenkveranstaltung 80 Jahre Kriegsgeschehen beim Weißen Kreuz in Krumbach
Am 16. Mai um 18 Uhr mit Militärhistoriker Markus Reisner und Regionshistoriker Roman Lechner sowie mit Kranzniederlegung bei der Gedenktafel für die gefallenen Soldaten beim Gasthaus Weißes Kreuz
Das „Blochberger Haus“, das bei den Kämpfen getroffen wurde