In den Kasematten wird sich alles um das Thema Mobilität drehen. Außerdem entsteht hier das Besucherzentrum und eine Galerie. / Grafik: bevk perovic arhitekti
Pöll trainiert mit den größten Talenten
Bei den WorldSkills treffen sich alle zwei Jahre die besten Nachwuchsfachkräfte der Welt. Mitten drin im Geschehen ist Johannes Pöll, Metalltechnikmeister aus Bad Schönau, der junge österreichische Talente trainiert.
Im Jahr 2009 war er selbst Wettkampfteilnehmer und erreichte Platz 6 der weltbesten Lehrlinge. Seither ist Johannes Pöll, der in der Schlosserei Pichler in Kirchschlag tätig ist, aber weiterhin Teil der WorldSkills-Familie. Mit Riesenerfolg. Sein Schützling aus dem letzten Jahr, Franz Kalss von der Firma AKE Ausseer Kälte- und Edelstahltechnik, erreichte mit seinem Werkstück Platz zwei und holte Silber für Österreich. Für Pöll war es das erste Mal, dass er nicht nur Trainer, sondern auch als Experte und als Jurymitglied beim Wettbewerb dabei war. Entsprechend groß war auch die Aufregung. „Ich glaube, ich war teilweise nervöser als unser Teilnehmer“, so Pöll.
Insgesamt 1.200 Teilnehmer aus 77 Nationen und 52 Berufsgruppen trafen sich in Abu Dhabi. In der Kategorie Metallbautechnik gab es 13 Teilnehmer. „Die Asiaten sind in diesem Bereich ganz stark und investieren unheimlich viel Zeit in die Vorbereitung. Bei uns muss das alles neben dem Beruf gehen“, so Pöll. Insgesamt vier Trainer übten mit Kalss, der schon bei den Lehrlingswettbewerben und den SkillsAustria alle anderen hinter sich ließ.
Kein Material in der Wüste
Dass der Bewerb überhaupt über die Bühne gehen konnte, ist Pöll zu verdanken. Denn als der Wettbewerb starten sollte, war kein Material da. „In Abu Dhabi gibt es keinerlei Rohstoffe, die wir verwenden hätten können. Das Metall hätte aus Indien kommen sollen, war aber nicht da. Also habe ich zwei heimische Firmen kontaktiert, eine davon mit einer Niederlassung in Abu Dhabi, und habe über Nacht das Material für alle Teilnehmer bekommen“, erinnert sich der Schlossermeister. In 18 Arbeitsstunden wurden schließlich die Mähdrescher, die Aufgabe des Bewerbs 2017, gebaut. Bewertet wurde in der Nacht, um den Zeitverlust zu kompensieren. Beraten durften sich die Teilnehmer und die Experten nur in der Mittagspause und am Abend. „Meine größte Angst war, dass er sich verrechnet, aber er hat das ganz souverän gemacht“, so Pöll über seinen Schützling. Schließlich musste er sich knapp durch seinen Mitstreiter aus Südkorea geschlagen geben. „Optisch war Kalss der beste, nur in der Funktion war der andere Teilnehmer etwas besser.“
Praxisbezug
Österreich schneidet bei den Bewerben der besten Handwerker der Welt traditionell sehr gut ab. Auch bei den letzten WorldSkills reichte es beim Gesamtranking für Platz 6. „Unser duales Ausbildungssystem ist im internationalen Vergleich wirklich einzigartig. Vor allem, was den starken Praxisbezug betrifft. Dadurch können unsere Teilnehmer auch auf Unvorhergesehenes gut reagieren“, so der Fachmann.
Wieweit sich Pöll auch künftig bei den WorldSkills engagieren wird, weiß er noch nicht, denn dabei gehe auch viel Freizeit drauf. Im April wird er jedenfalls Mike Gampl, Lehrling bei der Schlosserei Pichler, zum Landeslehrlingswettbewerb in St. Pölten begleiten.