Die Österreich-Fahne war immer mit dabei, hier am Grand Canyon / Fotos (3): Julia Secco
Ein Jahr Auszeit in Chicago
An den Wochenenden hat sie 18 Staaten bereist, unter der Woche arbeitete Julia Secco aus Aspangberg-St. Peter in einem Vorort von Chicago als Au-pair bei einer Familie mit drei kleinen Kindern. Fasziniert hat sie vor allem die Weite des Landes, aber auch die Offenheit der Menschen. Nach einem Jahr ist sie nun in ihre Heimat zurückgekehrt.
Der Kulturschock war anfangs groß. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich an die neue Lebensart gewöhnt hatte“, erinnert sich die nunmehrige Studentin für Englisch und Geschichte. „Doch irgendwann war das Heimweh vorbei, ich lernte andere Au-pairs kennen und gewöhnte mich an den neuen Alltag.“
Gewaltige Unterschiede
So erzählt Julia: „Für die Menschen dort stellt es kein Problem dar, übers Wochenende eine Anfahrt von vier Stunden in eine Richtung in Kauf zu nehmen. Die Menschen haben dort eine andere Auffassung von Weite.“ So hat zum Beispiel der Lake Michigan die Fläche von ganz Österreich. Mit ihrer Gastfamilie fuhr sie zu Weihnachten 30 Stunden mit dem Auto nach Florida zu deren Eltern. „Im Winter hatte es hier in Chicago für eine Woche minus 26 Grad, in Florida plus 25. Also ein Temperaturunterschied von 50 Grad.“ Überhaupt klettert das Thermometer von Ende Oktober bis Ende März nicht über die Nullgradgrenze. „Am 24. Dezember badeten wir im Pool in Florida, das war wie Urlaub“, so Julia.
An den Wochenenden hatte sie frei und erkundete das Land. „Die Inlandflüge sind relativ günstig, deshalb habe ich das oft genutzt, aber auch im Bus war ich viel unterwegs. Ich bin gereist, was das Budget hergegeben hat“, so Julia mit einem Schmunzeln. „Ich wollte immer schon das Land kennen lernen und meine Sprachkenntnisse vertiefen.“ Die österreichische Flagge war immer im Gepäck mit dabei.
Meist war sie mit anderen Au-pair-Mädels unterwegs. Eine Südafrikanerin wurde ihre beste Freundin. Sie besuchten den Grand Canyon, die Niagarafälle, aber auch New York, als ihre Eltern und ihr Freund auf Besuch waren.
Kultureller Mix
Generell gilt in Amerika: Je ärmer, desto dicker. „Meine Gastfamilie war wohlhabend, hier wurde mit dem gesunden Essen wieder übertrieben. Ansonsten herrscht die Wegwerfgesellschaft.“ Die Geschäfte haben bis mindestens 22 Uhr geöffnet, auch sonntags. „Ein Gewehr und den Führerschein bekommst du mit 16, Alkohol erst mit 18. Der maximale Mutterschutz samt Karenz beträgt sechs Monate. „Doch das kann sich niemand leisten. Das Leben ist extrem teuer durch die hohen Steuern“, berichtet die junge Abenteurerin. In Chicago herrscht die höchste Kriminalitätsrate, vor allem im Süden. „Aber man lernt recht schnell, wo man besser nicht hingeht.“ Was sie zu Hause am meisten genießt, ist die familiäre Gemeinschaft, auch im Ort. „Das gibt es in Amerika nicht.“
Julia Secco in Disney World in Florida
Julia auf dem Willis Tower in Chicago